Kitzbühel: Fritz Dopfer erklärt schwere Krise der DSV-Abfahrer - mit besonderer Metapher zurück zum Erfolg?
Update 24/01/2024 um 09:26 GMT+1 Uhr
Der Slalom-Triumph von Linus Straßer war Balsam für die DSV-Seele. Doch während die deutschen Techniker feiern, steckt die Speed-Abteilung in einer schweren Krise. Die Spitzenplätze sind außer Reichweite, ein neunter Platz von Romed Baumann ist das beste Ergebnis der Saison. Eurosport-Experte Fritz Dopfer glaubt jedoch an eine Besserung - und bedient sich einer besonderen Metapher.
Unterschiedlicher hätte die Gemütslage kaum sein können. Während sich Linus Straßer zehn Jahre nach Felix Neureuther zum nächsten deutschen Slalom-König am Ganslernhang aufschwang, war bei den deutschen Abfahrern Trübsal blasen angesagt.
Sowohl am Freitag als auch am Samstag schafften es lediglich zwei DSV-Athleten in die Punkte, Rang 14 von Dominik Schwaiger war dabei das höchste aller Gefühle.
Die Sphären, in welchen sich Cyprien Sarrazin und Marco Odermatt bewegen, scheinen zurzeit unerreichbar.
"Leistungssport ist ein schnelllebiges Tagesgeschäft, in dem gewisse Ergebnisse nicht einfach zu erklären sind und das Pendel schnell wieder in die andere Richtung ausschlagen kann", erklärte Eurosport-Experte Fritz Dopfer im exklusiven Interview.
Dopfer fordert Staubsaugervertreter-Mentalität
Die Abfahrer rund um Romed Baumann, Dominik Schwaiger und Co. sieht Dopfer trotz der bislang dürftigen Ergebnisse aber in den richtigen Händen. "Bundestrainer Christian Schwaiger und Disziplintrainer Andreas Evers sind absolute Experten in ihrem Fach", schilderte der Slalom-Vizeweltmeister von 2015. "Das Trainerteam ist erfahren und war in der Vergangenheit höchst erfolgreich."
Laut Dopfer seien die Athleten selbst ihre größten Kritiker. Das ständige Hinterfragen kann jedoch auch einen negativen Effekt auslösen. "Wenn die erhofften Ergebnisse dann nicht sofort eintreten, wirst du ungeduldig und die Negativspirale dreht sich weiter", weiß Dopfer.
Um das Dilemma der deutschen Speedfahrer auf den Punkt zu bringen, bediente sich der 36-Jährige einer Metapher des ehemaligen Fußballtrainers Christoph Daum.
"Der Staubsauger-Vertreter verkauft auch nicht an jeder Tür einen Staubsauger. Er klingelt drei-, viermal vergebens. Aber beim fünften, sechsten Versuch ist er erfolgreich. Dann ist der Knoten geplatzt", zitierte er den einstigen Übungsleiter von Bayer Leverkusen.
Wenn es nach Dopfer geht, muss sich das deutsche Speed-Team an dieser Einstellung orientieren. "Am Schluss braucht’s diese Staubsaugervertreter-Mentalität gepaart mit der notwendigen Lockerheit."
Dopfer: DSV kann Rücktritt von Dreßen verkraften
Der Rücktritt von Thomas Dreßen verschärft die Situation der deutschen Abfahrer zusätzlich, immerhin hinterlässt der Kitzbühel-Triumphator von 2018 große Fußstapfen.
Laut Dopfer verfügt der DSV jedoch über genügend Qualität, Dreßens Wegfall aufzufangen - auch wenn die bislang magere Ausbeute von nur einem Top-10-Platz alles andere als optimistisch stimmt.
"Für das Speed-Team ist das ein herber Verlust, weil Thomas konstant Top-Leistungen gebracht hat", so Dopfer. "Diese Situation ist zugleich eine Chance für alle anderen Mitglieder des Speed-Teams, die Lücke zu schließen."
Das DSV-Team sei im Kollektiv stark genug, "diese Situation zu meistern. Alle Athleten sind gestandene Typen und Persönlichkeiten, die alle für sich bereits sehr viele Höhen erlebten, gleichzeitig aber ebenso einige Tiefpunkte wegstecken mussten. Das formt dich als Athlet und macht dich resilient."
Die Ursachenfindung im sportlichen Tief der DSV-Abfahrer erweist sich jedoch als äußerst schwierig - vor allem von außen betrachtet.
"Als Athlet hast du während der Wettkampfphase keine Zeit grundlegende Fehlerbilder zu beheben", gab Dopfer einen Einblick. Ist die Saison bereits im Gange, findet die Analyse nur noch im Detail statt. Doch auch hier öffnet sich so mancher Weg aus der Krise.
"Du kannst nur in homöopathischen Dosen Änderungen am Setup oder an der Technik vornehmen. Fragen Sie mal bei Henrik Kristoffersen oder Loic Meillard nach", so Dopfer.
"Hilfreich für mich war immer, wenn es nicht laufen wollte, auf das Setup zurückzugehen, auf dem ich zuletzt ein gutes Gefühl hatte", führte er weiter aus. "Interessant dabei ist, dass es oft nur kleine Nuancen sind."
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