Eine Postbank Filiale in Berlin-Charlottenburg
Eine Postbank Filiale in Berlin-Charlottenburg
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Die Postbank und mehrere Post-Partnerfilialen stehen offenbar im Zentrum von BaFin-Untersuchungen im Zusammenhang mit Geldwäsche.

Darauf lassen zumindest Aussagen der BaFin-Exekutiv-Direktorin, Birgit Rodolphe, auf der Jahrespressekonferenz in Frankfurt schließen. Sie ist auch für das Thema Geldwäsche im Finanzsektor zuständig.

Hintergrund sind staatsanwaltschaftliche und polizeiliche Ermittlungen in Hannover. Demnach sollen mutmaßlich Kriminelle in Hannover illegal erlangtes Geld in Höhe von mehr als 60 Millionen Euro über eigene Postagenturen in bar abgehoben haben.

Die Postbank und mehrere Post-Partnerfilialen stehen offenbar im Zentrum von BaFin-Untersuchungen im Zusammenhang mit Geldwäsche. Auf der Jahrespressekonferenz von Deutschlands oberster Finanzaufsichtsbehörde in Frankfurt (14. Mai) nannte die Exekutiv-Direktorin für Geldwäsche, Birgit Rodolphe, zwar keine spezifischen Namen von Unternehmen, die die BaFin ins Visier genommen hat. Doch ihre Aussagen und die Zuständigkeit der Bafin für Geldwäsche im Finanzsektor lassen darauf schließen, dass die Postbank wohl betroffen ist, berichtet das „Handelsblatt“.

„Wir nehmen das Thema sehr ernst, und wir stehen mit den betroffenen Unternehmen und der Staatsanwaltschaft in Kontakt“, erklärte die für Geldwäsche zuständige Exekutiv-Direktorin Birgit Rodolphe während der Jahrespressekonferenz der BaFin am Dienstag (14. Mai) in Frankfurt. Und weiter: Die BaFin arbeite aktiv an der Sachverhaltsaufklärung mit.

So gingen die Verdächtigen bei der Geldwäsche vor

Hintergrund sind staatsanwaltschaftliche und polizeiliche Ermittlungen in Hannover. Demnach sollen mutmaßlich Kriminelle in Hannover illegal erlangtes Geld in Höhe von mehr als 60 Millionen Euro über eigene Postagenturen in bar abgehoben haben.

Dafür sollen sie EU-Bürger aus dem Ausland angeworben haben, die in Deutschland Geschäfts- und Privatkonten eröffneten, wie ein Sprecher der Staatsanwaltschaft Anfang Mai erläuterte. Dies geschah hauptsächlich über die Postagenturen als Partner der Postbank. Die Kontokarten wurde den angeworbenen sogenannten Finanzagenten von den Verdächtigen vor ihrer Rückkehr ins Ausland abgenommen. Die Konten sollen anschließend für illegale Geldtransfers benutzt worden sein. Die IBAN-Nummern wurden zum Beispiel bei Betrugsdelikten wie Phishing verwendet oder als Empfängerkonto bei Enkeltrick oder Fake-Fhops im Internet angegeben.

Gelder sollen mit Betrugstaten wie Phishing oder Enkeltrick zusammenhängen

Nach Angaben des Sprechers konnten die Tatverdächtigen über einen längeren Zeitraum unbemerkt große Bargeldsummen von den Finanzagenten-Konten abheben. Dies erweckte zunächst keinen Argwohn, weil die Postagenturen, wo die Abhebungen erfolgten, von den Verdächtigen selbst betrieben wurden. Hierin sei eine neue Qualität kriminellen Vorgehens zu erkennen, sagte der Sprecher. Bargeldabhebungen in hoher vier- bzw. fünfstelliger Höhe seien sonst aus Sicherheitsgründen in der Regel nur am Bankschalter und nicht am Geldautomaten möglich. In solchen Fällen seien Bank-Mitarbeiter angehalten, Fragen zu den Hintergründen der Transaktionen zu stellen. „Diese Hürde konnten die Verdächtigen geschickt umgehen, weil sie sich selbst die Auszahlungen legitimierten“, sagte der Sprecher.

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Den insgesamt 15 Beschuldigten im Alter zwischen 22 und 70 Jahren würden Verstöße gegen das Waffengesetz, Betrug, Geldwäsche, Steuerhinterziehung und Einbruchdiebstahl vorgeworfen, teilten Polizei und Staatsanwaltschaft Hannover am Montag mit.

Nach den bisherigen Erkenntnissen gingen die Verdächtigen arbeitsteilig vor. Zum Geschäftsmodell gehörte laut Staatsanwaltschaft, EU-Staatsbürger im Ausland unter einer Legende anzuwerben, damit sie in Deutschland Bauunternehmen gründen und Bankkonten eröffnen. Diese angeblichen Baufirmen dienten aber nur der Verschleierung großer Geldtransfers. Die Gelder sollen im Zusammenhang mit Betrugstaten wie Phishing, Enkeltrick, Internetbetrug, Anlage- und Abrechnungsbetrug sowie mit Steuerhinterziehung stehen.

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Die Beamtinnen und Beamten stießen der Mitteilung zufolge auf Vermögenswerte in Höhe von etwa 600 000 Euro. Außerdem wurden Konten und Immobilien der Beschuldigten mit einem Gesamtwert von rund 400 000 Euro von der Staatsanwaltschaft Hannover gepfändet. Sechs der 16 Tatverdächtigen wurden vorläufig in Gewahrsam genommen und erkennungsdienstlich behandelt. Nach Abschluss der polizeilichen Maßnahmen wurden sie entlassen.

Die Postbank arbeitet laut Sprecher eng mit Behörden zusammen

Die Deutsche Bank selbst lässt auf Anfrage des „Handelsblatts“ über einen Sprecher erklären: „Bei der Aufklärung des Sachverhalts arbeitet die Postbank seit längerer Zeit eng mit den Behörden zusammen.“ In Absprache mit der Deutschen Post seien außerdem „vor geraumer Zeit in den betreffenden Postpartneragenturen die Vermittlungen von Finanzdienstleistungen eingestellt“ worden.“

Wie das „Handelsblatt“ zudem aus Finanzkreisen erfuhr, scheint die Postbank schon vor zwei Jahren Auffälligkeiten bemerkt haben. So sollen dem Finanzinstitut schon vor längerer Zeit einige Kontobewegungen verdächtig vorgekommen sein. Seit Mai 2022 habe die Postbank fortlaufend Geldwäscheverdachtsmeldungen an die Behörden geschickt und stehe seit dieser Zeit in engem Austausch mit ihnen, heißt es laut „Handelsblatt“ in Finanzkreisen. 

Bis Ende nächsten Jahres will die Deutsche Bank nun alle 1800 Partneragenturen, die auch Postbank-Dienstleistungen anbieten dürfen, schließen.

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mit Material der dpa/jel