Geschichte & Ortsteile: Markt Lichtenau
Kirche
Rathaus
Burg Lichtenau

Ortsgeschichte Markt Lichtenau

  • 1246 erscheint der Name Lichtenau erstmals in einer Urkunde, als der staufische Reichsvogt, Rudolf von Dornberg, das feste Schloss Lichtenau testamentarisch seiner Gemahlin Kunigunde vermacht; Eigentümer ist das Reich.
  • 1288 sind nach dem Interregnum die Eigentumsrechte des Reiches an Lichtenau verblasst, so dass eine Tochter des letzten Dornbergers die Feste als rechtes Erbe ihrem Gemahl Gottfried von Heydeck zubringen kann.
  • 1298 anerkennt Gottfried von Heydeck die lehensherrliche Oberhoheit des Bischofs von Würzburg über Lichtenau.
  • 1331 erwirbt Burggraf Friedrich IV. von Nürnberg die ehemals dornbergischen Gebiete mit und um Ansbach, aber ohne das heydeckische Lichtenau. 
  • 1385 begegnet Friedrich von Heydeck der unaufhörlichen Bedrängung durch die Ansbacher Markgrafen, die sich durch das fremde Territorium gestört fühlen, mit der Öffnung der Feste Lichtenau zugunsten der Reichsstadt Nürnberg. 
  • 1406 trägt Friedrich von Heydeck der politischen Lage Rechnung und verkauft Lichtenau um 8.030 Gulden an die Reichsstadt Nürnberg; zur Feste gehören der Markt Lichtenau sowie Immeldorf, Malmersdorf, Rutzendorf, Sachsen, Herpersdorf, Volkersdorf, Boxbrunn, Langenlohe, Büchenmühle und Rutzenmühle. 
  • 1409 verkauft die Reichsstadt Nürnberg wegen der fortdauernden Querelen mit Ansbach Lichtenau an das patrizische Geschlecht Rummel. 
  • 1418 verleiht König Sigismund den Rummel den Blutbann über Lichtenau. 
  • 1434 stattet Kaiser Sigismund die Rummel mit dem Recht zur Haltung von zwei Jahrmärkten in Lichtenau aus. 
  • 1445 überträgt König Friedrich IV. das Recht der Reichsstadt Nürnberg auf das Markgericht zu Lichtenau. 
  • 1449 werden Schloß und Markt Lichtenau im Ersten Markgrafenkrieg durch Truppen Albrecht Achilles zerstört und bis 1453 besetzt gehalten. 
  • 1472 verkauft Franz Rummel seine Herrschaft Lichtenau an das Reiche Almosen in Nürnberg. 
  • 1482 ist Lichtenau wieder im Eigentum der Reichsstadt Nürnberg, die es als Pflegamt verwalten lässt. 
  • 1499 wird der ganze Ort Lichtenau angesichts fortwährender Belästigung durch Ansbach mit Palisaden befestigt. 
  • 1552 belagert im Zweiten Markgrafenkrieg Albrecht Alcibiades den Ort und zwingt den Pfleger Schnöd durch Erpressung zur kampflosen Übergabe der Fest, die anschließend – wie auch der Ort - geplündert und niedergebrannt wird. 
  • 1558 beginnt die Reichsstadt Nürnberg mit dem Wiederaufbau des Schlosses, der sich bis 
  • 1630 hinzieht und Gesamtkosten von 194.000 Gulden erfordert. 
  • 1631 kann sich die Festung gegenüber dem Ansturm Tilly’scher Truppen nicht halten; in den folgenden Jahren wechselt die Besetzung zwischen den Kriegsparteien. 
  • 1666 lehnt die Reichsstadt Nürnberg einen vom Fürstentum Ansbach angebotenen Tausch des Amtes Lichtenau gegen Gebietsanteile um Wendelstein und Schwabach ab. 
  • 1688 bedrohen im Dritten Reunionskrieg Truppen König Ludwig XIV. von Frankreich Lichtenau; die erfolgreiche Verteidigung der Festung durch den Kommandanten Haller von Hallerstein bedingt zur Gewinnung von Schussfeld den Abbruch der Pfarrkirche. 
  • 1724 erfolgt die Einweihung der an gleicher Stelle wiederaufgebauten Pfarr-kirche, womit eine gründliche Wiederherstellung von Ort und Festung zum Abschluss kommt. 
  • 1734 wird die Ummauerung des Marktes Lichtenau in Gang gesetzt. 
  • 1794 sind 300 Franzosen als Gefangene aus den Koalitionskriegen in der Festung untergebracht. 
  • 1806 nimmt das Königreich Bayern Lichtenau als Zubehör zur Reichsstadt Nürnberg in Besitz. 
  • 1807 wird auf der Festung ein Kriminal-Zuchthaus eingerichtet, das 
  • 1893 die Umwandlung zur Gefangenenanstalt und 
  • 1927 in ein Obsorgeheim für entlassene Strafgefangene erfährt. 
  • 1933 richtet das Dritte Reich in der Festung Lichtenau ein Arbeitsdienstlager ein, das aber nur 3 Jahre Bestand hat. 
  • 1949 findet die Festung als "Bayerischer Landesjugendhof" Verwendung.  
  • 1973 einer umfassenden denkmalpflegerischen Sanierung unterzogen wird, nach welcher sie seit 
  • 1983 als Archivaußenstelle in der Nutzung durch das Staatsarchiv Nürnberg steht. 

