Heute wäre der 113. Geburtstag der deutschen Schauspielerin † Brigitte Helm (eigentlich Brigitte Eva Gisela Schittenhelm). Geboren am 17. März 1906 in Berlin und gestorben am 11. Juni 1996 in Ascona (Schweiz).
Sie war der Abgrund des Bösen und das Antlitz der Heiligen: Brigitte Helm. Keine wurde in der Weimarer Republik häufiger als Vamp und als Femme Fatale klassifiziert als sie. Mit ihrer Rolle in "Metropolis" wurde sie zur Kino-Ikone.
Brigitte Helms Karriere begann wie ein Illustrierten-Roman. Die Mutter schickte dem Regisseur Fritz Lang 1924 ein Bild ihrer Tochter, der berühmte Regisseur machte mit ihr eine Probeaufnahme, und die gänzlich Unbekannte bekam die weibliche Hauptrolle in dem teuersten Film der deutschen Filmgeschichte. „Metropolis“ ruinierte beinahe die Ufa und machte Brigitte Helm über Nacht berühmt.
Die Ufa gab ihr einen Vertrag; genau zehn Jahre und 29 Filme lang spielte sie im deutschen, französischen und englischen Film. Genau so plötzlich wie sie im Kino aufgetaucht war, verschwand sie wieder. 1935 zog sie sich vom Film zurück, spielte nicht auf der Bühne, trat nie im Fernsehen auf, lehnte alle Einladungen ab und gab nicht ein einziges Interview.
Wer, um alles in der Welt, war Brigitte Helm, und was war passiert? Brigitte Helm (ihr richtiger Name war Schittenhelm) wurde in Berlin geboren. Schauspielerfahrungen sammelte sie bei Theateraufführungen ihrer Schule, aber an eine Schauspiel-Ausbildung dachte sie nicht. Nach dem Abitur wollte sie Astronomin werden, war offensichtlich neugierig auf alles Moderne.
Und dann spielte sie 1925, 17jährig, die Doppelrolle in „Metropolis“. Ihre Mimik und Gestik sind noch ganz vom Expressionismus geprägt; sie reißt als Jungfrau Maria die Augen auf, ringt die Hände vor der Brust und spitzt den Mund zum keuschen Kuss. Als Maschinen-Maria aber ist sie nur noch sexueller Körper und Objekt der Begierde, die personifizierte Sünde, Hexe der Lust und erotisches Wahnbild der Nacht.
Auf die Rolle des männermordenden Vamps wollte sie die Ufa festlegen; zweimal musste sie „Alraune“ spielen, jene sagenhafte Frau, die aus dem Samen eines Mörders und dem Schoß einer Dirne geboren wird und die Männer in den Tod treibt. 1929 schon hatte sie versucht, alle Vamp-Rollen abzulehnen; sie klagte gegen die Ufa und – verlor. Der Prozess hatte sie ein Vermögen gekostet, danach spielte sie hauptsächlich, um ihre Schulden abzuzahlen.
Welche Rollen wollte sie denn stattdessen spielen? Normale Menschen sollten es ihrer Meinung nach sein; nur wollte das kaum einer sehen, und zu Recht erinnert sich heute niemand mehr daran, dass sie auch „Eine von uns“ (1932) war oder eine Sportlerin in „Der Läufer von Marathon“ (1932/33) oder Hausfrau und Mutter in dem Fliegerfilm „Gloria“ (1931).
Neben Fritz Lang gab ihr vor allem G.W. Pabst die Gelegenheit zu großen schauspielerischen Leistungen. In „Die Liebe der Jeanne Ney“ (1927) stellte sie eine hilflose Blinde dar, die von einem Schurken verführt wird. In „Abwege“ (1928) war sie eine verwöhnte, mondäne Frau, die aus lauter Langeweile fast ihr Leben zerstört.
