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In memoriam: Gerhard Mues(15.7.1935 - 5.4.2024)


furtwaengler_jubileum


Die Wilhelm-Furtw�ngler-Gesellschaft trauert um ihren langj�hrigen Schatzmeister Dr. Gerhard Mues, der am 5. April 2024 im Alter von 88 Jahren starb. Der geb�rtige Berliner studierte Pharmazie an der FU Berlin, wurde promoviert und war lange als Apotheker in Berlin-Sch�neberg t�tig. Der intellektuelle Vater gab sein Interesse an der klassischen Musik an die Kinder Gerhard und Ingeborg weiter. Im Mues'schen Haus gab es ein Grammophon und eine stattliche Schallplattensammlung. Ein Lieblingswerk des jungen Gerhard war Mozarts Requiem.
Gerhard Mues geh�rte 1976 zu den Gr�ndungsmitgliedern der Gesellschaft der Freunde Wilhelm Furtw�nglers, die sich sp�ter in "Wilhelm-Furtw�ngler-Gesellschaft" umbenannte. Er und seine Mitstreiter waren unerm�dlich auf der Suche nach Dokumenten und noch nicht ver�ffentlichten, hochwertigen Konzertmitschnitten der Berliner Philharmoniker mit Wilhelm Furtw�ngler. Die fanden sich �berwiegend in den Archiven der Berliner Sender SFB und RIAS. So erschienen in den 1980er- und 1990er-Jahren Aufnahmen in einer zufriedenstellenden Gestalt, anfangs auf Langspielplatten, dann auf Compact Disc. Ohne das Bem�hen der Berliner Furtw�nglerianer w�re so manche wertvolle Aufnahme sicher erst sp�t ver�ffentlicht worden. Gerhard Mues war au�erdem von 1979 an Mitglied der Otto-Ackermann-Gesellschaft bis zu deren Aufl�sung im Jahr 2009.
Sein Amt als Schatzmeister der WFG gab Gerhard Mues 2018 aus gesundheitlichen Gr�nden auf. Er blieb der Furtw�ngler-Gesellschaft jedoch verbunden und nahm Anteil an ihren Aktivit�ten. Leider nahm seine Beweglichkeit stark ab, zus�tzlich hatte er in den letzten Jahren Probleme mit seiner nachlassenden Sehkraft.


1928: Urauff�hrung der Orchestervariationen
von Sch�nberg

Wilhelm Furtw�nglers Repertoire bestand im Wesentlichen, doch nicht ausschlie�lich, aus Musik der Klassik und Romantik. So hat er auch Werke des 20. Jahrhunderts und Musik von Komponisten seiner Zeit zur Auff�hrung gebracht: Genannt seien nur B�la Bart�k, Boris Blacher, Ferruccio Busoni, Paul Hindemith, Artur Honegger, Sergej Prokofjew und Igor Strawinsky. Und immerhin wurden in Furtw�ngler-Konzerten der Berliner Philharmoniker auch vier Werke von Arnold Sch�nberg (Pelleas und Melisande, Verkl�rte Nacht, Variationen f�r Orchester und die F�nf St�cke f�r Orchester) und das Violinkonzert von Alban Berg gespielt.
Eine besondere Rolle spielten die Variationen f�r Orchester op. 31 von Arnold Sch�nberg, ein Schl�sselwerk der Neuen Musik und auch des Komponisten. Vor 95 Jahren, Anfang Dezember 1928, brachte Wilhelm Furtw�ngler die Variationen mit den Berliner Philharmonikern zur Urauff�hrung. Die Proben waren turbulent, die Urauff�hrung geriet letztlich zu einem Fiasko. Wie es dazu kam, schildert Volker Tarnow hier.

"Zeitschichten" -
Chronologie des Magnetbandzeitalters

2007 erschien das umfangreiche Buch "Zeitschichten: Magnetbandtechnik als Kulturtr�ger", eine Chronologie von ersten, pr�zisen Ideenskizzen aus dem 19. Jahrhundert bis zu Digitalsystemen zur Ton- und Bildaufzeichnung nach 2000. Es avancierte bald zum Standardwerk f�r Fachleute, Archive sowie Musikinteressierte und Sammler von Magnetbandger�ten. "Zeitschichten" erschien, als die Zeit der Magnetbandspeicher im Gro�en und Ganzen vorbei war. So verfiel eine Technik, die von 1950 bis 2000 in Rundfunk- und Fernsehanstalten, Film- und Schallplattenstudios dominierte, bei wissenschaftlichen Expeditionen unentbehrlich war - die Symbiose der aus chemischen Produktionslinien stammenden Informationstr�ger mit feinmechanischen Transport- und Laufwerken. Festplatten, Solid State Disks (SSD) oder USB-Sticks haben diese Aufgaben �bernommen. In einem halben Jahrhundert ist ein beachtlicher Teil unseres kulturellen Erbes auf Magnetb�ndern gespeichert worden. Geschichte und technische Details sollen nicht verlorengehen.

Dreizehn Jahre nach dem ersten Erscheinen des Buches legten die Autoren 2020 eine erweiterte und �berarbeitete vierte Auflage der "Zeitschichten" vor. Dabei kamen bislang kaum bekannte Tatsachen zu Tage - darunter, dass Wilhelm Furtw�ngler zum ersten Nutznie�er der Hochfrequenzvormagnetisierung wurde (dem ersten und insgesamt erfolgreichsten Verfahren der Dynamik-Ausweitung in der Tonbandtechnik). Das 771-Seiten-Buch im DIN-A4-Format steht jetzt zum Download zur Verf�gung. Wir danken Friedrich Engel und der Gesellschaft der Freunde der Geschichte des Funkwesens e.V. (GFGF, www.gfgf.org), die das Buch hier als pdf bereit h�lt: