Atemtherapie und Lungensport: Praktische Übungen zum Mitmachen

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Zuletzt angepasst am 28.05.2024

Atemtherapie und Lungensport: Praktische Übungen zum Mitmachen

Erfolgsfaktor Bewegung. - Ein wesentliches Plus für die Lunge.

 Körperliche Anstrengung, wie Treppensteigen oder sogar schon leichtes Gehen führt be Ihnen zu Atemnot und zwingt Sie eine „Pause“ einzulegen? Die Auswirkungen der chronisch-obstruktiven ungenerkrankung (COPD) sind vielseitig.  Luftnot schränkt die Leistungsfähigkeit oft erheblich ein. Doch wenn Sie sich wegen Atemnot schonen und körperliche Belastung vermeiden, wird die Atemnot verstärkt. Es entsteht ein Teufelskreis. Genau hier setzen Sport- und  Atemphysiotherapie an. Denn Sport und Atemphysiotherapie helfen Ihnen, diesen Teufelskreis zu durchbrechen. Atemtechniken bilden die Grundlage für ein Training. Die richtige Atemtechnik und Fitness helfen Ihre körperliche Leistungsfähigkeit und vor allem Ihr Wohlbefinden zu verbessern. Eine Verschlechterung Ihrer Erkrankung kann sogar hinausgezögert werden.

Bewegung hält gesund und hat einen besonders positiven Effekt auf Ihre Erkrankung. Lassen Sie sich durch Atemnot nicht verängstigen oder gar von Bewegung abhalten. Nehmen Sie sich die Zeit für ein gezieltes Training und spezielle  Übungen und verbessern Sie somit Ihre Ausdauerfähigkeit und den Zustand Ihrer Muskulatur. Sie werden beweglicher, die Atemnot wird nachlassen und alles in allem werden Sie sich belastbarer und wohler fühlen.

Wer körperlich aktiv ist, bleibt fit. Diese Behauptung ist unbestritten – und hat für Sie zukünftig eine ganz besondere Bedeutung. Denn Bewegung hat einen sehr günstigen Effekt auf die COPD. Vor nicht allzu vielen Jahrzehnten hätte  man Ihnen wohlmöglich zu Ruhe und Schonung bei Ihrer Erkrankung geraten. Heute sind sich die Fachleute darüber einig, dass regelmäßige und gezielte Bewegung ein wichtiger und unerlässlicher Bestandteil der komplexen Therapie  der COPD ist. Außerdem hat Training eine positive Auswirkung auf das Rauchverhalten und kann Ihnen helfen damit aufzuhören.

Die Atemnot ist ein zentrales Problem bei COPD und hält viele Betroffene davon ab sich regelmäßig zu bewegen. Im Krankheitsverlauf werden die Bronchien immer enger und die Anzahl der funktionierenden Lungenbläschen die zum  Gasaustausch in der Lunge benötigt werden, nimmt ab. Das hat zur Folge, dass weniger Luft in die Lunge und weniger Sauerstoff ins Blut aufgenommen werden. Selbst leichte Aktivität, kurze Wege und kleine Treppen stellen auf einmal ein Problem dar.

Es mag sein, dass Sie sich vor Atemnot fürchten. Vielleicht vermeiden Sie aus genau diesem Grund schon seit langem regelmäßige Bewegung oder haben Ihre körperliche Aktivität immer und immer mehr zurückgefahren. Viele  Betroffene vermeiden bereits zu Beginn der Erkrankung regelmäßige Aktivität. Bewegungsmangel hat eine schlechte Auswirkung auf Ihre Muskulatur. Man kann sagen, die Muskeln schwinden förmlich. Damit verlieren Sie Kraft,  Ausdauer und Leistungsfähigkeit. Dadurch schränkt sich Ihre Beweglichkeit weiter ein und die Atemnot nimmt zu. Sie fühlen sich einfach unwohl und verlieren die Freude an vielen Dingen, die Ihnen wichtig sind. Einen solchen  Teufelskreis sollten Sie nicht zulassen.

Machen Sie regelmäßig Sport und Bewegungsübungen. Damit können Sie diesen Teufelskreis aufhalten. Durch Bewegung und ganz besonders gezieltes Training wird Ihre Muskulatur wieder kräftiger und die Durchblutung der Lunge  kann sich verbessern. Die Sauerstoffaufnahme ins Blut steigt und die Sauerstoffversorgung der Muskeln und Organe verbessert sich. Dies hilft die Atemnot zu reduzieren und im Verlauf verbessert sich die Leistungsfähigkeit des Herz- Kreislauf-Systems. Auch ein erhöhter Blutdruck kann durch Training günstig beeinflusst werden.

Das alte Sprichwort „Wer rastet der rostet“ gilt auch bei COPD. Wenn Sie sich regelmäßig bewegen oder gar gezielt trainieren können Sie Ihren Krankheitsverlauf positiv beeinflussen und auch dem Aufkommen von Folgeerkrankungen  urch Bewegungsmangel entgegenwirken. Haben Sie keine Angst vor körperlichem Training und Belastung. Sport- und Physiotherapeuten helfen Ihnen mit Atemnot umzugehen und das richtige Maß für ein Training  zu finden, von dem Sie profitieren. Und nach kurzem Anlauf wird Ihnen das wohlmöglich sogar Spaß machen.