Text: Dr. Frh. v. Andrian-Werburg, Staatsarchiv

Das Rathaus Lichtenau

Die eigentliche Entstehungsgeschichte des heutigen Rathauses beginnt mit dem Ende der reichsstädtischen Zeit und der Übernahme der Festung im Jahre 1806 durch das Königreich Bayern. Bereits 1807 wird in der Festung ein Kriminal-Zuchthaus eingerichtet.

Zu Gefangenen gehören Aufseher, Aufseher benötigen Wohnungen. So hat das Königreich Bayern schon bald für seine Aufseher Häuser gebaut.

1898
Friedrich Ferdinand Schneider, Pfarrer von 1903 bis 1932 in Lichtenau, schreibt in seiner Ortsgeschichte zu unserem heutigen Rathaus „Ein imposantes Beamtenwohnhaus direkt an der Hauptstraße, aus dem Jahre 1898, sollte das Straßenbild (bald) beherrschen“.

1926
wird in der Festung die Gefangenenanstalt trotz Proteste der Aufseher und der Gemeinde aufgelöst. Der Aufseher A. Holz fertigt für seine Kameraden viele Erinnerungsalben mit Ansichten rund um die Gefangenenanstalt an. Hier finden wir auch das Bild des „Oberbeamtenhauses“, unseres heutigen Rathauses. Wir wissen aus dem gleichen Album, dass sich die Wohnung des Direktors aber nicht im Oberbeamtenhaus befand.

Warum der Direktor in der Festung bei den Gefangenen bleiben musste, bestätigt auch wieder die Chronik von Pfarrer Schneider und die mündliche Überlieferung in der Bevölkerung. Schneider schreibt: „Sich ausschüttende Wolken brachten oft Hochwasser mit sich und ließen die Rezat, einen sonst harmlosen, ja im Laufe trägen Fluß zu einem reißenden Strom anschwellen, der Wege aufreißt, Brücken und Stege mit fortschwemmt und bis zum Marktplatz und in höher gelegene Keller vordringt.“ Es wäre also undenkbar gewesen, wenn die Rezat Direktor samt Ablösemannschaft von der Festung mit den Strafgefangenen und übermüdeten Wächtern tagelang getrennt hätte.

