unschuldig
GrammatikAdjektiv · Komparativ: unschuldiger · Superlativ: am unschuldigsten
Aussprache [ˈʊnʃʊldɪç]
Worttrennung un-schul-dig
Wortbildung
mit ›unschuldig‹ als Erstglied:
unschuldigerweise
Mehrwortausdrücke
unschuldig wie ein Lamm
Bedeutungsübersicht
- 1. schuldlos, frei von Schuld
- 2. [gehoben] sittlich rein, ohne Falschheit und ohne Schuld
- 3. [veraltend] jungfräulich, unberührt
eWDG
Bedeutungen
1.
schuldlos, frei von Schuld
Beispiele:
der Angeklagte ist unschuldig
an diesem Verbrechen ist er unschuldig
jmdn. für unschuldig erklären
jmdn. unschuldig verdächtigen (= jmdn. verdächtigen, obwohl er schuldlos ist)
unschuldig im Gefängnis sitzen
unschuldig leiden
stell dich nicht so unschuldig!
den Unschuldigen spielen
einen Unschuldigen bestrafen
an etw. unschuldig sein (= für etw. nichts können)
2.
gehoben sittlich rein, ohne Falschheit und ohne Schuld
Beispiele:
unschuldige Kinder
ein unschuldiges Gesicht, Herz, Wesen
umgangssprachlichdu bist ein unschuldiger Engel
harmlos, naiv
Beispiele:
ein unschuldiges Vergnügen
eine unschuldige Freude
etw. unschuldig fragen, tun
jmdn. unschuldig anblicken
Etymologisches Wörterbuch (Wolfgang Pfeifer)
Etymologie
Etymologisches Wörterbuch (Wolfgang Pfeifer)
Schuld · schuld · schulden · schuldig · 1schuldigen · 1Schuldiger · 2schuldigen · 2Schuldiger · beschuldigen · anschuldigen · entschuldigen · Schuldner · Unschuld · unschuldig
Schuld f. ‘Zahlungsverpflichtung, Vergehen, Unrecht, Ursache (von etw. Bösem), Verantwortung (für etw.)’, ahd. sculd ‘(Zahlungs)verpflichtung, Vergehen, Missetat, Buße, Verdienst, Ursache’ (8. Jh.), mhd. schulde, schult, scholt, asächs. skuld, mnd. schult, mnl. scult, nl. schuld, aengl. scyld, anord. schwed. skuld (germ. *skuldi-) ist ein mit ti-Suffix zu dem unter sollen (s. d.) behandelten Präteritopräsens gebildetes Abstraktum. Verwandt sind lit. skolà und kaltė͂ ‘Schuld’, apreuß. skallīsnan (Akkusativ Sing. Fem.) ‘Pflicht’. Schuld bezeichnet zunächst eine ‘Verpflichtung oder Leistung’, die einem obliegt, dann speziell die ‘Verpflichtung zu einer Geldzahlung, die aus einem Darlehen erwächst’ und steht sowohl für ‘entliehenes, zurückzuzahlendes Geld’ als auch (vom Gläubiger her gesehen) für ‘verliehenes Geld, Guthaben’. Bereits im Ahd. nimmt Schuld (unter kirchlichem Einfluß) über ‘Verpflichtung zur Buße’ die Bedeutung ‘Missetat, Vergehen, begangenes Unrecht’ an. Daraus entwickelt sich in rechtssprachlicher Verwendung ‘Anklage, Anschuldigung, zur Last gelegtes Verbrechen, Beschuldigung’ (vgl. mhd. schult geben), ‘Ursache, Grund’ (für die Konsequenzen und Folgen eines Vergehens, vgl. mhd. einer sache schulde hān, nhd. Schuld haben an etw., mhd. einem schulde geben, nhd. die Schuld geben). Aus Wendungen wie er hat (die) Schuld entwickelt sich (etwa im 16. Jh.) prädikatives schuld Adj. Adv. ‘schuldig’. schulden Vb. ‘jmdm. zu einer Leistung, besonders zur Rückzahlung eines Geldbetrags, verpflichtet sein, jmdm. etw. verdanken’, ahd. sculdōn ‘verschulden, verdienen’ (10. Jh., gisculdōn, 9. Jh.), sculden ‘verschulden, verdienen, schuldig sprechen’ (9. Jh.), mhd. schulden ‘schuldig sein, bleiben, sich schuldig machen, verpflichtet sein, beschuldigen, anklagen’. schuldig Adj. ‘verpflichtet (etw. zu leisten oder zu zahlen), Urheber, Ursache, Anlaß für etw. darstellend’, ahd. sculdīg ‘schuldend, verpflichtend, verpflichtet, zugehörig, geeignet’ (8. Jh.), mhd. schuldic, schuldec. 