FormalPara Sprache

norwegisch

FormalPara Übersetzung

Victoria (1995)

FormalPara Übersetzer/in

A. Bruns

FormalPara Hauptgattung

Epik / Prosa

FormalPara Untergattung

Roman

Der 1898 erschienene Roman zeichnet sich durch komplexe Verflechtungen der Motive von Liebe und Künstlertum aus. Hamsun greift den trivial-märchenhaften Stoff von zwei jungen Liebenden auf, die aufgrund ihrer unterschiedlichen Herkunft nicht zusammenkommen können. Schon im ersten Kapitel wird mit den Tagträumen des 14-jährigen Müllersohns Johannes von Macht und Glück das Hauptmotiv eingeführt. In seiner Phantasie überwindet er die Armut und den sozialen Abstand zu Victoria, der vier Jahre jüngeren Tochter des Herrenhofbesitzers. Obwohl er von den Spielen Victorias und der Kinder der höheren Gesellschaftsklasse ausgeschlossen ist, gesteht ihm das kleine Mädchen unschuldig-naiv seine Zuneigung.

Mehrere Jahre später – Johannes hat inzwischen in der Stadt die Schule besucht und erste dichterische Versuche mit Erfolg veröffentlicht – kommt es zu einer neuen Begegnung, in deren Verlauf Victoria ihre Liebe offenbart, obwohl sie die Unmöglichkeit einer Verbindung erkennt. Auf der Feier der Verlobung, die sie mit Otto, dem Sohn eines reichen Kammerherrn aus der Stadt, auf Drängen ihres Vaters eingegangen ist, schlägt der Bräutigam Johannes aus Eifersucht ins Gesicht. Enttäuscht von Victoria und gerührt durch die Fürsorge der jungen Camilla, verlobt sich Johannes mit dem Mädchen, das er vor mehreren Jahren vor dem Ertrinken gerettet hat. Auch nachdem Otto bei einem Jagdunfall ums Leben gekommen ist und Camilla sich in den englischen Gesandten Richmond verliebt hat, bleibt die Liebe zwischen Victoria und dem erfolgreichen Schriftsteller Johannes unerfüllt. In einem Abschiedsbrief beklagt die lungenkranke Victoria ihr ungelebtes Leben und bekennt noch einmal ihre Liebe.

Die Handlung des Romans, der Anklänge an J. P. Jacobsens Erzählung „Mogens“ erkennen lässt, konzentriert sich auf die Verlobungsfeier, wobei Szenen und Themen der einzelnen Kapitel kontrapunktisch aufeinander verweisen. Eine differenzierte Darstellung der sich ständig wandelnden Gefühls- und Stimmungslage der Hauptpersonen wird durch erlebte Rede, Hinwendung an den Leser und die eingefügten Prosagedichte erreicht. Die sozialen Schranken werden weniger in Frage gestellt als vielmehr durch das Künstlertum überwunden. In der Betonung des Gefühls, der Zeitlosigkeit und der freien Phantasie trägt Victoria neuromantische Züge.