Ein Strafgericht in Catanzaro in Kalabrien/Italien hat nach Informationen des Südwestrundfunks (SWR) drei Männer aus Deutschland wegen Mitgliedschaft in einer mafiaartigen Vereinigung zu hohen Haftstrafen verurteilt.
Unter den Verurteilten ist demnach auch Mario L., der als "Pate von Stuttgart" galt. Er soll 10 Jahre und acht Monate in Haft. Das Urteil ist noch nicht rechtskräftig.
Mario L. hatte zuletzt in Waiblingen und Winnenden zwei Pizzerien geführt. Die italienische Staatsanwaltschaft hält ihn für eine zentrale Figur eines Netzwerks, das in Süddeutschland illegale Geschäfte für einen Clan der kalabrischen 'Ndrangheta betrieb. Demnach wurden unter anderem Gastronomen systematisch erpresst.
Rühmte sich mit Kontakt zu Günther Oettinger
Mario L. hatte in den 90er Jahren auch Günther Oettinger, damals CDU-Fraktionschef im baden-württembergischen Landtag, in Bedrängnis gebracht. In seiner Pizzeria organisierte Mario L. "kalabrische Abende" für die CDU und rühmte sich seiner Kontakte zu Oettinger. Nach jahrelangen Ermittlungen wurde Mario L. im Januar 2018 in Italien, im Rahmen einer europaweiten Razzia festgenommen.
Bei den beiden anderen Verurteilten handelt es sich den Recherchen zufolge um Tonino P. aus Baden-Württemberg und Francesco B. aus Hessen. P. muss laut Urteil für acht Jahre in Haft, B. für neun Jahre und 9 Monate. Auch diese Urteile sind noch nicht rechtskräftig.
Insgesamt 66 Angeklagte verurteilt
Insgesamt wurden in dem Prozess am Mittwoch nach Informationen der "FAZ" 66 der Angeklagten verurteilt; 37 wurden freigesprochen. ein weiterer Prozess gegen mutmaßliche Mafiosi läuft derzeit im kalabrischen Crotone. Hier stehen 80 Angeklagte vor Gericht.
Haftstrafen auch im Konstanzer "Mafia-Prozess"
Auch das Landgericht Konstanz hat am Mittwoch im sogenannten Mafia-Prozess Haftstrafen gegen vier Angeklagte verhängt. Die Urteile seien am Mittwoch vor allem wegen bandenmäßigen Handeltreibens mit Betäubungsmitteln ergangen, teilte das Gericht mit. Zudem waren bei den Angeklagten insgesamt rund 242 000 Euro beschlagnahmt worden, bei einem von ihnen auch rund 53 Kilogramm Kokain.
In dem Prozess, der aus Platzmangel in eine ehemalige Firmenkantine in Konstanz verlegt worden war, wurde bei allen Angeklagten ein Bezug zu den Mafia-Organisationen Cosa Nostra und 'Ndrangheta vermutet. Schon im November 2018 war ein erster Angeklagter verurteilt worden - er bekam eine Bewährungsstrafe von einem Jahr und sechs Monaten wegen Beihilfe zum Handel mit Betäubungsmitteln und wegen Drogenbesitzes.