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Entgiftungsklinik: Welche Alternativen stehen zur Entgiftung zur Verfügung?

Was Sie über die stationäre Entgiftung wissen sollten

Die körperliche Entgiftung gehört gemeinsam mit der psychischen Entwöhnung zu den wichtigsten Behandlungsschritten der Suchtmedizin und erfolgt in Deutschland meist stationär. Sie steht am Anfang eines qualifizierten Suchtmittelentzugs und kann Alkoholikern nach einem Rückfall den Weg in die Abstinenz öffnen. Auch bei einer Alkoholvergiftung z. B. bei  alkoholisierten Jugendlichen („Komasaufen“) ist sie zwingend erforderlich und findet in einem Akutkrankenhaus unter Umständen auf der Intensivstation statt. Dasselbe gilt für eine Überdosis an Drogen oder eine Arzneimittelvergiftung.

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Welche Einrichtung ist am besten für eine Entgiftung geeignet?

Während bei Notfällen die nächstgelegene Einrichtung zur medizinischen Betreuung gewählt wird, ist die stationäre Entgiftung im Rahmen einer Entzugsbehandlung in der Regel mit einer freien Klinikwahl verbunden. So kann in der internistischen Abteilung eines Krankenhauses, in einer psychiatrischen Klinik oder in einer privaten Entzugsklinik entgiftet werden.

Obwohl das Behandlungsziel in allen Institutionen dasselbe ist, liegt es auf der Hand, dass das Verständnis für suchtkranke Patienten in einer spezialisierten Privatklinik als Entgiftungsklinik deutlich höher ist als in einem Akutkrankenhaus oder einem psychiatrischen Klinikum. Der Abhängige und seine Nöte werden ohne Vorurteile in ihrer Gesamtheit angenommen und fokussiert und auf die Erkrankung abgestimmt behandelt. Auch die Personalbesetzung in einer privat geführten Entzugs- und Entgiftungsklinik ist in der Regel höher, so dass rund um die Uhr qualifizierte Ärzte und Pflegefachkräfte bereitstehen, um den Betroffenen während den Entzugserscheinungen kompetent und empathisch zu behandeln. Darüber hinaus ist die Patientenanzahl in einer reinen Privatklinik meist geringer und die Unterbringung komfortabler als in einem öffentlichen Krankenhaus oder einer psychiatrischen Klinik.

Wie erfolgt die Aufnahme in die Klinik?

Hier muss zwischen öffentlichen Einrichtungen und einer privat geführten Klinik unterschieden werden. Für den Entzug in einem Allgemeinkrankenhaus ist zunächst eine ärztliche Einweisung notwendig, die von der Krankenkasse genehmigt werden muss. Die Überweisung darf auf Wunsch des Patienten von jedem Arzt ausgestellt werden. Der Suchtkranke wird dann in der Regel in ein Krankenhaus oder eine Psychiatrie überwiesen.

Erfolgt die entgiftende Behandlung privat und wird selbst gezahlt, sind die Anmeldeformalitäten erheblich unkomplizierter und die Aufnahmefristen kürzer. So ist bei freien Kapazitäten auch im intoxikierten Zustand eine Sofortaufnahme möglich. Damit die privaten Krankenkassen die Kosten der Entgiftung oder zumindest einen Teil davon übernehmen, ist es allerdings wichtig, dass es sich um eine Akutklinik entsprechend § 107 I SGB V handelt.

Welche Formen der stationären Entgiftung gibt es?

In öffentlichen Kliniken mit internistischen, suchtmedizinischen oder psychiatrischen Abteilungen kann die körperliche Entgiftung entweder als reine Entgiftung oder als qualifizierte Entgiftung bzw. multimodale Komplexbehandlung mit einer Motivationstherapie durchgeführt werden. Während erstere sich ausschließlich auf die Entgiftung von Alkohol, Medikamenten oder Drogen konzentriert, vermittelt eine Motivationstherapie Ansätze zur sozialen Stabilisierung und zur Einleitung einer weiterführenden Suchtrehabilitation. Das behandelnde Spezialisten-Team ist interdisziplinär zusammengesetzt und besteht nicht nur aus Ärzten und Suchtmedizinern, sondern auch aus Psychotherapeuten, Physiotherapeuten und Sozialpädagogen. Je nach Dauer und Ausprägung einer Suchterkrankung, kann die Länge einer solchen Behandlung zwischen unterschiedlichen Zeiträumen variieren.

