Film

Ermüdend und langweilig: Margarethe von Trotta scheitert an „Ingeborg Bachmann“

Stand
AUTOR/IN
Eva Marburg

Ingeborg Bachmann und Max Frisch waren fast vier Jahre lang ein Paar. Regisseurin Margarethe von Trotta erzählt in ihrem neuen Film die toxische Beziehung der beiden Schriftsteller in Rückblenden. Dabei grast sie sämtliche erstarrte Legenden über die Beziehung ab, was „Ingeborg Bachmann: Reise in die Wüste“ zu einem ermüdenden und langweiligen Film werden lässt.

Audio herunterladen (3,4 MB | MP3)

Toxische Beziehung zweier Autoren

Ingeborg Bachmann und Max Frisch waren fast vier Jahre zusammen – eine Zeit, die Bachmann im Nachhinein als „Verwüstung“ bezeichnen wird oder als „jahrelange Todesgefahr“. Das Lachen zurückgebracht hat ihr nach eigenen Aussagen damals eine Reise nach Ägypten, die sie 1964 nach der Trennung von Frisch mit ihrem Freund Adolf Opel unternahm. Margarethe von Trotta erzählt in „Reise in die Wüste“ die toxische Beziehung der beiden Schriftsteller in Rückblenden.

Filmstill
Als sich Ingeborg Bachmann (Vicky Krieps) und der Schweizer Schriftsteller Max Frisch 1958 in Paris begegnen, ist es der Anfang einer leidenschaftlichen und zerstörerischen Liebesgeschichte. Bild in Detailansicht öffnen
Filmstill
Max Frisch (Ronald Zehrfeld) überzeugt Ingeborg davon, zu ihm nach Zürich zu ziehen – auch wenn er glaubt, sie könne ihn vielleicht eines Tages unglücklich machen. Bild in Detailansicht öffnen
Filmstill
Vier Jahre lang führen Ingeborg Bachmann und Max Frisch eine anstrengende Beziehung. Künstlerische Auseinandersetzungen und die verschlingende Eifersucht von Max Frisch beginnen, die Harmonie allmählich zu zerstören. Bild in Detailansicht öffnen
Filmstill
Jahre später lässt Ingeborg Bachmann die Erinnerung an ihre Liebe zu Max Frisch nicht los. Bild in Detailansicht öffnen
Filmstill
Bei einer Reise in die Wüste versucht sie, ihre Beziehung zu Max Frisch zu verarbeiten und sich langsam davon zu lösen. Bild in Detailansicht öffnen
Filmstill
In der Wüste genießt sie die Hitze, liebt die Weite der Landschaft. Langsam kehrt die Hoffnung auf ein unbeschwertes Leben zurück. Bild in Detailansicht öffnen

Aneinandergereihte Klischees einer gescheiterten Liebe

Dabei grast sie sämtliche erstarrte Legenden über die Beziehung ab, die Literaturdetektive aus beider Werke dazu herausgelesen haben wollen. Das spontane Kennenlernen in Paris, Bachmanns Umzug nach Zürich, seine hämmernde Schreibmaschine, ihre Schreibblockade, sein bürgerliches Frauenbild. Steif gespielte Szenen einer Ehe, wie sich die Regisseurin einen Autorenhaushalt anscheinend vorstellt.

Filmstill
Vier Jahre lang führen Ingeborg Bachmann und Max Frisch eine anstrengende Beziehung. Künstlerische Auseinandersetzungen und die verschlingende Eifersucht von Max Frisch beginnen, die Harmonie allmählich zu zerstören.

Ermüdender und langweiliger Film

Auch die zerstörerische Eifersucht von Max Frisch wird immer wieder aufgegriffen, wenn er wissen will, von wem die Blumen auf dem Tisch sind, wenn Bachmann stundenlang telefoniert oder auf Lesungen mit ihm unbekannten Männern spricht. „Ingeborg Bachmann: Reise in die Wüste“ ist ein ermüdender, ein langweiliger Film, der nichts Besseres zu tun hat, als sich von einer Schriftstelleranekdote zur nächsten zu schleppen.

Ingeborg Bachmann als Opfer

Vor allem die beiden Hauptdarsteller Vicky Krieps und Ronald Zehrfeld wanken unbestimmt durchs Bild, hauchen sich durch die Dialoge. Zehrfeld als im Grunde gutmütiger Bär, dessen toxische Eifersucht immer noch liebevolle Seiten hat. Ingeborg Bachmann verkommt zu einem sensiblen Modepüppchen, die in jeder Szene ein neues Kleid trägt, dekorativ auf Sofas liegt, nachdenklich über die Wüste schaut oder träumerisch auf ihre Lieblingsstadt Rom blickt.

In langen Einstellungen schleicht sich die Kamera, mit Gustav Mahler unterlegt, in langen Fahrten bewundernd an sie heran. Ingeborg Bachmann wird zur leidendenden, empfindsamen Frau, zum Opfer eines Mannes.

Trailer „Ingeborg Bachmann: Reise in die Wüste“, ab 19.10. im Kino

Mehr zu Ingeborg Bachmann

SWR2 lesenswert Feature „Die Verbrennung". Berichte – Erinnerungen – Mutmaßungen zum Tod von Ingeborg Bachmann in Rom

Das Feature verwebt Christine Koschels Erinnerungen, ergänzt und relativiert durch andere Quellen, mit der Stimme Bachmanns zu einem Bild der Dichterin an der Schwelle des Todes. Sie starb am 17.Oktober 1973. (Produktion ORF 2022)

SWR2 lesenswert Feature SWR2

Essay Barbara Kaufmann: Das Verhör der Ingeborg Bachmann

Ingeborg Bachmann war Schriftstellerin, aber sie wurde zu einer Marke und einem Preis. Die Bachmann. Die große Tochter der Stadt Klagenfurt. Wer hat ihr dieses Image verpasst?

SWR2 Essay SWR2

Stand
AUTOR/IN
Eva Marburg