Japonaiserie: Van Gogh und seine Einflüsse aus der japanischen Kunst
In Vincent van Goghs äußerst produktive und experimentierfreudige Pariser Jahre fällt seine erste umfassende Beschäftigung mit japanischen Farbholzschnitten. In kurzer Zeit trug er eine beeindruckende Sammlung von etwa 600 Ukiyo-e Grafiken zusammen, die er im Frühjahr 1887 im Café du Tambourin, einem beliebten Treffpunkt avantgardistischer Künstler, ausstellte.
Im Jahr 1888 beschließt er, Paris zu verlassen und sich in der Provence niederzulassen. Dort, wo Kunst und Geist in voller Blüte standen und wo die Künstler im Einklang mit der Natur leben und arbeiten konnten, ohne sich von den einengenden Konventionen der akademischen Tradition einschränken zu lassen, in dieser Gegend sah er sich am stärksten mit dem japanischen Ideal verbunden.
Van Gogh hatte diese Ideen nach der Lektüre von Romanen von Edmond de Goncourt und Félix Régamey entwickelt, die stark idealisierte Bilder von Japan zeichneten.
Die meisten zeitgenössischen französischen Autoren sahen Japan in einer zeitlosen, vormodernen Reinheit verhaftet und erblickten darin das perfekte Heilmittel für die Leiden der europäischen Großstadtmoderne.
Alle meine Arbeiten basieren zum Teil auf japanischer Kunst
- Vincent van Gogh, Sonntag, 15 Juli 1888
Japonaiserie: Die japanischen Einflüsse in van Goghs Kunst
Japonaiserie war der Begriff, mit dem der niederländische Postimpressionist Vincent van Gogh den Einfluss japanischer Kunst beschrieb. Wie sich dieser Einfluss in seiner Kunst manifestierte, soll im Folgenden an einigen Beispielen gezeigt werden.
Van Gogh beschäftigte sich 1887 intensiv mit japanischen Holzschnitten, die er als Vorlagen zunächst abzeichnete und dann recht genau kopierte.
1887 integrierte er mehrere von ihnen als malerische Kulissen in das Porträt des Père Tanguy, den er in einer Pose ähnlich einem sitzenden Buddha darstellte.
Das Bild des Berg Fuji über Tanguys Kopf wurde höchstwahrscheinlich von einer von Hiroshiges Druckgrafiken aus den 36 Ansichten des Berges Fuji inspiriert.
Die anderen Drucke im Hintergrund wurden von van Gogh ausgewählt, um die Vielfalt der verschiedenen Genres japanischer Druckgrafiken zu zeigen, darunter Landschaften, Blumenstudien und Geishas.
Im folgenden Jahr war van Gogh in seiner Arbeit mit japanischen Grafiken unabhängiger geworden. Kompositionell ähneln mehrere seiner Gemälde mit blühenden Mandelblüten Hiroshige Darstellungen des Flusses Sumida.
Die Auseinandersetzung mit der japanischen Kunst verhalf van Gogh zu seinem unverwechselbaren Stil. Diese Auseinandersetzung mit seinen japanischen Vorläufern sollte sich als die wichtigste und entscheidende Begegnung seines gesamten künstlerischen Schaffens erweisen.