Das Vereinigte Königreich – von der führenden Kolonialmacht bis zum Brexit
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Vereinigtes Königreich: Geschichte, Politik, Bevölkerung und Geografie

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Mehrere Haftstrafen nach Einbruchserie in London.
Die Skyline von London mit dem Westminsterpalast © picture alliance/dpa | Kirsty O‘connor

Das Vereinigte Königreich besteht aus England, Wales, Schottland und Nordirland. Es hat insgesamt eine Bevölkerung von knapp 67 Millionen Einwohnern.

  • Das Vereinigte Königreich wird zentral regiert, billigt jedoch den Ländern Wales und Schottland umfangreiche Selbstbestimmungsrechte zu.
  • In der Geschichte war das Vereinigte Königreich lange Zeit die führende Weltmacht.
  • Das Vereinigte Königreich gehörte zu den Siegern des Ersten und Zweiten Weltkriegs.

London – Am 21. November 1806 kam es zur Verhängung der sogenannten Kontinentalsperre des französischen Kaisers Napoleon. Damit blockierte er den Handel Kontinentaleuropas mit den britischen Inseln. In der Folge wandte sich das Vereinigte Königreich verstärkt anderen Handelspartnern in Übersee zu. Die Hauptstadt des Vereinigten Königreichs ist London.

Vereinigtes Königreich: Von den Anfängen der Geschichte bis zum Hundertjährigen Krieg

Die erste Besiedlung des Vereinigten Königreichs erfolgte durch verschiedene keltische Stämme. Sie standen in kontinuierlichem Austausch mit Galliern in Kontinentaleuropa. 55 v. Chr. unternahmen die Römer unter Caesar einen erfolgreichen Feldzug auf die britischen Inseln. Sie besetzen Britannien, konnten jedoch Schottland nicht erobern. Die Römer herrschten über vier Jahrhunderte über Britannien. Nach der Antike besiedelten Jüten, Sachsen und Angeln das Gebiet des heutigen Vereinigten Königreichs. Im 10. Jahrhundert wurde das Königreich England gegründet, gleichzeitig wurde das Königreich Schottland von den Pikten und Skoten etabliert.

Ab 1066 eroberten die französischen Normannen England unter ihrem Herzog William II The Conquerer. In der Schlacht von Hastings eroberte er die Vorherrschaft über England. Er errichtete eine feudalistische Staatsstruktur. Die normannischen Könige konnten auch Wales, nicht aber Schottland erobern. In den folgenden Jahrhunderten kam es zu zahlreichen Kriegen mit Frankreich. Das Königreich England und Frankreich kämpften um verschiedene Erbansprüche, vor allem um Lehen und das Recht, den französischen Thron zu besetzen. Diese Konflikte eskalierten im Hundertjährigen Krieg, der von 1337 bis 1453 ausgetragen wurde. Schottland stellte sich auf die Seite Frankreichs, um seine Souveränität zu schützen.

Vereinigtes Königreich: Vom Ende des Mittelalters bis zur Reformation

Wie in allen europäischen Ländern war auch die Geschichte des Vereinigten Königreichs im 16. Jahrhundert von religiösen Konflikten zwischen der katholischen Kirche und Reformern geprägt. Unter dem Tudor-König Heinrich VIII kam es zu schweren Konflikten mit dem Papst, an deren Ende die Gründung der protestantischen anglikanischen Kirche stand. Am 11. Februar 1531 erklärten die wichtigsten Bischöfe des Landes, dass sie nunmehr den englischen König als ihr Oberhaupt ansahen. 1541 sicherte sich England die Herrschaft über das katholische Irland. Das Gebiet Nordirlands wurde besetzt, um protestantische Briten dort anzusiedeln. Seit dieser Zeit bestand das Vereinigte Königreich zunächst aus den drei Königreichen England, Wales und Nord-Irland. Während des 17. Jahrhunderts kam es in allen drei Reichen zu Aufständen, die zu einer vorübergehenden Abschaffung der Monarchie führten. Diese Epoche wurde durch die Wiedereinführung der Königsherrschaft im Jahre 1660 beendet.

Vereinigtes Königreich: Vom 17. bis zum 19. Jahrhundert

Im Gegensatz zu Frankreich und anderen kontinentaleuropäischen Ländern entwickelte sich das Vereinigte Königreich nicht zu einem absolutistischen Staat. Vielmehr etablierte sich ein parlamentarisches Regierungssystem im Rahmen einer konstitutionellen Monarchie. In dieser Epoche gelang auch die Integration des Königreichs Schottland in das Vereinigte Königreich: Ab 1603 wurden England und Schottland in Personalunion von einem König regiert. 1707 erfolgte die Vereinigung der Königreiche England und Schottland zum Königreich Großbritannien durch den sogenannten ersten Act of Union.

Im 18. Jahrhundert entwickelten sich die technischen Wissenschaften stark, die zu einer frühen Industrialisierung auf dem Gebiet des Vereinigten Königreichs führten. Auch als See- und Kolonialmacht erreichte Britannien eine wachsende Bedeutung. Im Jahre 1800 wurde ein weiterer Act of Union geschlossen. Mit diesem Vertrag wurde Irland integriert, sodass ein Vereinigtes Königreich Großbritannien und Irland entstand.

