Kronprinz Rupprecht von Bayern – Eine politische Biografie - wissenschaft.de
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Kronprinz Rupprecht von Bayern – Eine politische Biografie

Weiß, Dieter J.

Kronprinz Rupprecht von Bayern – Eine politische Biografie

Über sieben Jahrhunderte regierten die Wittelsbacher in Bayern. Doch obwohl die Dynastie in dem weiß-blauen Königreich so fest verankert war, brach die Revolution von 1918 zuerst in Bayern aus. Zu lange hatte man in Bayern und im restlichen Deutschland die Augen vor der Realität verschlossen. Einer, der früh vor dieser Gefahr gewarnt hatte, war der bayerische Kronprinz Rupprecht. Im Juli 1918, als andere noch von einem grandiosen Siegfrieden träumten, schrieb er seinem Vater König Ludwig III.: “Wir müssen eine Beendigung des Krieges durch Verhandlungen mit allem Nachdruck erstreben und uns darüber klar sein, dass ein Frieden nur unter Opfern zu erreichen ist”.

Ein halbes Jahrhundert nach Rupprechts Tod hat Dieter J. Weiß, Professor für bayerische Landesgeschichte an der Universität Bayreuth, eine wissenschaftliche Biografie Rupprechts vorgelegt, die den Bogen schlägt von dessen Zeit als Thronprätendent und Feldherr in der Monarchie, als Identifikationsfigur auch in der Weimarer Republik, als Symbolfigur des Widerstands nach 1933 und für die Eigenständigkeit Bayerns nach dem Zweiten Weltkrieg.

Dabei schafft es der Autor, nicht nur die bayerische Geschichte in dieser Zeit lebendig werden zu lassen, sondern auch deutsche und europäische Geschichte anschaulich zu erzählen. Aufschlussreich sind etwa die Einschätzungen Wilhelms II. oder Hitlers durch den bayerischen Kronprinzen. So kritisierte er früh Wilhelms Prunkentfaltung ebenso wie das mangelnde Taktgefühl des Kaisers. Einen Auftritt Wilhelms vor bayerischen Truppen, bei dem der Kaiser die Soldaten dazu aufforderte, die Engländer zu verhauen – “Ihr Bayern rauft ja so gerne” – empfindet Rupprecht nur noch als peinlich. Allerdings war auch der bayerische Kronprinz zu Beginn des Weltkriegs nicht frei von Annexionsgelüsten gewesen. So forderte er für Bayern nicht weniger als das Elsass und Teile Belgiens. Doch bereits im Herbst 1915 gab Rupprecht so weitreichende Kriegsziele auf und forderte einen Verständigungsfrieden.

Den Emporkömmling Hitler hielt der Kronprinz zunächst für einen bloßen “Phrasendrescher”, doch stellte er bereits im Februar 1933 mit bemerkenswerter Klarheit fest: “Gewalt tritt jetzt an die Stelle des Rechts”. Allerdings enthielt sich Rupprecht aller öffentlichen Kundgebungen und zog sich in der Folge zunehmend in die innere Emigration zurück. Den Krieg erlebte der ehemalige Kronprinz in Italien, zuletzt überwacht von der Gestapo. Immerhing entging er auf diese Weise dem Schicksal seiner Frau, die von den Nationalsozialisten in den Konzentrationslagern Oranienburg und Flossenbürg interniert wurde.

Nach 1945 setzte sich Kronprinz Rupprecht für die “Neugestaltung Deutschlands auf wahrhaft föderaler Grundlage” ein. Am 9. November 1945 kehrte er nach sechs Jahre währendem Exil in seine bayerische Heimat zurück. Vergeblich hatte er auf eine Wiedereinführung der Monarchie gehofft. Seine letzten Lebensjahre waren geprägt von zahlreichen repräsentativen Auftritten als Symbolfigur weiß-blauer Identität und Geschichte. Doch die Politik der Gegenwart bestimmten andere.

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Dieter J. Weiß ist eine fesselnde Biographie gelungen, die bei aller Wertschätzung ihres Protagonisten doch weit entfernt davon entfernt ist, die Brüche in dessen Lebenslauf zu kaschieren. Besonders eindrucksvoll ist die Vielzahl der verwendeten Originalquellen, die der Biographie eine besondere Authentizität verleiht. Ein empfehlenswertes Buch – nicht nur für Bayern…

Rezension: Oster, Uwe A.

Weiß, Dieter J.
Kronprinz Rupprecht von Bayern – Eine politische Biografie
Verlag Friedrich Pustet, Regensburg 2007, 464 Seiten, Buchpreis € 39,90
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