Edmund Stoibers Frau Karin im Interview zum Weltfrauentag
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Frau Stoiber, erzählen Sie doch mal ...

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Karin Stoiber plaudert beim Merkur-Interview im Münchner Büro ihres Mannes Dr. Edmund Stoiber aus dem Nähkästchen und erklärt, wie sie 1993 in die Rolle von Bayerns First Lady gefunden hat.
Karin Stoiber plaudert beim Merkur-Interview im Münchner Büro ihres Mannes Dr. Edmund Stoiber aus dem Nähkästchen und erklärt, wie sie 1993 in die Rolle von Bayerns First Lady gefunden hat. © Arndt Pröhl

Karin Stoiber ist Mutter, Großmutter, Ehefrau, soziale Helferin und war 14 Jahre Bayerns First Lady. Zum Weltfrauentag gibt sie ein exklusives Interview, und erzählt über den Spagat zwischen Familie, Politik und der großen Öffentlichkeit.

Bad Tölz-Wolfratshausen – Im Fußballclub Farchet lernte eine junge, attraktive Bankangestellte 1963 einen zielstrebigen Rechtsreferendar kennen. Später wurde sie, Karin Rudolf, zu Karin Stoiber, Mutter von drei gemeinsamen Kindern und engagierte Unterstützerin ihrer großen Liebe Edmund, der eine steile politische Karriere machte. 1993 wurde Dr. Edmund Stoiber bayerischer Ministerpräsident und Ehefrau Karin damit die First Lady des Freistaats. Seinen Heimatlandkreis Bad Tölz-Wolfratshausen hat das Paar nicht verlassen. Im Interview spricht Karin Stoiber – ganz privat und von Frau zu Frau – über ihr Leben als Mutter, Großmutter und Ehefrau eines Spitzenpolitikers.

Frau Stoiber, was ist für Sie eine starke Frau?

Jemand, der in den verschiedenen Lebenslagen erkennt, was erreichbar ist und seinen Fähigkeiten und Talenten mutig folgt.

Wie haben Sie sich am Anfang Ihre Rolle als „Bayerns First Lady“ vorgestellt?

Darüber habe ich mir erst keine Gedanken gemacht. Aber als mein Mann bayerischer Ministerpräsident wurde, habe ich mich mit der von Gertrud Goppel und Irmingard Streibl, aber vor allem von Marianne Strauß geprägten quasi „nebenstaatlichen“ Rolle auseinandergesetzt und angefreundet.

Sie engagierte sich mit Leidenschaft für kranke und schwache 

War eine der Frauen ein Vorbild für Sie?

Ich habe versucht, meinen eigenen Stil zu finden. Mein Interesse lag immer im sozialen Bereich, für den ich mich bereits in sehr jungen Jahren engagiert habe. Deshalb habe ich als „First Lady Bayerns“ einen großen Schwerpunkt auf den Einsatz für schwerkranke Kinder gelegt.

Konnten Sie sich immer so verwirklichen, wie Sie wollten, oder musste Sie auch mal zurückstecken?

Die Aufgabe als Frau des bayerischen Ministerpräsidenten stand ganz oft in Konkurrenz mit meiner Aufgabe als Mutter, später auch als Großmutter. Aber ich habe es immer gut austarieren können. Dass ich etwas Bestimmtes wegen der Karriere meines Mannes nie machen konnte, das gab es nicht. Ich war immer glücklich, im sozialen Bereich tätig sein zu dürfen und meine Familie zu haben.

Sie haben drei Kinder bekommen und groß gezogen. Wie haben Sie es bewerkstelligt, die Rolle als Mutter und parallel Ihre Rolle als Frau an der Seite eines Spitzenpolitikers zu vereinbaren?

Das war eine große Herausforderung. Die Bewahrung der Privatsphäre meiner Familie und die große Öffentlichkeit, in der mein Mann in seinen Ämtern – dann auch als Kanzlerkandidat – stand, war ein großer Widerspruch. Aber wenn ich heute meine erwachsenen Kinder und das Verhältnis zu ihnen anschaue, ist mir der Spagat gut gelungen.

Hinter einem erfolgreichen Mann steht oft eine starke Frau, die ihm zu Hause viel abnimmt und organisiert. Trifft das auf Sie zu?

