Numinose, das
GrammatikSubstantiv (Neutrum) · Genitiv Singular: Numinosen · wird nur im Singular verwendet
Aussprache [numiˈnoːzə]
Worttrennung Nu-mi-no-se
Grundformnuminos
Duden, GWDS, 1999 und DWDS
Bedeutung
Theologie das Göttliche als unbegreifliche, zugleich Vertrauen und Schauer erweckende Macht
Beispiele:
[Religionspsychologe Rudolf] Otto hatte das
Heilige als das »Numinose« bestimmt, abgeleitet vom
lateinischen Wort für göttliche Wesen. Dieses
Numinose ist vor allem durch das Moment des
»tremendum« bestimmt, des Schauervollen, dann durch das Moment der
»majestas«, des Übermächtigen, und schliesslich durch das Moment des
»fascinans«, des Anziehenden. Keine Frage, dass sich das Heilige in einer
profanen Welt in unterschiedlichen säkularisierten Formen erhalten kann: vom
ästhetisch Erhabenen über die Unantastbarkeit der Menschenwürde bis zur
Anbetung des Silicon Valley. Gerade Letzteres könnte tatsächlich als ein
paradigmatisch heiliger Ort der Gegenwart beschrieben werden, auf den alle
klassischen Bestimmungsstücke des Numinosen
zutreffen: Macht, Faszination und Erschrecken. [Neue Zürcher Zeitung, 09.10.2016]
»Das iPhone X ist ein wegweisendes und magisches Produkt, vollgepackt
mit unglaublichen neuen Features.« Das ist nicht sehr aussagekräftig, so
beginnt bei Apple jede Pressemitteilung. Man muss sich bei der Exegese
dieser Texte von den einzelnen Adjektiven lösen, entscheidend ist das
Clustering, die Reihung von »unglaublich«, »magisch« und »wunderschön«; es
ist dieser Zusammenklang, mit dem Apple die Innovation zelebriert und das
Numinose benennt, als zugleich Vertrauen und
Schauer erweckende Macht. [Neue Zürcher Zeitung, 12.09.2017]
Das Wilde Gjoad ist ein uralter Mythos, der aus der überreichen
Brauch‑ und Sagenwelt des Salzburger Umlandes herausragt. Die
Trommelschläge, die Urschreie und das schreckliche Heulen dieses
zwölfköpfigen Dämonenheeres lassen erahnen, welche Ängste die stark vom
Aberglauben geprägten Menschen der alten Agrargesellschaft gequält haben.
Damals, als die Natur voller Geister und Spukgestalten zu sein schien, erst
recht in der finsteren Jahreszeit. In dem noch bäuerlich geprägten
Landstrich zwischen Salzburg und dem Untersberg ist diese Aura des
Numinosen, die das Landleben einst durchdrungen
hat, nach wie vor stark zu spüren. [Süddeutsche Zeitung, 22.12.2016]
[…] der Kunsthistoriker und
Ausstellungsmacher Jean Clair hat sich mit Alexander von Humboldt
den[…] letzten
Enzyklopädisten zum Schutzheiligen und Stichwortgeber geholt für eine
Ausstellungsexpedition, die hinter Kunst und Wissenschaft noch einmal jenes
Sublime oder Numinose sichtbar zu machen sucht, das
dem vergangenen 20. Jahrhundert so glatt abhanden gekommen ist. [Die Zeit, 13.04.2000, Nr. 16]
Die [katholische] Messe kommt dem
Verlangen nach dem Numinosen in hohem Maße entgegen;
ihre religiöse Wirkung läßt sich von ihren dogmatischen Voraussetzungen
nicht trennen. [Sucker, W.: Katholizismus. In: Die Religion in Geschichte und Gegenwart, Berlin: Directmedia Publ. 2000 [1959], S. 25101]
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