Brigitte Helm wurde in den Filmen der frühen Dreißigerjahren zur Verkörperung der sachlichen, wohlhabenden und modernen Frau; mit ihrer schlanken, hohen Gestalt und dem herben, präraffaelitischen Profil schien sie unnahbar; ein Leitbild für die modebewusste Frau, die niemals geht, sondern immer wie auf einem Laufsteg schreitet, und unter deren eiskaltem Äußeren leicht kriminelle und starke erotische Energien flackern.
1932 inszenierte Pabst sie nochmals in „Die Herrin von Atlantis“. Ihr Reich war ein Labyrinth unterirdischer Gänge, eine Welt aus verhüllten Gesichtern, Nachtmahren und Menschen in Trance. Brigitte Helm war die Herrscherin dieses Totenreiches, aus dem es kein Entkommen gibt. Bei Pabst wurde Helm zur Sphinx, zum Rätsel ohne Antwort, zum Traumbild – und man wusste nicht, war dies ein Alb-, ein Fieber oder ein Wunschtraum. Je kälter Brigitte Helm die Feuer der Erotik brennen ließ, umso begehrenswerter wurde sie.
Sie selbst schätzte das gar nicht und hatte schließlich mit „Die Gräfin von Monte Christo“ (1932) in der „normalen“ Rolle einer Hochstaplerin wider Willen ihren größten Publikumserfolg.
Bei Dreharbeiten fuhr Brigitte Helm als Komparsin mit einem teuren Sportwagen vor die Hotelkulisse des Ateliers in das Nobelhotel eines Winterkurortes. Weitgehend bekannt war Brigitte Helms Schwäche für schnelle, schicke Automobile. Den Lebensstil des Filmstars Helm machte die Ufa zur Wunschvorstellung einer von Helm gespielten Rolle.
Einer Kritikerin erzählte sie auf dem Höhepunkt ihres Ruhms, ihre Karriere sei ihr egal, sie wäre lieber Hausfrau, würde kochen, Kinder großziehen und den Mann versorgen. Nach schlechten Kritiken und Verkehrsunfällen, für die sie zu einer kurzen Gefängnisstrafe verurteilt wurde, zog sie sich ins Privatleben zurück. Sie heiratete den Industriellen Hugo Kunheim und hatte aus dieser Ehe vier Kinder.
In den Sechzigerjahren begannen die Filmhistoriker nach ihr zu forschen. Ein britischer Journalist drang bis zu ihrem Haus in Ascona vor, doch sie ließ ihn nicht hinein. Eine deutsche Journalistin empfing sie Ende der Achtziger nur unter der Bedingung, dass ausschließlich über Mode und den nach England emigrierten Modeschöpfer Werner Mahrenholz gesprochen wurde. Ihr Sohn erklärte einem Filmhistoriker auf seine Bitte, mit Brigitte Helm über ihre Filme zu sprechen, kategorisch: „Wenn ich das arrangiere, wird sie mich enterben.“ Mit dem Film war sie fertig, endgültig.
Um heute an die wunderbare Brigitte Helm zu erinnern, zeigen wir euch einen Ausschnitt aus ihren größten Filmerfolg "Metropolis" aus dem Jahr 1927. Ihr seht Brigitte Helm in ihrer Rolle als "Maschinenmensch".
Wir hoffen, dass euch unser Beitrag gefällt und wünschen gute Unterhaltung.
+++Hoch über Metropolis thront Joh Fredersen (Alfred Abel), der die Stadt der Zukunft kontrolliert und alle politische und wirtschaftliche Macht besitzt. Unter der Erde müssen die Arbeiter wie Sklaven für ihn schuften.
Doch ausgerechnet sein Sohn Freder (Gustav Fröhlich) verliebt sich in Arbeiterführerin Maria (Brigitte Helm). Gleichzeitig arbeitet der Erfinder Rotwang (Rudolf Klein-Rogge) an einem stählernen Roboter, dem er auf Fredersens Anweisung das Aussehen von Maria gibt.
Als der Roboter die Arbeiter aufwiegelt und diese ihre Maschinen verlassen und Metropolis überfluten, steht die Stadt der Zukunft vor dem Untergang.+++