Josef Priller

Priller, Josef

 

* 27. Juni 1915, Ingolstadt

+ 20. Mai 1961, B�bing

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Priller diente erst als Fahnenjunker im Infanterieregiment 19, ehe er 1936 in die Luftwaffe wechselte. Hier wurde "Pips", wie er bald von seinen Kameraden und Freunden genannt wurde, zum Jagdflieger ausgebildet und 1937 zum Leutnant bef�rdert. Wenige Wochen vor Beginn des Zweiten Weltkrieges wurde er in das vom Pour-le-M�rite-Oberst Theo Osterkamp (32 Siege im 1. Weltkrieg) gef�hrte Jagdgeschwader 51 versetzt.

Seinen Wechsel zur Luftwaffe hatte er �brigens zusammen mit seinem besten Freund im IR 19, Robert-Georg von Malapert-Neufville, gewagt. Dieser flog sp�ter erfolgreich als Stukapilot und erhielt nach seinem Tod im Mai 1942 postum das Eichenlaub verliehen.

W�hrend des Frankreichfeldzuges als Kapit�n der 6. Staffel bereits sechsmal gegen britische und franz�sische Maschinen erfolgreich, flog der mit dem Eisernen Kreuz 1. Klasse beliehene Priller in der brenzligen Phase der Luftschlacht um England unter Major M�lders. Durch sein fliegerisches Feingef�hl und seine beeindruckende Treffsicherheit erreichte er bereits im Oktober 1940 seinen 20. Luftsieg, wof�r er das Ritterkreuz entgegennehmen konnte. Wenige Wochen sp�ter wurde Oberleutnant Priller Kapit�n der 1. Staffel des Jagdgeschwaders 26 "Schlageter", das vom bekannten Adolf Galland kommandiert wurde.

In den kommenden Monaten flog Priller �ber dem �rmelkanal und dem S�den Englands Jagd- und Geleitschutzeins�tze, wobei er wiederholt mit besch�digter Maschine vom Einsatz zur�ckkehren konnte. Im Sommer 1941 konnte sein 1. Wart den bereits 39. Abschussbalken am Leitwerk seiner Me-109 anbringen - damit geh�rte Josef Priller in der Bek�mpfung der Royal Air Force zur Spitzengruppe.

W�hrend der Luftschlacht um England kam es zu einer Begebenheit, die ohne �bertreibung als eine der kuriosesten der deutschen Luftkriegsgeschichte bezeichnet werden kann. Am 24. August eskortierte "Pips" Priller zusammen mit einem weiteren Me-109-Piloten eine zur Seerettung eingesetzte Heinkel He-59 nahe der franz�sischen Kanalk�ste, als sein Rottenflieger irrt�mlich durch einen eigenen(!), �bereifrigen Jagdflieger f�r einen Briten gehalten, angegriffen und schwer zusammengeschossen wurde! Der die qualmende Maschine steuernde Feldwebel Delfs war ernsthaft verwundet, konnte seine Me-109 jedoch wieder unter Kontrolle bringen und steuerte das franz�sische Hinterland an. Von Priller eskortiert, gelang Delfs schlie�lich der Absprung mit dem Fallschirm - doch wie es das Ungl�ck wollte, landete der nun schon bewusstlose Flieger genau auf den Schienen einer Eisenbahnlinie! Und justament in dieser Minute n�herte sich ein Zug!

Prillers Handeln war einzigartig - er dr�ckte seine Me-109 auf nur wenige Meter �ber den Boden und donnerte dem sich n�hernden Zug entgegen. Als dieser seine Fahrt aber nicht verlangsamte und Delfs noch immer regungslos auf den Gleisen lag, wiederholte "Pips" seinen Anflug und er�ffnete aus allen Rohren das Feuer in Richtung der Lokomotive! Diesmal mit Erfolg.

Wenige Meter vor seinem verwundeten Kameraden stoppte der Zug schlie�lich, Feldwebel Delfs wurde in ein Lazarett gebracht und �berlebte. Eine wirklich verr�ckte, aber wahre Geschichte!

Nach zwei weiteren Luftsiegen erhielt der Staffelkapit�n das 28. Eichenlaub zum Ritterkreuz verliehen. Nach Adolf Galland und Joachim M�ncheberg war er der bereits dritte Eichenlaubtr�ger des Geschwaders!

