Die Université de Lorraine hat ihre Untersuchung abgeschlossen und nimmt Xavier Bettel zum Teil vor dem Vorwurf des Plagiats in Schutz. Der Premier will dennoch künftig auf sein DEA-Diplom verzichten. Hintergrund waren Recherchen von Reporter.lu zur Plagiatsaffäre des Premiers.

Rund drei Monate hat sich ein internes Gremium der Université de Lorraine Zeit gelassen, um am Ende zu einer differenzierten Entscheidung zu gelangen. Die Universität gebe Xavier Bettel die Möglichkeit, seine Abschlussarbeit neu einzureichen. Ansonsten müsse die Universitätsleitung weitere Schritte einleiten, die zu einer Aberkennung des Diploms des heutigen Premiers führen könnten, heißt es in einer Pressemitteilung der Universität vom Dienstag.

Kurz darauf ließ Premierminister Xavier Bettel (DP) verlauten, dass er „nach reiflicher Überlegung“ entschieden habe, „die Universität zu bitten, meinen DEA zurückzuziehen“. „Damit sollen Zweifel an den Verdiensten des DEA ausgeräumt und ein Vertrauensverlust in die akademische Arbeit vermieden werden“, so der Premier in seinem Statement.

Zur Erinnerung: Im Oktober 2021 hatte Reporter.lu exklusiv über die Plagiatsaffäre des Premiers berichtet. Daraufhin kündigte die Université de Lorraine eine interne Untersuchung an, die letztlich knapp zwölf Wochen dauern sollte. Xavier Bettel hatte später wiederholt öffentlich beteuert, dass er „nicht getrickst“ und auch niemanden bewusst getäuscht habe.

„Un travail original de compilation“

Dabei war der Plagiatsbefund unbestreitbar. Auf 54 von 56 Seiten der Arbeit, mit der Xavier Bettel sein „Diplôme d’études approfondies“ (DEA) in öffentlichem Recht und Politikwissenschaft abschloss, konnten Fremdtextübernahmen ohne Quellenverweis nachgewiesen werden. Der Befund über das Ausmaß des Plagiats wurde Reporter.lu von mehreren unabhängigen Forschern bestätigt.

Die Université de Lorraine hielt in ihrer Untersuchung fest, dass es sich bei der DEA-Arbeit des heutigen Premiers um „un travail original de compilation de documents et de synthèse“ gehandelt habe. Allerdings könnten mehrere Abschnitte des Dokuments als „eine Form von Plagiat“ gewertet werden, weshalb die besagten Konsequenzen begründet seien. Der Premier sei über die Entscheidung im Vorfeld informiert worden, heißt es in der Pressemitteilung.

Xavier Bettel will die Plagiatsaffäre offenbar mit dem Verzicht auf sein Diplom ein für alle mal hinter sich lassen und nach vorne schauen. „Ich bedauere diese Situation und bitte die Universität, meine Entschuldigung und meine Entscheidung zu akzeptieren“, heißt es abschließend im Statement des Premiers.


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