1schuldigen Vb. ‘anklagen, bezichtigen’, ahd. sculdigōn (um 1000), mhd. schuldigen. Davon abgeleitet 1Schuldiger m. ‘Beschuldigender, Ankläger, Gläubiger’, mhd. schuldigære, schuldiger. Daneben (selten) 2schuldigen Vb. ‘Schuld tragen, schuldig sein’, ahd. sculdigen (10. Jh.). Davon abgeleitet 2Schuldiger m. ‘wer Schuld auf sich geladen hat, Straffälliger, Missetäter, Beklagter’, ahd. sculdiger (11. Jh.), mhd. schuldigære, schuldiger. Biblisch: … wie auch wir vergeben unsern Schuldigern Vaterunser (Matth. 6, 12), mhd. … als wir tuon unsern schuldigæren, in der Übersetzung von lat. dēbitōribus nostris (Vulgata), griech. opheilétais ḗmōn (ὀφειλέταις ἡμῶν). beschuldigen Vb. ‘die Schuld geben, anklagen, bezichtigen’, mhd. beschuldigen ‘anklagen’; vgl. ahd. sculdī̌gōn ‘beschuldigen’ (um 1000). anschuldigen Vb. ‘die Schuld geben, bezichtigen’, mhd. aneschuldigen. entschuldigen Vb. ‘verzeihen, erklären und damit um Verständnis bitten’, mhd. entschuldigen ‘von der Schuld befreien, lossagen, freisprechen’. Schuldner m. ‘wer einem Gläubiger Geld zurückzahlen muß’, frühnhd. schuldener ‘Schuldner’ und ‘Gläubiger’ (15. Jh.). Unschuld f. ‘Schuldlosigkeit, moralische Reinheit’, ahd. unsculd (8. Jh.), mhd. unschult, -schulde. unschuldig Adj. ‘schuldlos, moralisch untadelig’, ahd. unsculdīg (8. Jh.), mhd. unschuldic, -schuldec ‘frei von Schuld, schuldlos, unverschuldet, nicht gebührend’.
Bedeutungsverwandte Ausdrücke
makellos ·
rein ·
unschuldig ·
unschuldig wie ein Lamm ·
unschuldig wie ein Lämmchen ·
unschuldig wie ein neugeborenes Kind ●
lauter dichterisch ·
unbefleckt dichterisch
Assoziationen |
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ahnungslos ·
arglos ·
blauäugig ·
lebensunerfahren ·
leichtgläubig ·
naiv ·
tumb ·
unbedarft ·
unschuldig ·
vertrauensselig ●
an den Osterhasen glauben ugs., fig. ·
an den Weihnachtsmann glauben ugs., fig.
Assoziationen |
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Assoziationen |
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ahnungslos ·
nicht eingeweiht (sein) ·
unschuldig ·
von nichts wissen ●
mir hat keiner was gesagt ugs.
Assoziationen |
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frei von (jeder) Schuld ·
ohne (jede) Schuld ·
ohne die geringste Schuld ·
ohne eigenes Verschulden ·
schuldlos ·
unschuldig (an) ·
unverschuldet ●
bar jeder Schuld geh. ·
nichts können für ugs.
Assoziationen |
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jungfräulich ·
keusch ·
rein ·
sittsam ·
unbefleckt (bibl.) ·
unberührt ·
unverdorben ·
züchtig ●
unbescholten veraltet ·
unschuldig fig. ·
(moralisch) anständig ugs., veraltet
Assoziationen |
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Typische Verbindungen zu ›unschuldig‹ (berechnet)
Detailliertere Informationen bietet das DWDS-Wortprofil zu ›unschuldig‹.
Verwendungsbeispiele für ›unschuldig‹
maschinell ausgesucht aus den DWDS-Korpora
Wir wollen den Fall hier nicht noch einmal aufrollen, aber Sie fühlen sich doch immerhin völlig unschuldig.
[Der Tagesspiegel, 15.11.2003]
Und selbst wenn das Leben sinnlos sein sollte, sind wir nicht unschuldig daran.
[Die Welt, 13.10.2003]
Ich bin unschuldig an dem Blut dieses Gerechten; sehet ihr zu!
[Heym, Stefan: Ahasver, Frankfurt a. M.: Fischer-Taschenbuch-Verl. 1983 [1981], S. 61]
Sulla war großzügig genug, in diesem Fall kein unschuldiges Blut zu vergießen.
[Heuß, Alfred: Das Zeitalter der Revolution. In: Propyläen Weltgeschichte, Berlin: Directmedia Publ. 2000 [1963], S. 20531]
Dieses unschuldige Wort ließ die junge Frau auf einmal laut aufklagen.
[Bergg, Franz: Ein Proletarierleben. In: Simons, Oliver (Hg.) Deutsche Autobiographien 1690-1930, Berlin: Directmedia Publ. 2004 [1913], S. 8732]
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