Der erstklassige Flieger und Hauptmann (06.12.41) �bernahm im Winter 1941 die ausgezeichnete III. Gruppe des "Schlageter"-Geschwaders. Die folgenden Monate brachten schwere Eins�tze gegen das immer st�rker werdende RAF-Bombercommand und dessen Jagdschutz, sp�ter galt es zus�tzlich gegen die US-Army Air Force anzutreten. Im M�rz 1942 stand sein Konto bei 60 Siegen, bis Jahresende war der Gruppenkommandeur bereits 85mal �ber westalliierte Piloten siegreich geblieben! Im Mai und Juni wurde Priller zweimal im Wehrmachtsbericht genannt.

Als Prillers Gruppe im Sommer 1942 mit den neuen Focke Wulf Fw-190 ausger�stet wurde, stiegen die Abschussquoten noch mal rapide an. So konnten die Piloten w�hrend eines Abfangeinsatzes am 1. Juli ohne eigene Verluste �ber 20 britische Bomber abschie�en!

Seine eigene Fw-190 hatte Priller mit dem Schriftzug „Jutta“, dem Namen seiner Frau, verzieren lassen.

Das Jagdgeschwader 26 bildete 1942/44 die erste Linie der deutschen Luftraumverteidigung in Frankreich und den Niederlanden. Neben Gefechten mit Bomberverb�nden standen auch Eins�tze gegen feindliche Jagdbomberverb�nde auf der Tagesordnung. Aufgrund ihrer gro�en Erfolge, der auff�lligen gelben Propeller-Farbmarkierung und ihres Heimatst�tzpunktes nannten die alliierten Piloten das "Schlageter"-Geschwader respektvoll "Yellow Nosed Abbeville-Boys". Einer dieser Piloten hatte einmal, nachdem er abgeschossen und gefangengenommen worden war, Priller seine lederne US-Fliegerjacke geschenkt, die "Pips" in Folge bei jedem Einsatz trug.

Als der bisherige Kommodore, Ritterkreuztr�ger Gerhard Sch�pfel, Jagdfliegerf�hrer S�ditalien wurde, �bernahm Major (01.01.43) Priller im J�nner 1943 das Geschwader. Aufgrund seiner nun hohen Position flog er nur noch selten selbst gegen den Feind - bis Oktober konnte der Bayer deshalb nur noch 5 weitere Siege erringen und wurde im Rennen um die ersten 100 Westsiege am Kanal durch seinen Freund Egon Mayer vom JG 2 geschlagen.

1944 vergr��erte die RAF zusammen mit der USAAF den Druck auf die Luftwaffe, um die Invasion in Frankreich vorzubereiten.

Am 4. Juni 1944 erhielt Oberstleutnant (01.01.44) Priller Befehl, sein gesamtes Geschwader wegen andauernder britischer Jagdbomberangriffe weit ins sichere Hinterland zu verlegen. Priller, mit der Verlegung gar nicht einverstanden, wollte seinen Staffeln nach zwei Tagen folgen.

Als starke alliierte Bodentruppen unter dem Schutz von �ber 12.000(!!) J�gern und Bombern am 6. Juni in der Normandie landeten, erhielt Priller in aller Fr�he einen aufgeregten Anruf von der f�r die Normandie zust�ndigen Jagddivision in Paris - auf die Frage, wie viele Maschinen er denn zur Verf�gung h�tte, antwortete Priller k�hl: "Zwei Fw-190 - ich und mein Katschmarek! Der Rest ist ja gerade erst verlegt worden!"

Dem Anrufer verschlug es die Sprache - nur zwei Maschinen?! "Ich werde fliegen, ... ja auch mit nur zwei Maschinen, sagen Sie das dem General!", unterbrach Priller die Stille und knallte den H�rer auf. Priller und der als sein Katschmarek zur�ckgebliebene Unteroffizier flogen!

Die beiden Focke Wulf Fw-190 starteten und nahmen Kurs auf die Normandie, der Kommodore machte sich �ber die �berlebenschancen sicherlich keine Illusionen.

Bereits weit vor dem Einsatzgebiet trafen die beiden auf riesige Pulks amerikanischer "Mustang"-J�ger. Diese rechneten aber wohl mit wilden deutschen Angriffen und flogen in gro�er H�he - die beiden "Abbeville-Boys" flogen hingegen sehr tief. Je weiter sich Priller dem Strand n�herte, desto mehr feindliche J�ger tauchten auf. Hunderte "Thunderbolt", "Mustang" und Spitfire waren im Einsatz! Doch keiner schien die zwei tieffliegenden, unauff�lligen Deutschen zu bemerken!

