Mitten im massiven Aufschwung der 50er glänzte BMW Motorrad mit den erfolgreichen Einzylinder- und Boxer-Baureihen sowie richtungsweisenden Innovationen, wie etwa den Vollschwingen- Fahrwerken. Auch in Sachen Rennsport lief es blendend: Wilhelm Noll und Fritz Cron läuteten mit dem Gewinn der ersten Gespann- Weltmeisterschaft 1954 eine beispiellose Siegesserie ein.

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1950 BMW R 51/2

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1955 BMW R 69 in der US-Ausführung mit Zubehör

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1954 Großer Preis von Deutschland Solitude: die Sieger Wilhelm Noll und Fritz Cron auf ihrem teilverkleideten BMW Gespann

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1953 Zylinderkopf mit Ventilsteuerung der BMW 253 RS

Der Beginn des vierten Jahrzehnts der Unternehmensgeschichte hätte für BMW Motorrad kaum besser ausfallen können. Fünf Jahre nach Kriegsende strebten die Deutschen nach Mobilität, und so kam insbesondere dem gegenüber dem Automobil deutlich preisgünstigeren Motorrad eine hohe Bedeutung zu. Während der BMW Konzernumsatz 1948 noch etwas mehr als 4 Mio. DM betrug, wurden 1949 bereits über 20 Mio. bilanziert, und 1950 waren es bereits mehr als 35 Mio.. Mehr als verzehnfacht hatte sich bei BMW auch der gesamte Bestand an Werkzeugmaschinen seit 1948. Von vormals rund 120 stieg er innerhalb von drei Jahren auf mehr als 1400.

Die florierenden Geschäfte im Automobil- und Motorradbereich erlaubten schon nach kurzer Zeit Neuentwicklungen und umfangreiche Modellüberarbeitungen. Schon im September 1950 folgte auf die bis dahin produzierte R 24 die R 25, die nun eine Geradweg-Hinterradfederung und einen verschweißten anstelle des bisher geschraubten Rohrrahmens besaß. Kaum ein Jahr danach folgte die R 25/2, die sich in zahlreichen kleinen Details, wie etwa einem neuen Schwingsattel oder einem verbesserten Zylinderkopf, weiter optimiert zeigte.

Nachdem die amerikanischen Besatzungsbehörden die Hubraumbeschränkung von 350 cm3 aufgehoben hatten, entstand 1950 auf Basis der Vorkriegs-R 51 die R 51/2. Ihre Teleskopgabel profitierte bereits vom doppelten Dämpfungssystem, wie es bis dahin nur in der R 75 zum Einsatz kam. Ihr Motor wurde mit neuen Zylinderköpfen, die nun eingeschraubte Kipphebel-Lagerböcke besaßen, optimiert. 1951 folgten ihr die R 51/3 sowie die praktisch bau gleiche, als 600er ausgelegte R 67 nach. Beide warteten mit einer neuen Motorengeneration mit bisher ungekanntem, glattflächigem Motordesign auf. Bei diesen Motoren wurde die Nockenwelle nicht wie bei der R 51/2 via Kette, sondern über schrägverzahnte Stirnräder angetrieben. Während die Leistung der R 51/3 mit 18 kW (24 PS) dem Vorgängermodell entsprach, brachte es die für den Gespannbetrieb favorisierte R 67 zunächst auf 19 kW (26 PS) und später als R 67/2 und R 67/3 auf 21 kW (28 PS). Mit hochgelegter 2-in-1- Auspuffanlage überzeugten die neuen Modelle auch im Wettbewerbseinsatz bei Geländefahrten. So 1951 bei den Six Days im italienischen Varese, wo man mit der R 51/3 und dem R 67-Gespann Goldmedaillen in den Einzelwertungen errang.

Dem vielfachen Wunsch besonders sportlich orientierter Motorradfahrer entsprach BMW Motorrad 1952 mit der R 68. Die unter dem geflügelten Wort „100-Meilen- Renner“ bekannt gewordene Maschine verdankte ihren Szene-Namen der Höchstgeschwindigkeit von 160 km/h, zu der sie sich dank 26 kW (35 PS) Leistung aus 600 cm3 Hubraum aufschwang. Traditionell griff BMW Motorrad auch im Rennsport wieder an. Neben den schon bekannten Sportversionen auf Basis der R5 und R 51 debütierte 1954 die für Privatfahrer käufliche 500er vom Typ RS 54. Ihr Boxermotor verfügte über einen DOHC-Ventiltrieb mit zwei obenliegenden Nockenwellen pro Zylinder, die via Königswelle angetrieben wurden. Enorme 33 kW (45 PS) Leistung und Drehzahlen jenseits von 8.000/min waren möglich, und die Höchstgeschwindigkeit dieser Rennmaschine betrug annähernd 200 km/h.

Während mit der Solomaschine zahlreiche nationale Meistertitel eingefahren werden konnten, bewies das Königswellen- Triebwerk seine Schlagkraft auf internationalem Parket im Gespannrennsport. Eingeleitet vom Titelgewinn durch Wilhelm Noll und Fritz Cron konnte BMW die Seitenwagenweltmeisterschaft von 1954 bis 1967 in ununterbrochener Folge für sich entscheiden, und bis zum Jahr 1974 verbuchte BMW Motorrad nicht weniger als 19 WM-Titel.

Die geschobene Langschwinge als Vorderradführung sowie die Hinterradschwinge der Solo-Rennmaschinen und Renngespanne fanden von 1955 an Niederschlag bei den Serienmaschinen. BMW Motorrad entwickelte für das 500er-Modell R 50 sowie die 600er-Modelle R 69 und R 60 das sogenannte Vollschwingen-Fahrwerk, das hinsichtlich Komfort und Straßenlage neue Maßstäbe setzte. Damit einher ging die Einführung eines neuen Dreiwellen-Getriebes. 1956 hielt das Vollschwingen- Fahrwerk mit der R 26 auch bei den Einzylinder-Modellen Einzug.