Petra Kleinert: "Meine Kurven brachten mir die besten Rollen" | Liebenswert Magazin
'SOKO Leipzig'-Star

Petra Kleinert: "Meine Kurven brachten mir die besten Rollen"

Schönheitsdiktate – im Fernsehen, aber auch in der Gesellschaft – sind Petra Kleinert ein Gräuel. Sie macht Mut, sich dagegen zu wehren.

Petra Kleinert auf einer Veranstaltung im Oktober 2019 in Berlin.
In der ZDF-Serie 'SOKO Leipzig' mimt Petra Kleinert die Kommissarin Dagmar Schnee. Foto: Tristar Media / Kontributor / Getty Images
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Petra Kleinert über Schönheitsideale

Seit acht Jahren spielt sie die Chefin der Sitte in der ZDF-Serie 'SOKO Leipzig', eine Rolle, die Petra Kleinert (53) mag. Die Schauspielerin sprach Ende Oktober 2020 im Interview mit MEINS über Schönheitsideale, ihre kurvige Figur, die ihr erst den Erfolg brachte, und ihre Ehe mit dem österreichischen Kollegen Reinhold Kammerer (48) mit dem sie in Wien und Berlin lebt.

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MEINS: Sie sind eine der gefragtesten Schauspielerinnen Deutschlands. Dabei haben Sie mit 17 eine Lehre zur Keramikfacharbeiterin absolviert …

Petra Kleinert: Das war in Colditz bei Leipzig und ein Lehrberuf mit Abitur, was mir zu DDR-Zeiten spannend erschien. Ich habe in Akkordzeit Unmengen an Hotel-Porzellan hergestellt, was mit Kreativität allerdings nicht viel zu tun hatte. Das war Fließbandarbeit. Aber ich habe auch keinerlei Talent dafür. Die Schauspielerei liegt mir mehr. Ich wollte auch immer schon Schauspielerin werden, habe mich nur nicht gleich getraut.

MEINS: Schauspielerinnen ab 50 haben es in der Filmbranche schwer, gute Rollen zu bekommen, oder?

Petra Kleinert: Bei uns Frauen ist es absurd, denn wir werden im Alter wie guter Wein immer besser. Die Diskriminierung in der Gesellschaft ist überall da, nicht nur das Herkunftsland betreffend. Für eine dicke weiße Frau jenseits der 50 ist es auch nicht einfach! Ich weiß, wie es ist, ausgegrenzt zu werden. Das geht fast jedem so, der nicht einem Normbild entspricht, das auch von Social Media vorgegeben wird. Die Vielfältigkeit von Herkunft, Alter und Aussehen machen doch Film und Fernsehen erst spannend. Wenn ich nach England schaue, nach Skandinavien oder Österreich, da ist die Vielfalt an Schauspielern und Schauspielerinnen größer. In Deutschland sehen sich viele Schauspielerinnen ähnlich. Viele wollen auch aussehen wie die vermeintliche Norm, weil sie Angst haben, sonst nicht mehr arbeiten zu dürfen. Das langweilt mich.

„Für eine dicke weiße Frau jenseits der 50 ist es auch nicht einfach! “
Petra Kleinert

MEINS: Sehen Sie also eine Schönheits-Zensur für Frauen im TV?

Petra Kleinert: Natürlich gibt es die! Aber man muss ja nicht alles mitmachen. Je mehr man Angst davor hat, wie man gesehen wird, umso weniger kann man eine Rolle mit aller Kraft spielen. Ich weiß, dass es für viele Kolleginnen in meinem Alter ein großes Problem ist, wenn sie nicht schön, schlank und faltenlos gezeigt werden. Ich selbst habe keine Angst davor.

MEINS: Haben Sie keinerlei Selbstzweifel?

Petra Kleinert: Natürlich. Doch wenn ich mal damit hadere, so kräftig geworden zu sein, dann nehme ich mir den Kommentar eines Ex-Partners zu Herzen, der gesagt hat: "Wenn du dünn geblieben wärst, liebe Petra, dann hättest du die ganzen Bitches gespielt." Das stimmt. Ich hätte nie so viele andere Rollen, vor allem komödiantische, spielen können, wenn ich anders ausgesehen hätte.

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Petra Kleinert und Reinhold Kammerer heirateten nach nur zwei Monaten Beziehung

MEINS: Sie sind seit vier Jahren mit Ihrem Kollegen Reinhold Kammerer verheiratet. Alles ging ganz fix!

Petra Kleinert: Richtig! Ich bin Mitte Juli 2016 für sechs Wochen nach Österreich gefahren, um einen Kinofilm zu drehen. Reinhold war auch im Team. Ich war zu dem Zeitpunkt glücklicher Single. Wie das Leben so ist, war ich offenbar trotzdem bereit, mich auf etwas Neues einzulassen. Wir hatten den ersten Drehtag, und schon hatte ich Schmetterlinge im Bauch … Am folgenden Wochenende lud mich Reinhold zu einer Theateraufführung ein und fragte, ob ich da bei ihm übernachten wolle. Ich wusste nicht, worauf er hinauswollte, und bin nach einem total schönen Abend mit dem Mietauto wieder heim. Händchen gehalten haben wir aber. Er sagte zum Abschied noch, es sei "voll fein" gewesen, dass ich da war. Für Österreicher bedeutet das: "Es war super." Anderthalb Tage später waren wir schwimmen – und er hat den ersten Schritt gemacht. Den muss auch der Mann machen, da bin ich altmodisch.

MEINS: Und nach nur zwei Monaten haben Sie geheiratet …

Petra Kleinert: Ich bin ein Mensch, der schnell Entscheidungen trifft! Reinhold zu heiraten war die beste Entscheidung meines Lebens! Wenn man um die 50 ist, fragt man sich, warum man lange etwas ausprobieren will, wenn man durch Erfahrung schon weiß, dass es gut wird.

MEINS: In der Serie 'Mord mit Aussicht' waren Sie eine leidenschaftliche Köchin. Privat auch?

Petra Kleinert: Wenn man meinen Mann und mich ansieht, weiß man die Antwort (lacht). Wir haben in unserer Ehe 10 bis 15 Kilo zugenommen – jeder! Ich koche wirklich sehr gern, mein Mann kann aber ebenfalls sehr gut kochen. Das Backen habe ich hier in Österreich aufgegeben. Es ist absurd, in diesem Tortentraumland backen zu wollen.

MEINS: Ihr Motto?

Petra Kleinert: Man sollte immer ein Lächeln in die Welt tragen, es kommt meistens eines zurück.

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