Die frühere First Lady der USA, Michelle Obama, hat US-Präsident Donald Trump „vorsätzliches Missmanagement“ der Corona-Krise vorgeworfen. „Unser Land befindet sich im Chaos, weil der Präsident dem Job nicht gewachsen ist“, sagte sie am Dienstag in einem 24-minütigen Video mit dem Titel „Schlussplädoyer“ bei Twitter. Sie rief Schwarze und alle jungen Wähler auf, ihre Stimmen bei der Präsidentenwahl nicht zu „verschleudern“, sondern für den demokratischen Präsidentschaftskandidaten Joe Biden zu stimmen.
„Wenn Sie ein Elternteil sind wie ich, spüren Sie die Konsequenzen des Scheiterns des Präsidenten, diese Pandemie ernst zu nehmen.“ Der Präsident habe die Wichtigkeit von Masken und social distancing heruntergespielt. Er habe Druck auf Schulen ausgeübt, wieder zu öffnen, „ohne einen klaren Plan oder Unterstützung zu bieten für die Sicherheit von Lehrern und Schülern“.
Sie wies in dem Video, das auch vom Wahlkampfteam von Joe Biden veröffentlicht wurde, darauf hin, dass mehr Amerikaner im Zusammenhang mit Covid-19 gestorben seien als in den Kriegen im Irak, Afghanistan, Vietnam und Korea zusammen. In Bezug auf das Virus werde „unser Oberkommandeur“ traurigerweise „im Kampf vermisst“.
Obama nahm auch Bezug auf die Proteste gegen Rassismus und Polizeigewalt in den USA in den vergangenen Monaten. Trump agiere rassistisch, wenn er und andere Republikaner wahrheitswidrig behaupteten, dass Minderheiten die Vorstädte zerstören würden. Damit ziele er darauf ab, von seinem „atemberaubenden Versagen“ abzulenken.
„An alle jungen Menschen da draußen, an alle schwarzen (...) Leute, an alle, die sich frustriert und isoliert von diesem ganzen System fühlen, ich verstehe euch. Ich tue es wirklich“, sagte sie. „Aber angesichts des Frusts und der Isolation, die ich während meines Lebens erfahren habe, habe ich nicht zu wählen jemals für eine echte Option gehalten.“
Auf Twitter fügte sie hinzu, sie denke an alle, die vom Coronavirus erfasst worden seien, „von denen im Weißen Haus, besonders dem Secret Service und dem Personal, bis zu all jenen, deren Namen und Geschichten die meisten von uns leider niemals erfahren werden“. Das „Drama der vergangenen Tage“ habe deutlich gemacht, was bei dieser Wahl auf dem Spiel stehe, „vom Coronavirus bis hin zu einem ständigen Trommelschlagen aus Angst, Spaltung und Chaos“.
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US-Präsident Donald Trump hatte vergangene Woche seine Infektion mit dem Coronavirus öffentlich gemacht. Neben First Lady Melania Trump steckten sich auch Trumps Wahlkampfmanager Bill Stepien und die Sprecherin des US-Präsidenten, Kayleigh McEnany, an.