Es liegt auf der Hand, dass die Motivationstherapie einen deutlich fundierteren Therapieansatz als eine reine Entgiftung bietet. Dennoch ist der zur Verfügung stehende Zeitraum viel zu kurz, um die seelische Komponente der Suchterkrankung umfassend zu behandeln. Daher haben Erwerbstätige auch die Möglichkeit, auf Kosten der Rentenversicherung ergänzend zu der von der Krankenkasse übernommenen Entgiftung an einer Suchtrehabilitation in einer Rehaklinik teilzunehmen.

Worin liegen die Nachteile einer reinen Entgiftungsklinik bzw. einer öffentlichen Einrichtung?

Wie bereits erwähnt, ist selbst eine stationäre Entgiftung mit anschließender Motivationstherapie üblicherweise nicht ausreichend, um dauerhaft dem Teufelskreis der Sucht zu entkommen. Dabei ist es egal, ob es sich um eine Alkoholabhängigkeit, eine Medikamentensucht oder eine Drogenabhängigkeit handelt. Schließlich können die Ursachen der Sucht nur in einer qualifizierten Psychotherapie aufgearbeitet werden. Erst hier kann der suchtkranke Mensch durch Selbstreflexion lernen, wie er das Verlangen nach dem Rauschmittel bekämpft und mit welchen Strategien er der Suchterkrankung entgegentreten kann. Hinzu kommen möglicherweise weitere psychische Erkrankungen, die bei einer ausschließlichen Entgiftung in der Regel nicht mitbehandelt werden, so dass die Abhängigkeitserkrankung aufgrund von Depressionen oder Angststörungen innerhalb kürzester Zeit wieder Oberhand gewinnen kann.

Nimmt der Betroffene anschließend an einer Suchtrehabilitation teil, erfolgt diese in der Regel zeitlich verzögert und in einer anderen, vom Kostenträger zugewiesenen Einrichtung. Der Rehabilitand muss sich zunächst neuen Therapeuten und anderen Örtlichkeiten öffnen und Vertrauen aufbauen. Fühlt er sich in der Einrichtung nicht wohl, fehlt ihm der für den Therapieerfolg so notwendige geschützte Rahmen. Ein Wechsel in eine andere Rehaklinik ist meist nicht möglich. Darüber hinaus lässt sich ohnehin nur ein kleiner Teil aller Abhängigen nach der Entgiftungsbehandlung auf der Station auf eine Suchtrehabilitation ein; zum Teil aus fehlender Motivation und zum Teil aus Unkenntnis ihrer Möglichkeiten und Rechte.

Die Zeit zwischen Entgiftung und Entwöhnung ist für den Suchtkranken eine äußerst belastende und riskante Zeit. Schließlich leidet er nach wie vor am nahezu unstillbaren Verlangen (Craving) nach dem Suchtmittel, das durch die Entwicklung des Suchtgedächtnisses hervorgerufen wird. Je länger die Wartezeit auf einen Reha-Platz dauert, desto größer ist daher auch die Rückfallgefahr.

Welche Alternativen gibt es zur stationären Entgiftung mit zeitlich verzögerter Suchtrehabilitation?

Deutlich erfolgsversprechender ist es, nach einer Klinik bzw. einem Behandlungskonzept zu suchen, bei dem die Entgiftung und Entwöhnung in einem Schritt durchgeführt werden oder im Rahmen eines Nahtlosverfahrens direkt nach der Entgiftung in eine Rehaklinik zu kommen. In diesem Fall ist es wichtig, dass der Sozialdienst der behandelnden Klinik die Antragstellung spätestens 7 Tage vor der Beendigung der qualifizierten Entgiftung durchführt und sich auch um alle sonstigen Formalitäten kümmert. Der Sozialbericht wird dabei meist in verkürzter Form erstellt. Die aufnehmende Rehaklinik ist dazu angehalten, eine Bearbeitungszeit von 5 Tagen nicht zu überschreiten.

Wenn die Entgiftung und Entwöhnung in einem Schritt stattfinden, werden sowohl die physische als auch die seelische Abhängigkeit behandelt und Alternativen zum Substanzkonsum trainiert. Zudem erfolgt in der Regel eine umfangreiche Rückfallprophylaxe und zum Abschluss der Behandlung sollte ein Nachsorgekonzept erstellt werden. Üblicherweise haben solche Therapieangebote eine Behandlungsdauer von 28 Tagen und sind somit länger und nachhaltiger als eine Entgiftungsbehandlung mit oder ohne Motivationstherapie. Dem Patienten werden dadurch häufig mehrere erfolglose Entzugsversuche erspart. Allerdings werden derartige Therapiekonzepte nur von privaten Fachkliniken angeboten.

Wie lange dauert der körperliche Entzug in einer Entgiftungsklinik?