1945
bewohnen bereits mehrere Parteien das Haus, jedoch Evakuierte und Heimatvertriebene werden noch dazu eingeteilt. Ein heute unvorstellbarer Zustand entsteht, da nicht in allen Zimmern fließendes Wasser vorhanden ist. Die Familie mit der Wasserstelle erlebte nicht nur einen „Tag der offenen Tür“, sondern ein „Leben der offenen Tür“. Aus einem Sühneprotokoll der Gemeinde geht hervor, dass der Wasserstellenhüter an einem Morgen, während er sich rasierte, wusch und später Kaffe trank, 18 x gestört wurde und nicht nur mit Holen von Wassereimern, sondern auch durch Nachttopfausschwanken.

1977
verkaufte der Freistaat Bayern das Gebäude an den Markt Lichtenau. Lichtenau wollte damit eine würdige Arbeitsstätte für die künftige Verwaltungsgemeinschaft zwischen der Nachbargemeinde Sachsen und Lichtenau schaffen. Diese bürokratische Partnerschaft dauerte nur vom 01. Mai 1978 bis zum 31. Dezember 1979. Da sich die Umbauarbeiten des Rathauses jedoch bis August 1981 hinzogen, nahm der Markt Lichtenau „sein erstes eigenes Rathaus“ alleine in Besitz.

08.November 1981
Einweihung des Rathauses. Unter großer Anteilnahme der Bevölkerung und in Anwesenheit vieler Ehrengäste wurde das Rathaus eingeweiht.

Bauliche Daten:
In der Denkmalschutzliste ist das Gebäude wie folgt beschrieben:
„Ehem. Justizgebäude, zweigeschossiger Sandsteinquaderbau im altfränkischen Stil, um 1900 erbaut.“

Hier ein Auszug aus einer Facharbeit zum Thema Denkmalpflege „Altfränkische Giebel“ von Sabine Hruschka

„Besonders auffällig an dem Haus sind die Giebelpartien. Sie zeigen die Zuwendung auf ein neues Jahrhundert mit der Fähigkeit zur Repräsentation. Die Justiz demonstrierte ihre Macht mit der gekonnten Vermischung der Baustile unter Berücksichtigung des regional vorhandenen Baumaterials. Deutlich werden prägende Elemente aus der Altstadt übernommen, die zusammen mit dem Baumaterial ein harmonisches, sich in die Struktur der Ortschaft eingliederndes Gesamtensemble ergeben.

Der Ostgiebel dokumentiert deutlich die Architektur des frühen 19. Jahrhunderts. Er zeigt romantische Rückgriffe auf Formen der verschiedenen vorhergehenden Baustile. So befinden sich darin Elemente der Renaissance mit den Voluten im Giebel, ihre Ausbildung ist doppelläufig, der Aufsatz barock. Die verzahnten Eckquader haben Elemente des Klassizismus. In der Giebelspitze treffen sich die von links und rechts her steigenden Bänder an einem plastisch sehr filigran ausgebildeten Alraunengesicht. Dieses männliche mit Wallebart und Locken umgebende Gesicht blickt gelassen nach Osten.

Der Giebel im Süden weist die gleichen Merkmale auf. Das Alraunen- oder im Norddeutschen auch Neidgesicht, ist deutlich lebhafter in seiner Aussagekraft. Hier bleibt das Gesicht auch nicht beschränkt auf die verbleibende Fläche zwischen den Voluten, sondern es geht fließend in die Voluten und Bebänderung über. Das männliche furchterregende dreinblickende Gesicht blickt starr und scheint den Mund zum Gebrüll geöffnet zu haben.“

Historische Grenze

Herr Jürgen Nickel, Dipl.Vww.(FH), Nürnberg, hat in Zusammenarbeit mit dem Kreisheimatpfleger Richard E.Schmidt  den "Lichtenauer Herrenwald" mit den Fraischsteinen als historische Grenzen der freien Reichstadt Nürnberg und ihrer Nachbarn auf seiner Homepage veröffentlicht:

lichtenau.historische-grenze.de

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