Ja, mit drei schulpflichtigen Kindern musste ich natürlich sehr viel alleine organisieren. Aber wir hatten als Familie einen großen gegenseitigen Zusammenhalt. Wenn meine Kinder mal den Vater gebraucht haben, hatte er immer ein offenes Ohr für sie, egal, wo er gerade war. Er hat immer großen Wert auf ein gemeinsames Frühstück gelegt, wenn er zu Hause war. Wir haben auch heute noch ein sehr intensives und ausgeprägtes Familienleben.

Karin Stoiber spricht über die Angst zur Zeit des RAF-Terrors 

In Ihrem privaten Leben hat das Thema Sicherheit immer eine große Rolle gespielt. Konnten Sie dennoch ein normales Familienleben führen?

Das war nicht immer einfach. Während des Terrors der RAF Ende der 1970er-, Anfang der 80er-Jahre mussten meine Kinder oft mit Personenschutz leben. Als meine zweite Tochter in der Grundschule war, hat sich einmal ein RAF-Mitglied im Schulhof herumgetrieben. Und einmal ist ihr aufgefallen, dass nach der Schule jemand hinter ihr hergeht. Zum Glück hat sie eine Freundin gefragt, ob sie zu ihr ins Haus mit reingehen kann. Ab da musste sie ständig bewacht werden. Diese Zeit war extrem einschneidend. Man darf aber nicht vergessen, dass das eine besondere Gefahrenlage war, das war nicht immer so.

Welche Eigenschaften haben Sie gebraucht und genutzt, um das alles zu stemmen ?

Zurückhaltung! Man muss einen guten Mittelweg finden und auch lernen, Nein zu sagen. Bei allem Engagement für meine bayerischen Projekte – wenn meine Kinder einen wichtigen Termin hatten, hatte dies Vorrang.

Mussten Sie jemals mit Vorurteilen kämpfen, was Ihr Geschlecht betrifft?

Frauen meiner Generation hatten früher noch mehr zu kämpfen, als es heute der Fall ist. Aber später hatte ich keine Probleme. Ich habe natürlich, was das angeht, als Frau des Ministerpräsidenten eine Sonderstellung gehabt.

Stoibers Töchter gaben ihrem Vater ab und zu einen Stups 

Sehen Sie in Deutschland Handlungsbedarf, was die Gleichstellung betrifft?

Wenn ich meine Schulzeit oder Berufstätigkeit in einer Bank mit heute vergleiche, hat sich vieles zum Positiven verändert. Meine Töchter hatten wesentlich bessere Startpositionen, als es früher üblich war. Frauen brauchen Leistungsvergleiche mit Männern nicht zu scheuen. Ich finde, dass man mit der bisherigen Entwicklung zufrieden sein kann, und bin mir sicher, dass sie noch weitergehen wird.

Brauchen wir eine Frauenquote in der Politik für Führungspositionen?

Früher habe ich Nein gesagt. Heute sehe ich das etwas anders. Die Chancen können sich für Frauen dadurch verbessern. Wir haben großartige Politikerinnen, die leisten gleich viel wie ein Mann. Eine Quote würde mehr Chancen generieren.

Haben Sie auf politischer Basis Ihrem Mann schon mal einen Stups gegeben, was die Gleichstellung betrifft?

Bei zwei Töchtern? Da brauchte ich meinem Mann keinen Stups mehr zu geben. Die haben das oft gemacht, und er hatte auch immer ein offenes Ohr, zum Beispiel beim Thema Kinderbetreuung. Im Kabinett hieß es dann immer: „Aha, eine der Töchter muss wohl mit ihm geredet haben. Der Ministerpräsident hat einen Schwenk in seinen Ansichten gemacht.“

Auf welche Ihrer Leistungen sind Sie heute besonders stolz?

Ich habe mit vielen Mitstreitern das erste süddeutsche Kinderhospiz in Bad Grönenbach gegründet. Da hatte ich viele Menschen an der Seite, die es mit diesem Projekt gut gemeint haben. Zum Beispiel haben wir durch Sponsoren ein Schwimmbad und eine Verabschiedungskapelle zu den acht Zimmern bauen können.

Wenn Sie heute Ihr 18-jähriges „Ich“ treffen würden, was würden Sie ihm für die Zukunft raten?

Sei offen für die Herausforderungen und Veränderungen im Leben und bleibe fest im Glauben. In diesem Sinne habe ich auch meine drei Kinder erzogen.

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