Hertha-Ladies Sara Stollenwerk und Evelyn Konrad: „Spielerfrauen? Damit können wir nichts anfangen!”

Sara Stollenwerk und Evelyn Konrad

„Spielerfrauen? Damit können wir nichts anfangen!”

KURIER-Interview mit den Freundinnen der Hertha-Stars Selke und Plattenhardt

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Sara Stollenwerk (r.) ist die Freundin von WM-Fahrer Marvin Plattenhardt. Die gebürtige Berlinerin mit polnischen Wurzeln arbeitet freiberuflich in der PR-Branche. Evelyn Konrad wurde 2014 Miss Internet. Die gebürtige Schwäbin ist seit fünf Jahren mit U21-Europameister Davie Selke zusammen und arbeitet als Influencerin.
Sara Stollenwerk (r.) ist die Freundin von WM-Fahrer Marvin Plattenhardt. Die gebürtige Berlinerin mit polnischen Wurzeln arbeitet freiberuflich in der PR-Branche. Evelyn Konrad wurde 2014 Miss Internet. Die gebürtige Schwäbin ist seit fünf Jahren mit U21-Europameister Davie Selke zusammen und arbeitet als Influencerin.Volkmar Otto

Berlin-Rund um den Weltfrauentag am Freitag stellt der KURIER in seiner neuen Serie „Frauen der Stars” die Lebensgefährtinnen von Berliner Profisportlern vor. Heute: Evelyn Konrad (24) und Sara Stollenwerk (27), Freundinnen der Hertha-Spieler Davie Selke (24) und Marvin Plattenhardt (27). Ein Gespräch über Neid, Klischees, Handtaschen und das Leben mit einem Bundesliga-Profi.

KURIER: Sie sind beide wahnsinnig sportlich, zeigen das oft in Videos auf Instagram. Welche Rolle spielt Sport in Ihrem Leben?

Evelyn: Ich habe schon immer Sport gemacht, habe ganz früher mal Handball gespielt und später lange getanzt. Jetzt mache ich hauptsächlich Fitnesssport. Für mich gehört Sport einfach dazu. Ich muss jeden Tag etwas machen, sonst fühle ich mich schlecht.

Sara: Auch für mich ist Sport ein großer Teil meines Lebens. Ich komme aus einer sehr sportlichen Familie und habe 14 Jahre lang Ballett getanzt. Mittlerweile mache ich nur noch Fitness.

Können Ihre Männer von Ihrem Sport-Tick profitieren?

Evelyn: Absolut. Davie macht jetzt zum Beispiel oft Yoga mit mir. Mir macht das total Spaß und es hilft mir sehr. Davie dachte erst: Fußball und Yoga, das passt nicht so. Aber er hat damit angefangen und er findet es jetzt echt gut.

Sara: Ohje, ich glaube nicht, dass ich Marvin zum Yoga kriege. Es wäre total cool, aber für ihn ist das nichts. Er ist eher auf Fitnesssport aus. Vielleicht schaffe ich es aber irgendwann, ihn doch noch dazu zu überreden.

Wie stehen Sie zu dem Begriff Spielerfrau?

Sara Stollenwerk: Ehrlich gesagt kann ich mit dem Begriff nix anfangen, weil er zum Klischee geworden ist. Es gibt gar nicht die Option, dass eine Spielerfrau mit etwas positivem in Verbindung gebracht wird. Man kriegt gleich einen Stempel aufgedrückt: das ist doch die Frau von... Die Leute hinterfragen gar nicht unseren Werdegang. Das ist auch den Jungs gegenüber unfair.

Evelyn Konrad: Ich habe Davie kennengelernt, als er noch gar kein Profi war. Wenn er es nicht geworden wäre, wären wir auch so ganz normal zusammen. Dann wäre ich jetzt keine sogenannte Spielerfrau. Ich gehe meinen eigenen Weg, das ist mir wichtig. Ich habe International Business studiert und bin erst nach Abschluss meines Studiums 2017 zu Davie gezogen. Für mich war klar, dass ich mein Studium ordentlich zu Ende bringe. Ich wollte nicht auf Davie angewiesen sein. Ich habe meine Thesis über Influencer-Marketing geschrieben und arbeite jetzt selbst als Influencerin.