Die Dauer des physischen Entzugs und des damit verbundenen Entzugssyndroms hängt vom Einzelfall, dem Suchtmittel und der Ausprägung der Sucht ab. So ist bei einer Alkoholabhängigkeit in den meisten Fällen davon auszugehen, dass die schlimmsten Entzugssymptome nach 3 bis 5 Tagen ausgestanden sind. Die ersten Entzugserscheinungen können bereits 4 bis 12 Stunden nach dem Verzicht auf Alkohol auftreten, am ausgeprägtesten ist das Entzugssyndrom nach 24 Stunden. Nach 2 bis 3 Wochen sind bei fast allen Alkoholikern die körperlichen Entzugserscheinungen komplett abgeklungen. Daher wird von vielen Krankenkassen eine zweiwöchige Behandlungsdauer bewilligt, nach welcher die Patienten aus der Klinik entlassen werden.

Findet die Entgiftung in einer privaten Entzugsklinik statt, ist das Zeitfenster des Entzugssyndroms dasselbe, allerdings beginnen spätestens in der 2. Woche die psychische Stabilisierung und die zielgerichtete Besprechung von Suchtursachen und konkreten Lösungsmöglichkeiten. Entgiftung und Entwöhnung gehen also ineinander über und die Abhängigen verlassen die Klinik körperlich und psychisch stabilisiert.

Die Entgiftungsbehandlung von Drogen oder Medikamenten kann deutlich langwieriger und komplexer verlaufen und steht in enger Verbindung mit der konsumierten Substanz. So müssen die allermeisten Medikamente fraktioniert abgesetzt, d. h. nach und nach ausgeschlichen werden. Einige Präparate können zwei- bis dreiwöchige Depots aufbauen, so dass sich das Entzugssyndrom unter Umständen erst danach bemerkbar macht. Dasselbe gilt für die Abbauprodukte bestimmter illegaler Drogen.

Mit welchen Entzugserscheinungen ist zu rechnen?

Egal, ob Alkoholabhängigkeit, Medikamentensucht oder Drogenabhängigkeit: Die Entgiftungsbehandlung stellt eine große physische und seelische Belastung dar und verursacht daher bei zahlreichen Betroffenen bereits im Vorfeld der Entgiftung massive Ängste. Dennoch lassen sich die auftretenden Beschwerden nicht über einen Kamm scheren, sondern richten sich nach der jeweiligen Substanz und der gesundheitlichen Verfassung des Suchtkranken.

So können bei einer Alkoholtherapie Entzugserscheinungen wie Angst, Schlafstörungen und Depressionen bis hin zu Magenschmerzen, Durchfall oder Krampfanfällen auftreten. Auch kann es zu Zittern, Schwitzen oder Nervosität kommen. Das gefürchtete Delirium tremens tritt bei rund 5 bis 15 Prozent aller Alkoholentzüge auf, kann aber unter ärztlicher Überwachung und engmaschiger Kontrolle der Vitalfunktionen frühzeitig diagnostiziert und erfolgreich behandelt werden. Beim Medikamenten- und Drogenentzug werden die

Entzugserscheinungen von der jeweiligen Wirkstoffgruppe bzw. Droge bestimmt, wobei sich die Symptome beim Benzodiazepin- und Z-Substanzen-Entzug ähnlich sind.

Wie wird das Entzugssyndrom gelindert?

Eine qualifizierte Entzugsbehandlung in einer privat geführten Entgiftungsklinik oder einem allgemeinen Krankenhaus beinhaltet in der Regel eine medikamentöse Linderung der Entzugserscheinungen. Beim Alkoholentzug wird meist der sedierende Wirkstoff Clomethiazol verabreicht. Diese, unter dem Handelsnamen Distraneurin vertriebene Substanz, verringert Erregung, Unruhe und Delirien und wirkt ebenfalls gegen Schlafstörungen. Bei Patienten mit kardiopulmonalen Vorerkrankungen ist der Wirkstoff allerdings kontraindiziert; sie erhalten stattdessen üblicherweise das Benzodiazepin Diazepam.

Um einen rasanten Wirkstoffabfall beim Medikamentenentzug zu verhindern, wird das Suchtmittel Schritt für Schritt herunterdosiert und durch einen Wirkstoff mit mittlerer Halbwertszeit substituiert. Beim Drogenentzug kann die Entgiftung entweder medikamentengestützt durch Antidepressiva wie Doxepin und Clonidin und Neuroleptika stattfinden oder bei Opiatabhängigen durch eine Substitutionstherapie z. B. mit Methadon.

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