Deutscher Russland-Experte entlarvt Wladimir Putin nach Interview
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Deutscher Russland-Experte entlarvt Putin nach Interview

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Der Einmarsch Russlands nach Polen oder Lettland sei „absolut ausgeschlossen“, erklärt Putin im Carlson-Interview. Experten ordnen die Äußerungen als unglaubwürdig ein.

Moskau – Am Donnerstagabend lief zur besten Sendezeit in den USA ein brisantes Interview. In dem 127-minütigen Gespräch, für das der ultrakonservative Ex-Moderator von Fox-News, Tucker Carlson, eigens nach Moskau reiste, geriet zur Propagandassendung von Putin, in der er Angriffe auf Nato-Gebiete „komplett außer Frage“ stellte. Ein Statement, das deutsche Russland-Experten im Kontext mit den bisherigen Äußerungen von Wladimir Putin als unglaubwürdig bis alarmierend einstufen.

Kann man ihm trauen? Wladimir Putin schließt Angriff auf Polen und das Baltikum im Interview mit Tucker Carlson aus.
Der Einmarsch Russlands nach Polen oder Lettland sei „absolut ausgeschlossen“, erklärt Putin in einem Interview mit Tucker Carlson. Experten ordnen die Äußerungen als unglaubwürdig ein. © Gavriil Grigorov/dpa

„Angriff absolut ausgeschlossen“: Deutscher Russland-Experte entlarvt Putin-Lüge nach Interview

In dem Gespräch, bei dem sich Russlands Präsident Wladimir Putin zum ersten Mal seit Beginn des Ukraine-Krieges ausführlich einem US-amerikanischen Interviewer stellte, schloss der Kreml-Chef einen russischen Angriff auf Polen oder Lettland aus: „Wir haben kein Interesse an Polen, Lettland oder irgendwo sonst“, erklärte Putin. „Warum würden wir das tun? Wir haben ganz einfach kein Interesse daran.“ Ein russischer Angriff auf die Länder sei „absolut ausgeschlossen“, so der der Diktator gegenüber Tucker Carlson.

Als der Verschwörungstheoretiker Carlson, der im vergangenen Jahr von Fox News gefeuert wurde, den russischen Präsidenten fragt, ob es ein Szenario geben könnte, in dem „Sie russische Soldaten nach Polen schicken“, antwortet Putin: „Nur in einem Fall: Wenn Polen Russland angreift.“ Eine Äußerung, die Experten in Alarmbereitschaft versetzt.

„Auch Ukraine war Verteidigungsfall“: Russland-Experten durch Putin-Äußerungen alarmiert

Am Freitag (9. Februar) kommentierte der renommierte Russland-Experte Dr. Janis Kluge von der Stiftung Wissenschaft und Politik in Berlin die Aussagen Putins auf X, vormals Twitter: „Putin: Soldaten schicken würde ich nur im Verteidigungsfall. Auch Putin: Der Einmarsch in die Ukraine war ein Verteidigungsfall.“

Experten entlarven Unglaubwürdigkeit von Putin – und sehen Parallelen zu Ukraine-Aussagen

Politikberater Johannes Hillje schreibt: „Dezember 2021: ‚Wir werden die Ukraine nicht angreifen‘. Februar 2024: ‚Wir werden Polen und Lettland nicht angreifen‘“. Ein klarer Bezug auf die erwiesenermaßen nicht zutreffenden Aussagen Putins vor dem Beginn des Angriffskrieges auf die Ukraine. Zwei Monate später folgte die russische Großinvasion.

Tucker Carlson inszenierte Putin-Interview als Medienereignis, bei dem die „Wahrheit“ an Licht kommt

Der 54-jährige Carlson hatte das Interview seit Tagen als großes Medienereignis angekündigt, bei dem endlich die „Wahrheit ans Licht“ käme. Putin sei bisher nicht gehört worden, die Menschen wüssten nichts über die Hintergründe zur Auseinandersetzung in der Ukraine oder seinen Zielen, die „korrupten“ Medien hätten nur Interviews mit Wolodymyr Selenskyj geführt, und nie versucht, den russischen Staatschef zu interviewen.

Kurioserweise korrigierte ausgerechnet Kreml-Sprecher Dmitri Peskow: „Herr Carlson liegt falsch“, erklärte Peskow während seines täglichen Briefings für Journalisten. „Wir erhalten viele Anfragen für Interviews mit dem Präsidenten.“ Diese seien jedoch wegen „Einseitigkeit“ abgelehnt worden. Tucker Carlson bekam nun den Zuschlag.

Putin habe verpasst, das US-amerikanische Publikum zu beeinflussen, resümiert Politikexperte Kluge auf X. Stattdessen habe er das Interview zu einer Show für das russische Publikum gemacht: „Er führt Tucker Carlson als den stereotypen ‚naiven Amerikaner‘ für die russischen Zuschauer vor“.

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