Und Sie, Sara?

Sara: Ich habe 2015 mein Studium in Modejournalismus und Medienkommunikation abgeschlossen und danach in einer PR-Agentur gearbeitet. Jetzt bin ich freiberuflich in dem Bereich unterwegs. Ich möchte aber demnächst mit meinem Bruder etwas Eigenes gründen. Daran sieht man, dass ich selbstständig an der Karriere arbeite und nicht nur zu Hause rumsitze nach dem Motto: ich bin ja eh finanziell abgesichert. Übrigens: Auch das sind wir nicht. Man weiß nie, wie sich das alles entwickelt. Die Karriere kann – toi, toi, toi – durch Verletzungen schnell vorbei sein. Ein zweites Standbein ist wichtig.

Sind die Millionen-Gehälter Ihrer Männer eigentlich fair?

Sara: Natürlich verdienen die Jungs viel mehr als der Otto Normalverbraucher. Aber ich sehe die Sache mittlerweile schon etwas anders seitdem ich mit Marvin zusammen bin. Die Jungs haben wahnsinnig Druck, stehen ständig in der Öffentlichkeit. Ob sie aber zu viel verdienen, da gehen die Meinungen sicherlich auseinander.

Evelyn: Ich bin nicht in der Position, um zu sagen: das Gehalt ist zu viel oder zu wenig. Man denkt aber oft, dass die Jungs nur Fußball spielen. Das ist aber nur die halbe Wahrheit. Die Leute wissen gar nicht, was Davie für die Karriere als Fußballer alles geopfert hat. Er hatte nicht die Jugend, die Sara oder ich hatten. Feiern gehen, Party machen – das war alles nicht drin. Er hat auf vieles verzichtet. Ich würde den Spieß umdrehen und eher sagen, dass ein Doktor oder eine Krankenpflegerin zum Beispiel im Verhältnis zu wenig verdienen.

Ist Ihr Privatleben durch die Beziehung mit einem Star eingeschränkt?

Sara: Es ist nicht so, dass wir 24 Stunden von Fotografen verfolgt werden. Aber man merkt schon, dass das Interesse an uns größer geworden ist. Viele Boulevard-Magazine schreiben auf einmal über unsere Beziehung. Man muss schon aufpassen, was man sagt und welches Foto man vom Urlaub preisgibt.

Evelyn: Ich merke das auch. Als Influencerin muss ich schon aufpassen, was ich filme. Ob ich Davie nun zeige oder nicht. Ich lasse ihn lieber raus, weil er schon genug in der Öffentlichkeit steht. Man ist schon etwas sensibler geworden.

Wie haben Sie sich eigentlich kennengelernt?

Evelyn: Ich habe Davie vor sechs Jahren im Urlaub auf Ibiza kennengelernt (lacht). Wir waren im gleichen Hotel und haben schnell gemerkt, dass wir aus der gleichen Region kommen. Davie sagte zu mir: Ach, auch Schwabe!

Sara: Marvin und ich haben uns auf dem Teufelsberg bei einem gemeinsamen PR-Dreh kennengelernt. Ich hatte aber keine Ahnung, wer er ist. Mit Fußball kannte ich mich bis dahin überhaupt nicht aus. Ich hatte vorher nur WM-Spiele von Deutschland gesehen.

Evelyn, Sie arbeiten als Influencerin. Zuletzt gab es Kritik von Lilli Hollunder, Frau von René Adler. Sie sagte: „Wenn man 40-mal im Monat seine 3000-Euro-Handtasche fotografiert und sie allen unter die Nase reicht, dann frag ich mich: haben wir sie alle noch?“ Geben Sie ihr Recht?

Evelyn: Das habe ich gar nicht gelesen.

Sara: Ich habe das tatsächlich gesehen und finde, dass sie Recht hat. Das war aber nicht nur hauptsächlich auf Spielerfrauen bezogen, sondern auf uns alle. Die Social-Media-Welt tickt leider sehr oberflächlich. Aber auf uns beide trifft das nicht zu. Wir prahlen nicht mit Markenklamotten herum.

