„American Psycho“: Das Ende erklärt
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„American Psycho“: Das Ende erklärt

„American Psycho“: Das Ende erklärt
© Plaion Pictures

Das ambivalente Finale der mörderischen Satire spielt mit den Konzepten von Wahrnehmung und Wahn. Wir erklären das Ende von „American Psycho“.

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Mary Harrons Verfilmung des Skandalromans von Bret Easton Ellis kam im Jahr 2000 in die Kinos. Der Film dämmte die exzessive und extrem explizite Gewalt der Buchvorlage etwas ein (einige Szenen sind schlicht unverfilmbar), behielt aber die beißende, intensive Wirkung und brutal-nihilistische Konsumkritik des Romans bei. Wir schauen in diesem Artikel auf das Ende von „American Psycho“ zurück.

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– Achtung: Es folgen Spoiler zu „American Psycho“! –

Das Ende von „American Psycho“: Der ambivalente Amoklauf

Patrick Bateman (Christian Bale), der Wall Street-Yuppie-Protagonist in „American Psycho“ ist von Status, Geld und Aussehen besessen – doch im Herzen seiner Existenz herrscht eine quälende Leere. Er versucht dieses Vakuum mit immer grausameren Gewalttaten zu füllen – und tötet im Laufe der Handlung Kollegen, Obdachlose und Prostituierte. Im dritten Akt des Films zelebriert Bateman einen Amoklauf, bei dem er sich wahllos durch die Straßen metzelt und an dessen Ende er seinem Anwalt ein volles Geständnis auf dem Anrufbeantworter hinterlässt.

Doch nach dieser blutigen Nacht treten plötzlich Zweifel auf: Das Apartment, in dem Bateman viele seiner Morde verübt hat, ist leer, vollständig renoviert und alle Spuren sind verschwunden. Als er sich seinem Anwalt gegenübersieht, hält dieser den hinterlassenen Anruf für einen Scherz und sagt, er hätte eines der angeblichen Opfer erst vor Kurzem in London getroffen. Hat sich Bateman somit alle seine Taten nur eingebildet?

Das Ende von „American Psycho“: Alles nur Illusion?

Es steht außer Frage, dass Patrick Bateman ein Psychopath mit gefährlichen Gewalttendenzen ist. Aber er ist auch ein unzuverlässiger Erzähler, der unter Blackouts und Halluzinationen leidet und somit eine dubiose Beziehung zur Realität hat. Aus diesem Grund scheint es zunächst nicht unwahrscheinlich, dass seine Meucheleien in Wirklichkeit nur seiner krankhaften Fantasie entspringen – und das offene Ende macht dies zu einer möglichen Lesart. Tatsächlich aber würde durch diese Interpretation ein wichtiger Teil der Botschaft des Films verloren gehen – und sowohl die Regisseurin Mary Harron als auch die Co-Drehbuchautorin Guinevere Turner haben sich deswegen gegen diese Auslegung ausgesprochen.

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Beide gaben an, dass einige Aspekte in Batemans Wahrnehmung zwar durchaus von seiner Fantasie ausgeschmückt sind, aber die gesamte Handlung keineswegs nur eine Erfindung seines Unterbewusstseins ist. So können bestimmte unrealistische Aspekte wie die Explosion des Polizeiautos oder die Kettensägenjagd in seinem Wohnhaus zwar eingebildet, doch die zugrunde liegenden Morde durchaus real sein. Was genau also hat das Ende von „American Psycho“ in diesem Kontext zu bedeuten?

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Das bedeutet das Ende von „American Psycho“

Weder der Film noch das Buch drehen sich im Kern um die Mordserie, sondern um die Gesellschaft, in der sich Patrick Bateman bewegt. Tatsächlich ist die Satire aus der Feder von Bret Easton Ellis so vernichtend, weil sie einen offensichtlich psychopathischen und gefährlichen Charakter in einem sozialen Umfeld zeigt, das sich für seine Untaten schlicht nicht interessiert. Die Gesellschafts- und Konsumkritik, die „American Psycho“ ausmacht, würde insofern abgeschwächt werden, wenn Bateman sich alle seine Verbrechen nur eingebildet hätte.

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Die Figur Patrick Bateman hat ein obsessives Geltungsverlangen, doch er schafft es nicht, sich von seinen Kollegen abzuheben. Sie alle tragen dieselben Anzüge und Designerbrillen, sie gehen zu demselben Friseur und ihnen allen fehlt es an einer eigenen Identität. Bateman versucht, durch seine Verbrechen Aufmerksamkeit zu gewinnen und aus der gesichtslosen Wall-Street-Masse herauszuragen, doch die Konsumgesellschaft, die ihn geschaffen hat, verweigert ihm jegliche Bedeutung. Ob er schlussendlich tatsächlich seinen Kollegen Paul Allen (Jared Leto) umgebracht hat oder ob dieser vor wenigen Tagen mit seinem Anwalt in London war, verkommt in dieser oberflächlichen Welt zu einer irrelevanten Nebensache.

Das Ende von „American Psycho“ erklärt: This is not an exit

In der finalen Szene bestätigt Bateman in seinem inneren Monolog, dass sich durch seine verübten Morde nichts verändert hat. Er hat keine erlösende Bestrafung erhalten, er lebt weiterhin identitätslos in einem menschen- und lebensfeindlichen Umfeld. Er verzehrt sich nach Anerkennung, doch die Welt um ihn herum ignoriert ihn und fügt ihm somit den schlimmstmöglichen Schmerz zu. Patrick Bateman ist in einer endlosen Schleife aus nihilistischer Bedeutungslosigkeit gefangen und je mehr er aus ihr ausbrechen will, umso mehr wird er sich bewusst, dass er es nicht kann. Hinter ihm hängt ein Schild an der Tür, eine Anspielung auf Sartres „Geschlossene Gesellschaft“. Darauf steht „This is not an exit“ – es gibt für ihn keinen Ausweg.

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