Zu Beginn des 19. Jahrhunderts strebte der französische Kaiser Napoleon eine Begrenzung der britischen Weltmacht an, unter anderem mit der Verhängung einer Kontinentalsperre. Diese Anstrengungen blieben jedoch erfolglos. Auf dem Höhepunkt seiner Macht beherrschte das Vereinigte Königreich ungefähr 40 Prozent der Erdoberfläche und war mit Abstand das größte Kolonialimperium der Welt. Auch ökonomisch, wissenschaftlich und kulturell war das Vereinigte Königreich die führende Weltmacht.

Vereinigtes Königreich: Vom Ersten Weltkrieg bis in die Gegenwart

Das Vereinigte Königreich kämpfte im Ersten Weltkrieg zusammen mit Russland, Frankreich und den USA gegen das Deutsche Kaiserreich und dessen Verbündete. Nach dem Sieg der Entente regelten die Siegermächte die europäische Nachkriegsordnung im Vertrag von Versailles. In der Zeit nach dem Ersten Weltkrieg wendete sich das katholische Irland vom Vereinigten Königreich ab: 1922 gründeten 26 irische Counties einen eigenen Freistaat. Im Zweiten Weltkrieg kämpfte das Vereinigte Königreich unter Führung von Winston Churchill gegen Nazi-Deutschland. Es gelang ihm, durch Luftangriffe eine Besetzung Englands zu verhindern. Gemeinsam mit den USA und Russland wurde die Deutsche Wehrmacht besiegt.

Nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs verlor das Vereinigte Königreich einen großen Teil seiner Kolonien und den Status einer Weltmacht. 1952 wurde Elizabeth II. zur Königin und damit zum Staatsoberhaupt gekrönt. Sie regierte bis zu ihrem Tod am 8. September 2022. Auf sie folgte König Charles III.

Die britische Wirtschaft konnte im Gegensatz zu den USA und Deutschland keinen großen Aufschwung verzeichnen. Dennoch kam es zu verstärkter Einwanderung, insbesondere aus diesen Ländern, die früher zum Kolonialreich gehörten:

  • Indien
  • Pakistan
  • Bangladesh
  • Kenia

In den Jahrzehnten nach dem Krieg kam es zu mehreren folgenschweren Krisen, im Einzelnen handelt es sich dabei um:

  • Suez-Krise (1956/57)
  • Bürgerkrieg in Nordirland zwischen Katholiken und Protestanten (1969-1998)
  • schwere Wirtschaftskrisen durch Deindustrialisierung (70er/80er-Jahre)

Der Beitritt des Vereinigten Königreichs zur EG erfolgte 1973. 2016 beschloss die Mehrheit der stimmberechtigten Briten den Austritt aus der EU. Seitdem wird unter dem Schlagwort „Brexit“ (British Exit) um eine Einigung über die zukünftigen Beziehungen zwischen der EU und Großbritannien gerungen.

Vereinigtes Königreich: Staat und Politik

Das Vereinigte Königreich ist eine konstitutionelle Monarchie. Der Monarch ernennt den Premierminister. Dabei handelt es sich in der Regel um den Vorsitzenden der Partei, die die Wahlen zum Unterhaus gewonnen hat. Der Premierminister führt sein Kabinett. Von Juli 2019 bis 2022 amtierte Boris Johnson als Premierminister. Auf ihn folgte am 6. September 2022 Mary Elisabeth „Liz“ Truss.

Großbritannien hat keine Verfassung in Schriftform, sondern konstituiert sich auf der Basis von Gewohnheitsrecht. Der Staat wird zentralistisch regiert, dennoch haben Wales, Nordirland und Schottland umfangreiche autonome Rechte. Das britische Parlament hat mit dem House of Lords und dem House of Commons zwei Kammern. Nur das Unterhaus ist relevant für die Regierung des Landes, dessen Abgeordnete werden in freien und geheimen Wahlen gewählt. Das politische System Großbritanniens ist durch zwei Lager, die konservative Partei und die linke Labour-Partei dominiert.

Vereinigtes Königreich: Bevölkerung, Sprache und große Städte

Gegenwärtig leben knapp 67 Millionen Einwohner im Vereinigten Königreich. Die Bevölkerung entfällt zu über 84 Prozent auf England, zu knapp fünf Prozent auf Wales sowie zu knapp drei Prozent auf Nordirland und zu acht Prozent auf Schottland.

London ist als Hauptstadt das politische, aber auch wirtschaftliche und kulturelle Zentrum des Landes. Die Stadt hat über acht Millionen Einwohner. Darüber hinaus gibt es mit Birmingham nur eine weitere Millionenstadt und sechs Großstädte mit einer halben Million Einwohner oder mehr:

  • Glasgow
  • Liverpool
  • Bristol
  • Manchester
  • Sheffield
  • Leeds

Englisch ist de facto die Behördensprache, darüber hinaus sprechen viele Einwohner der einzelnen Landesteile des Vereinigten Königreichs andere Sprachen, wie zum Beispiel Walisisch.

Vereinigtes Königreich: Geografie

Die Landfläche des Vereinigten Königreichs erstreckt sich über eine Fläche von knapp 250.000 Quadratkilometern. Während die Geografie Englands von ausgedehnten Tiefebenen dominiert wird, ist Schottland gebirgig. Nordirland liegt in einem Hügelland, Wales in einem Mittelgebirge. Ursprünglich war das gesamte Vereinigte Königreich dicht bewaldet. Nach jahrhundertelangen Abholzungen hat das Land nur noch eine Waldfläche von weniger als zehn Prozent.

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