Evelyn: Es gibt auch andere Menschen, die einen guten Job haben und sich eine teure Handtasche kaufen. Da sagt keiner was. Bei uns heißt es immer: oh, die Spielerfrau schon wieder… Manchmal fühle ich mich, als dürfte ich gar keine teure Tasche besitzen.

Sara: Da sind wir wieder beim Stempel...

Evelyn: Ja, ich bin eine normale Frau und mag Handtaschen. Wieso sollen wir uns denn keine kaufen? Es ist doch egal, ob ich mir die selbst kaufe, mein Papa oder Davie. Lilli hat da aber schon Recht. Es ist durch Instagram schon vieles oberflächlich geworden.

So lief das Interview mit den Hertha-Ladies ab

Volkmar Otto
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Wer ist eigentlich ordentlicher: Marvin oder Davie?

Sara: Ich muss mich da echt outen: Marvin ist ordentlicher als ich, wirklich! Er ist tip top.

Evelyn: Bei Davie ist das etwas anders. Ich will nicht sagen, dass er unordentlich ist, aber er wirft seine Sachen schon mal ganz gerne in die Ecke. Aber genauso ist es ihm dann auch egal, wenn ich von einem Shooting komme und das mache. Ich war jetzt einen Monat auf Reise ohne Davie…

Sara: Oh Gott, wie sah da die Wohnung aus (lacht)…

Evelyn: …das will ich auch nicht wissen. Aber als ich wieder da war, war alles ok. Wir ergänzen uns und haben da eine klare Aufgabenteilung.

Welcher Typ Fan sind Sie?

Sara: Ich gehe schon in die Richtung Pöbler (lacht). Nein, Spaß bei Seite. Ich bin sehr emotional und oft laut.

Evelyn: Ich bin viel ruhiger als Sara, aber das ist auch nicht so schwer. Natürlich interessiert mich wie Davie spielt. Aber ein richtiger Fan werde ich wohl nicht mehr, auch wenn ich Fußball cool finde. Bei Davies ersten Spielen war es extrem. Da habe ich vor Freude bei jedem Tor geweint. Jetzt bin ich zurückhaltender und genieße.

Können Sie nachvollziehen, dass 50 000 Fans Ihren Freunden zujubeln?

Evelyn: Davie versucht mir oft zu erklären, was das für ein Gefühl ist, auf dem Platz zu stehen. Nach Toren ist er voll unter Adrenalin und kann die ganze Nacht nicht schlafen. Ich glaube, dass das für uns nur schwer zu begreifen.

Sara: Ich blende alles andere aus und konzentriere mich nur auf das Spiel von Marvin. Aber die Jungs können das nicht. Sie haben den 360-Grad-Blick und überall Zuschauer um sich herum. Das ist schon verrückt. Ich kenne das mit dem Einschlafen auch. Marvin kommt nach Spielen auch sehr spät zur Ruhe. Er steht noch Stunden danach voll unter Adrenalin.

Wie ist es eigentlich mit Selfies im Café. Können Sie mit Ihren Freunden in Ruhe Kaffee trinken?

Sara: Hier in Berlin ist es schon entspannt. Wir können normal Essen gehen. Hier und da wird Marvin natürlich schon nach einem Foto gefragt. Das macht er auch gerne. Die Leute sind nicht aufdringlich. Oft trägt er aber eine Cap, um nicht aufzufallen.

Evelyn: Berlin ist zum Glück recht groß und anonym. Hier gibt es ja viel größere Berühmtheiten als Fußballer. Schauspieler zum Beispiel. Man merkt das mit den Selfies und den Fans eher im Westen, wo wir auch wohnen. In anderen Stadtteilen ist das entspannter. Berlin ist aber voll okay was das angeht. In Bremen war das sehr extrem.

Fangfrage: Auf welchem Platz steht Hertha?

Evelyn: Sara, hilf uns!

Sara: Platz acht.

Richtig. Und wie viele Punkte?

Evelyn: Ähm, 35.

Sara: 35, ja. Wir sind doch Fans und bestens informiert über Hertha und unsere Jungs (augenzwinkernd).