Bewegung wird Sie stärken – so viel ist sicher. Und dafür stehen Ihnen mehr Möglichkeiten offen als Sie vielleicht denken. Vielleicht denken Sie gerade an einen Spaziergang und Bewegung an der „frischen Luft“. Das ist zwar ein  löblicher Ansatz aber zur Behandlung einer COPD reicht es nicht aus.

Am Anfang steht jedoch kein komplexes Fitnesstraining, sondern einfache Übungen, die auf Ihre körperliche Situation abgestimmt werden.

Atemphysiotherapie ist eine Form der Physiotherapie, die für lungenkranke Menschen entwickelt wurde. Speziell ausgebildete Physiotherapeuten zeigen Ihnen Atemtechniken und Übungen die auf Ihren individuellen  Gesundheitszustand abgestimmt sind und helfen Ihnen dabei diese in Ruhe und unter Belastung gezielt einzusetzen. Atemphysiotherapie ist ein wichtiger Baustein der komplexen Behandlung der COPD. Ziel ist es, Ihre Atmung zu  verbessern, Sie auf Belastung und Training vorzubereiten und Ihre Leistungsfähigkeit und Ihr Wohlbefinden zu steigern. Sie werden lernen Ihren Atem wahrzunehmen und zu lenken, Ihre Atemwege von Schleim zu befreien, richtig zu  Husten, Ihre Lunge zu entlüften und mit Atemnot umzugehen.

Lungensport ist neben der medikamentösen Behandlung eine anerkannte und wichtige Säule der Therapie chronischer Lungen- und Atemwegserkrankungen.

Fachleute waren lange der Meinung, dass nur Patienten mit einer leichten bis mittelschweren COPD von einem Training profitieren. Heute weiß man, dass auch bei fortgeschrittenem Schweregrad und starker körperlicher  Einschränkung ein Training hilft.

In einer Lungensportgruppe trainieren Sie unter Aufsicht eines qualifizierten Trainers. Dieser berücksichtigt die Schwere Ihrer Beeinträchtigung sowie eventuell vorhandene Begleiterkrankungen wie etwa Osteoporose, Diabetes oder  auch Bewegungseinschränkungen. Daher können Sie mit jedem Schweregrad teilnehmen, auch wenn Sie eine Sauerstofflangzeittherapie durchführen.

Besonders wenn Sie schwer betroffen sind nutzt ein intensives gerätegestütztes Kraft- und Ausdauertraining. Schnell werden Sie merken, wie die körperliche Leistungsfähigkeit steigt und sich Ihr Wohlbefinden verbessert. Eine  trainierte Muskulatur stützt nicht nur die Gelenke und verbessert die Atmung – sie verleiht mehr Sicherheit und Standfestigkeit bei allem, was Ihr Alltag von Ihnen abverlangt. Außerdem profitieren Sie durch Krafttraining von einer Steigerung der Stoffwechselaktivität und nicht zuletzt einer Stärkung des Skelettsystems. Damit können Sie einer Reihe von Folgeerkrankungen wie z.B. Osteoporose vorbeugen.

Auch Ausdauerübungen haben eine positive Wirkung auf den Körper und können Bestandteil Ihres Trainingsplans sein. Unter Ausdauertraining versteht man zum Beispiel Ergometertraining, Fahrradfahren, Walken, Schwimmen und  ähnliche ausdauernde Bewegungsformen. Ausdauertraining hat positive Effekte auf die Atmung, das Herz-Kreislauf- System, und den Fettstoffwechsel.

Ausgerichtet wird Ihr Training an Ihre persönliche Leistungsfähigkeit, wobei Einschränkungen berücksichtigt werden. Wichtig zu beachten sind Ihre Atmung und der Sauerstoffgehalt im Blut. Geben Sie der Lunge in jedem Fall die  Möglichkeit mit der Atmung hinterherzukommen.

Wie Sie zukünftig aktiv werden, sollten Sie immer gemeinsam mit Ihrem behandelnden Arzt besprechen. Atemphysiotherapie, Lungensport und gerätegestütztes Training können verordnet werden. Sprechen sie mit Ihrem Arzt, halten  Sie Kontakt mit Selbsthilfegruppen und lassen Sie sich von Sport und Physiotherapeuten beraten.

Nun sind Sie gefragt aktiv zu werden. Packen Sie es an und lassen Sie keine wertvolle Zeit verstreichen. Es geht um Ihre Gesundheit!

Quelle: Vortrag von Dr. rer. medic. Sebastian Teschler Physio- und Atmungstherapeut Physiotherapie am Lungenzentrum (Reha Vital GmbH), Essen, auf dem 10. Symposium Lunge am Samstag, den 02. September 2017 von 9:00-17:00 Uhr in Hattingen (NRW)

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