Babyblaue Prog-Reviews: Gunther Wüsthoff: [to|digi]tal: Review
 
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Gunther Wüsthoff

[to|digi]tal

Coverbild
Informationen

Allgemeine Angaben

Erscheinungsjahr: 2020 (Aufnahmen 1979-2007)
Besonderheiten/Stil: instrumental; Elektronische Musik; Krautrock; RIO / Avant
Label: bureau b
Durchschnittswertung: 9.5/15 (2 Rezensionen)

Besetzung

Gunther Wüsthoff electronics

Tracklist

Disc 1
1. TransNeptun Anflug 4.36
2. TransNeptun Ankunft 8.46
3. TransNeptun Begrüßung 5.53
4. Dragon Walking 10.28
5. Alien Crosstalk 5.08
6. Just Seventeen 3.39
7. Symbol Red (Merzwärts) 4.44
Gesamtlaufzeit43:14


Rezensionen


Von: Siggy Zielinski @ (Rezension 1 von 2)


Nach seinem Wehrdienst und einem Studium der Germanistik und freier Kunst war Gunter Wüsthoff 1971 einer der Gründer der Avant-Krautrock-Legende Faust, die er nach fünf Alben 1973 verließ. Danach nahm er als Angestellter und Freiberufler an dem „normalen“ Arbeitsleben teil, ohne jedoch seine musikalischen Interessen völlig zu vernachlässigen.

Deshalb war es dem Label bureau b möglich, die vorliegende Kompilation aus den Aufnahmen zusammenzustellen, die zwischen 1979 und 2007 entstanden sind. Gunter Wüsthoff scheint bis heute einer der unbeugsamen Elektronik-Avantgardisten geblieben zu sein. Er ist der Ansicht, dass nur die Maschinen, bzw. Computer seine Einfälle richtig umsetzen können, deshalb sei er zu einem „MusikMaschinisten“ und „MaschinenMusiker“ geworden. Das geht so weit, dass Wüsthoff die Musik machenden Computer auch schon mal vor seinen Eingriffen unbeeinflusst ihre kompositorische Arbeit machen lässt. Das versteht der Künstler als seine Ausführung der Aleatorik, indem er die Computerprogramme etwas Unvorhersehbares erschaffen lässt.

Die auf „[to|digi]tal“ (ist „total digital“ zu lesen) enthaltenen Stücke sind sehr vielfältig ausgefallen. Die drei experimentellen und zum Teil Collage-artigen Teile von „TransNeptun“ sind im Geiste nicht sehr weit von den einigen Aufnahmen von Faust entfernt. Darauf folgt das mechanische und repetitive „Dragon Walking“, dessen Arrangements jedoch originell genug sind, um die geneigten Avant-Krautrocker unter den Musikfreunden bei Laune zu halten. In den zehn repetitiven Minuten bleibt nämlich genug Zeit, um den Strukturen des Stückes auf den Grund zu gehen und die kleinen Änderungen richtig wahrnehmen zu können. Mit „Alien Crosstalk“ wird eine Zuwendung zu den leicht nachvollziehbaren Strukturen vollzogen. Mit den vergleichsweise simplen rockig-funkigen Rhythmen und den repetitiven Stimmen könnte „Alien Crosstalk“ wohl als eine Filmmusik aus den 80ern durchgehen. Wüsthoff kann es jedoch viel besser, wie er in dem nach Moderner Klassik klingenden „Just Seventeen“ zeigt. Das Collage-artige und zugleich nach Monderner Klassik ausgerichtete „Symbol Red“ beschwört wieder den Geist von Faust herauf, das allerdings in der aktuellen digitalen Form.

„[to|digi]tal“ dürfte für die Fans der Avantgarde-Krautrock-Elektronik im Sinne von Faust von Interesse sein.

Anspieltipp(s):
Vergleichbar mit:
Veröffentlicht am: 14.7.2020
Letzte Änderung: 14.7.2020
Wertung: 9/15

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Von: Jochen Rindfrey @ (Rezension 2 von 2)


„Musik, die keiner hört“ steht in Schreibschrift auf der Rückseite des Covers. Ich glaube, dieser Aussage würden einige widersprechen - weil sie das nämlich gar nicht für Musik halten werden.

Gunther Wüsthoff, ehemaliges Mitglied der legendären Faust, zeigt sich auf dieser Sammlung älterer Stücke - entstanden in den Jahren 1979 sowie 2005 bis 2007 - teilweise ziemlich radikal. Vor allem das einleitende, dreiteilige TransNeptun, das als ältestes der hier enthaltenden Stücke schon 1979 entstand und fast die Hälfte der Gesamtspielzeit ausmacht, dürfte manch einem mehr wie eine Geräuschsequenz denn wie Musik im üblichen Sinne erscheinen. Allerlei eigenartig fiepende, brummende, zischende oder auch nicht näher zu beschreibende elektronische Klänge ergießen sich scheinbar wahllos aus den Boxen, und nur bei genauem Hinhören erkennt man, dass auch in dieser so abstrakt anmutenden Klangcollage so etwas wie eine Struktur vorhanden ist.

Die weiteren Stücke, die in den 2000er Jahren entstanden, zeigen sich da überwiegend schon etwas zugänglicher, aber immer noch seltsam genug. So hat Dragon Walking bei aller Schroffheit auch etwas von einem Ländler, erinnert in seiner burlesken Art ein wenig an manche Solosachen von Dieter Moebius. Alien Crosstalk besteht praktisch nur aus perkussiven Sounds, für die neben (elektronischem) Schlagwerk auch kurze Stimmsequenzen eingesetzt werden. Just Seventeen hat mit streicher- und bläserähnlichen Sounds und an Vibraphon gemahnenden Klängen, aber auch in seiner ganzen Struktur ein bisschen was von moderner Klassik, während das abschließende Symbol Red (Merzwärts) wieder die komplett avantgardistische Seite von Gunther Wüsthoff zeigt: eine völlig formfreie Collage aus den verschiedensten durcheinander geschmissenen Klängen, zu denen neben Klavier und Schlagwerk auch wieder kurze Stimmsamples gehören. Wie den Bemerkungen im Booklet zu entnehmen ist, hat Wüsthoff die Musik hier mittels stochastischer Verfahren erzeugt. Fremdartig und faszinierend!

[to|digi]tal ist eine hübsche Sammlung elektronischer Musik der etwas sperrigeren Art, die in ihrer oft kompromisslosen Herangehensweise durchaus in der Tradition von Gunther Wüsthoffs Ex-Band steht. Ob da noch mehr in den Archiven ist?

Anspieltipp(s):
Vergleichbar mit:
Veröffentlicht am: 23.1.2021
Letzte Änderung: 23.1.2021
Wertung: 10/15

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