Taiwan – Geografie, Geschichte, Politik eines von China bedrohten Landes
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Taiwan – Geografie, Geschichte, Politik eines von China bedrohten Landes

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Während Taiwan sich als unabhängigen Staat betrachtet, sieht die Volksrepublik China ihn als Teil des eigenen Landes. Der Taiwan-Konflikt ist bis heute ungelöst.

Taipeh – Dies ist die Hauptstadt der Republik China, die weitestgehend unter dem Namen Taiwan bekannt ist. Weitere Bezeichnungen sind Chinesisches Taipeh und Republik China auf Taiwan. Das ostasiatische Taiwan wird nur von wenigen Staaten diplomatisch als eigener Inselstaat anerkannt – für die meisten Länder gilt er als Teil der Volksrepublik China.

Taiwan auf der Karte: Geografie

Taiwan umfasst seit 1949 eine Fläche von etwa 36.179 Quadratkilometern. Das entspricht ungefähr der Größe von Baden-Württemberg. Den Hauptteil davon macht die Insel Taiwan aus. Sie liegt im westlichen Pazifik und misst 35.801 Quadratkilometer. Daneben zählen noch verschiedene Inseln zur Republik China. Zu den größten davon gehören:

Taipeh
Taipeh © IMAGO / Panthermedia
  • die Matsu-Inseln,
  • Quemoy,
  • Großqiu und Kleinqiu,
  • die Pescadoren-Inselgruppe.

Im Norden und Osten grenzt Taiwan an Japan, im Süden an die Philippinen und im Westen an die Volksrepublik China.

Der westliche, an der Küste gelegene Inselteil Taiwans ist Tiefland. Der restliche Teil des Landes besteht aus drei beinahe parallel verlaufenden, bewaldeten Hochgebirgszügen. Sie sind vulkanischen Ursprungs und erreichen eine Höhe von knapp 4.000 Metern. Einige Gebirgsläufe reichen im Südwesten an das Südchinesische Meer heran.

Republik China und Volksrepublik China: Taiwans Politik und Stellung heute

Seit den 1990er-Jahren handelt es sich bei Taiwan um eine Demokratie. Laut des Demokratieindex belegte Taiwan 2020 den elften Platz von 167 Ländern und Territorien. Damit ist die Republik China mit Abstand der bestplatzierte asiatische Staat und liegt sogar vor Deutschland, Österreich und der Schweiz. Ebenfalls erhielt Taiwan 2017 und 2018 in den Freiheitsindex-Länderlisten bessere Punktwerte als traditionell demokratisch verfasste Länder wie Italien, Frankreich oder die USA.

Der Präsident sowie die Abgeordneten des Einkammer-Parlaments werden in freien und geheimen Wahlen bestimmt, wobei das Staatsoberhaupt maximal zweimal den Posten bekleiden darf und eine Amtsperiode vier Jahre dauert. Er hat zudem die Befehlsmacht über die taiwanesischen Streitkräfte. Seit 2016 steht Präsidentin Tsai Ing-wen an der Spitze des Landes. Sie ist die erste Frau, die in diese Position gewählt wurde.

Tsai Ing-wen gehört der DPP-Partei an – der Demokratischen Fortschrittspartei. Diese bildet zusammen mit der Taiwanischen Solidaritätsunion (TSU) und der Taiwan-Unabhängigkeitspartei (TAIP) die pan-grüne Koalition. Sie strebt nach einer formellen Unabhängigkeit Taiwans. Die pan-blaue Koalition, die zweite große Strömung aus der Kuomintang (KMT), der Qinmindang (PFP) und der Xindang (CNP), befürwortet den gegenwärtigen Zustand und möchte langfristig gesehen eine Wiedervereinigung mit China unter demokratischen Voraussetzungen erzielen. Die taiwanische Demokratie hat für einige westliche Beobachter große Bedeutung. Sie sehen darin ein Modell für eine zukünftige Demokratisierung der Volksrepublik China.

Taiwan als eigener Staat: Internationale Anerkennung

Die völkerrechtliche Stellung von Taiwan ist bis heute Bestandteil des Taiwan-Konflikts. Die Volksrepublik China betrachtet Taiwan als ihr Territorium; China droht sogar eine militärische Eroberung der Insel an, sollte sich Taiwan als unabhängig erklären. Die Republik China sieht sich dagegen als souveränen Staat. Dieser ungelöste Konflikt erschwert es Taiwan, als souveräner Staat zu agieren. Beispielsweise ist der Beitritt zu internationalen Organisationen oftmals nicht möglich. Bis 1971 war die Republik China bei den Vereinten Nationen sowie dem Sicherheitsrat vertreten. Dann verlor sie ihre Mitgliedschaft an die Volksrepublik China. Daraufhin nahmen die meisten anderen Mitgliedsstaaten diplomatische Beziehungen zur Volksrepublik China auf und brachen dafür jene mit Taiwan ab, da sie, um mit China zusammenarbeiten zu können, deren Ein-China-Politik offiziell anerkennen mussten. 13 Staaten sowie der Heilige Stuhl erkennen Taiwan derzeit (2022) offiziell an und pflegen diplomatische Beziehungen mit ihm. Diese Staaten sind:

  • Heiliger Stuhl
  • Haiti
  • Honduras
  • Guatemala
  • Paraguay
  • Eswatini
  • St. Vincent und die Grenadinen
  • Tuvalu
  • Belize
  • Palau
  • St. Kitts und Nevis
  • Marshallinseln
  • Nauru
  • St. Lucia

Taiwan oder Republik China: Geschichte

Am 1. Januar 1912 wurde die Republik China auf dem chinesischen Festland ausgerufen. Nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs 1945 und Japans Kapitulation fiel die Insel Taiwan nach 50 Jahren japanischer Kolonialherrschaft an diese Republik China. Kurz darauf kam es jedoch zum chinesischen Bürgerkrieg zwischen den Kommunisten und der chinesischen Kuomintang. Nach der Niederlage der Kuomintang zogen sich deren Anhänger nach Taiwan zurück. Während sich nun dort die Elite, Regierung und Streitkräfte der Republik China aufhielten, gründeten die Kommunisten auf dem Festland die Volksrepublik China.

Fortan herrschte in der Republik China auf Taiwan große Furcht vor einem kommunistischen Umsturzversuch. Daher wurden jegliche oppositionellen Regungen unterdrückt – die Kuomintang sah sich als einzig legitimierte Regierung an. Neuwahlen für das Parlament wurden unbefristet ausgesetzt. Die Abgeordneten, die bei der letzten gesamtchinesischen Wahl bestimmt wurden, sollten ihre Mandate bis zu einer Vereinigung mit China behalten. Diese Wiedervereinigung durfte nach der Kuomintang nur nach der Verfassung der Republik China erfolgen.

Die meisten der Parlamentsmitglieder gehörten der Kuomintang an oder unterstützten sie, womit in Taiwan eine Ein-Parteien-Herrschaft entstand. Ab 1971 wurde diese ein wenig gelockert, als durch sogenannte Ergänzungswahlen verstorbene Mitglieder des Parlaments nachbesetzt werden mussten. Gegen Ende der 1980er-Jahre ließ die Kuomintang schließlich neue Parteien zu und leitete damit eine Demokratisierung ein. 1992 wurden eine freie Parlamentswahl sowie die Direktwahl des Präsidenten eingeführt.

Republik China: Die Flagge

Taiwan führt seine eigene Flagge. Sie ist rot, mit einer weißen Sonne auf blauem Hintergrund im linken oberen Viertel. Diesen Teil hat sie mit der Parteiflagge der Kuomintang gemein. Die zwölf Strahlen der Sonne symbolisieren die zwölf Monate des Jahres sowie die zwölf traditionellen chinesischen Stunden. Der rote Hintergrund steht für rote Erde, die wiederum an das Blut der Revolutionäre erinnert, die sich dafür geopfert haben, die Republik China zu gründen.

Die Flagge setzt ein klares Zeichen, dass Taiwan nicht von derselben Regierung wie die Volksrepublik China beherrscht wird. Dort ist das Hissen der taiwanesischen Fahne verboten. Taiwan dagegen hob das Verbot, die Fahne der Volksrepublik China zu zeigen, auf.

Taiwan und Taipeh

Hauptort der Insel Taipeh und Regierungssitz der Republik China ist die Stadt Taipeh. Sie besteht aus zwölf Bezirken und liegt am Zusammenfluss der Flüsse Xindian, Jilong sowie Danshui. Im Norden erheben sich die Berge des Yangmingshan-Nationalparks; ein paar kleinere Berge reichen bis ins Stadtzentrum. An Natur hat Taipeh einiges zu bieten: So gibt es heiße Quellen, üppige Graslandschaften, eine große Schmetterlingspopulation sowie Kirschblüten. Vor allem aber ist Taipeh ein Zentrum für Forschung, Bildung und Entwicklung. Zahlreiche Universitäten, Hochschulen und Unternehmen haben dort ihren Sitz. Auch die nationale Akademie der Wissenschaften befindet sich in Taipeh. Ein Drittel der Wirtschaftsleistung der Republik kommt aus Taipeh. Finanzen, Handel, Informations- und Kommunikationstechnologie sowie Elektrotechnik und Rechnertechnik stützen die Wirtschaft.

Taiwan: Seine Einwohner

Von 1950 bis 2015 stieg Taiwans Bevölkerung von sieben auf 23 Millionen an. Damit war Taiwans Bevölkerungswachstum prozentual gesehen deutlich stärker als das der Volksrepublik China. Danach flaute die Einwohner-Wachstumsrate auf 0,2 Prozent jährlich ab. 2016 verzeichnete das Land eine Geburtenrate von 1,12 Kindern pro Frau, was einer der niedrigsten Werte der Welt ist. Diese Rate ist sogar niedriger als die von China, obwohl es in Taiwan nie eine Ein-Kind-Politik gegeben hat. Damit zählt die Republik China zu den weltweit am schnellsten alternden Gesellschaften. Schätzungen zufolge könnte das Durchschnittsalter auf 56 Jahre ansteigen, was eine Herausforderung für Renten- und Gesundheitssysteme darstellen würde. Auch wird vom nationalen statistischen Amt prognostiziert, dass die Sterberate die Geburtenrate in naher Zukunft überschreiten wird, wodurch es ohne Einwanderung zur Bevölkerungsabnahme käme.

2022 leben in Taiwan rund 23,5 Millionen Einwohner. Sie sind vorwiegend han-chinesischer Abstammung.

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