Schlie�lich tauchte die K�ste der Normandie auf - Priller und sein Katschmarek schwenkten auf den Strand ein, wo hunderte Landungsboote regimentsweise britische und amerikanische Soldaten an Land setzten.

Die zwei deutschen Maschinen erschienen zwischen der zweiten und dritten Landungswelle �ber dem Strand des britischen, hart umk�mpften Invasionsabschnittes "Sword".

Priller jagte in etwa nur 50 Metern H�he �ber den Boden und beharkte die Truppen mit seinen Bordwaffen. Wie durch ein Wunder waren in diesen entscheidenden Minuten keine alliierten J�ger zur Stelle. Als diese endlich eintrafen, waren Priller und sein Katschmarek l�ngst wieder weg!

Erneut im Tiefstflug erreichte beide Maschinen wohlbehalten ihren Heimatst�tzpunkt! Noch schwei�gebadet, rief Priller unmittelbar darauf die Jagddivision in Paris an und berichtete von seinen Beobachtungen.

Dies war sicherlich einer der verr�cktesten Eins�tze des gesamten Krieges - er wurde im legend�ren und prominent besetzten Kriegsfilm "Der l�ngste Tag" stilgerecht verewigt.

In den folgenden Wochen flog Priller aufgrund der Pilotenknappheit wieder vermehrt Fronteins�tze.

Am 15. Juni 1944 erreichte der Oberstleutnant als siebenter Jagdpilot der Westfront seinen 100. Luftsieg, wof�r er die 73. Schwerter zum Ritterkreuz mit Eichenlaub erhielt. Im selben Monat konnte Priller einem seiner besten Piloten, dem alten Haudegen und erfolgreichen "Bomberkiller" Leutnant Adolf Glunz, nach 60 Siegen zum 508. Eichenlaub gratulieren.

Aufgrund seiner Unersetzbarkeit wurde Priller nach 300 Eins�tzen nun mit einem strengen Feindflugverbot belegt, das er allerdings mehrmals missachtete. Im Oktober schickte er seinen 101. und letzten Gegner in die Tiefe - unter seinen Opfern befanden sich u.a. 68 Spitfire, 11 Hurricane, 2 "Mustang", 2 "Thunderbolt", 8 "Flying Fortress" und 3 "Liberator". Seine gl�nzenden flugtaktischen und f�hrerischen F�higkeiten brachten ihm nach dem Krieg den ehrenvollen Titel "Mathematiker der L�fte" ein.

Am 1. J�nner, am selben Tag erfolgte seine Bef�rderung zum Oberst, f�hrte Priller das gesamte Jagdgeschwader 26 im Zuge der Operation "Bodenplatte" zum Jagdbomberangriff gegen amerikanische Flugfelder in Belgien. Dies war einer der letzten Eins�tze des Schwertertr�gers.

Am 31. J�nner 1945 wurde Oberst Priller zum Inspekteur der Jagdflieger West unter dem General der Jagdflieger Brillantentr�ger Oberst Gollob ernannt. Seine Ernennung �berraschte, da er nur kurz zuvor an der Seite von G�nther L�tzow, Hermann Graf, Hannes Trautloft[64] und Johannes Steinhoff im Zuge der "Meuterei der Jagdflieger" massiv gegen G�ring aufgetreten war!

Ab Mai 1945 war Priller Kriegsgefangener der Westalliierten. Nach dem Krieg engagierte sich der popul�re und �berall sehr beliebte Priller in der "Gemeinschaft der ehemaligen Jagdflieger", trat jedoch nicht wieder in die Bundesluftwaffe ein. Statt dessen war er als Gesch�ftsf�hrer einer bekannten augsburger Brauerei erfolgreich.

Im Mai 1961 starb Priller im Alter von erst 45 Jahren �berraschend an einer schweren Herzattacke.

W�hrend der Beisetzung in Augsburg flogen D�senj�ger der Bundesluftwaffe zur Ehrung �ber die Menschenmenge.

 

QUELLE: „Mit Eichenlaub und Schwertern“ von Florian Berger, www.bergerbuch.at