Wohnmobil-Boom in Bayern - Rosenheim- Traunstein- BGL: Das sind die Gründe - und die Probleme
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Wohnmobil-Boom in unserer Region: Das sind die Gründe - und die Probleme

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Sonniges Wetter an der Nordseeküste
Wohnmobile sind mega im Trend (Symbol) © Hauke-Christian Dittrich/dpa

Die Zahl der Wohnmobile in Bayern hat sich in den vergangenen sieben Jahren fast verdoppelt. Die meisten gibt es am Alpenrand - ganz vorn dabei sind die Landkreise Rosenheim und Traunstein.

München – Michael Rothmeyer verkauft Wohnmobile. Er hat vor 15 Jahren seine Ausbildung beim Autohaus Hornung in Murnau (Kreis Garmisch-Partenkirchen) gemacht und hat einen guten Überblick über die Branche. Er stellt fest: Immer mehr Menschen schaffen sich ein eigenes Wohnmobil an. „Das ist extrem spürbar“, sagt er. „Fünf bis zehn Kunden kommen täglich bei uns vorbei.“ Dazu zahlreiche Anfragen über das Internet, über Mails. Die Modelle werden selten Ladenhüter, im Gegenteil. Oft warten die Kunden schon auf neue Fahrzeuge im Angebot.

Das passt zu den Daten, die das Kraftfahrt-Bundesamt aktuell veröffentlicht hat: In Bayern gibt es immer mehr Wohnmobile. In den vergangenen sieben Jahren hat sich ihre Zahl fast verdoppelt. Zu Jahresbeginn waren im Freistaat 169 858 dieser Fahrzeuge zugelassen. Mit einem klaren Schwerpunkt im Süden.

Wohnmobil-Boom von Corona angeheizt

Der starke Anstieg ist eine Folge eines seit Jahren andauernden Nachfragebooms, der zuletzt durch die Corona-Pandemie noch zusätzlich angeheizt worden war. Beim Caravaning Industrie Verband führt man ihn einerseits auf einen Imagewandel weg vom Spießigen zurück. Andererseits hätten Entwicklungen wie der Wunsch nach individuellerem Reisen und engerem Kontakt mit der Natur der Branche ebenfalls einen Schub verliehen. Das machte sich im vergangenen Jahr auch beim bayerischen Wohnmobilhersteller Knaus Tabbert bemerkbar, der Ende März starke Sprünge bei Wohnmobilabsatz, Gewinn und Umsatz gemeldet hatte. Vor allem der Absatz von Wohnmobilen und Camper Vans stieg – von 11 426 auf 18 584. Dagegen wurden weniger Wohnwagen ausgeliefert. Der Trend spiegelt sich auch im Geschäft von Rothmeyer wieder: „Am stärksten nachgefragt sich die kompakten Kastenwagen“, sagt er. Er persönlich hat einen Fiat Ducato, in dem er mit seiner Freundin Urlaub macht. „Das ist auch mein Alltagsauto, mit dem kann ich überall herumfahren – daheim und auch im Urlaub.“

Die höchste Wohnmobildichte im Freistaat gibt es in Alpennähe. Der Zulassungsbezirk Garmisch-Partenkirchen, in dem Michael Rothmeyer arbeitet, kommt auf 25,2 Wohnmobile pro 1000 Einwohner. Das ist der dritthöchste Wert in Deutschland – knapp hinter Schleswig-Flensburg und Nordfriesland. Rothmeyer kann nur vermuten, dass das an der in der Region besonders hohen Sportbegeisterung liegt. „Wir haben viele Kletterer, viele Radlfahrer, die mit dem Wohnmobil nah an der Natur dran sein wollen – auch im Ausland.“ Die bayerische Nummer zwei, der Kreis Weilheim-Schongau, liegt mit 24,6 bundesweit auf Rang fünf.

Rosenheim und Traunstein vorn dabei

Insgesamt schaffen es zehn bayerische Zulassungsbezirke unter die deutschen Top 20. Außer den Genannten noch Oberallgäu und Landsberg mit je 21,6, Bad Tölz-Wolfratshausen (20,1), Lindau (19,7), Rosenheim Land und Miesbach mit je 19,6, Ostallgäu (19,5) und Traunstein (19,4). Deutlich niedrigere Dichten gibt es weiter nördlich und östlich mit der roten Laterne in Hof (Stadt) bei 6,9 Wohnmobilen pro 1000 Einwohnern, gefolgt von Straubing (Stadt) und Cham mit je 7,6. Im Vergleich der Bundesländer kommt Bayern bei der reinen Anzahl der Wohnmobile auf den zweiten Platz hinter Nordrhein-Westfalen. Bei der Dichte mit einem Wert von 12,7 auf Rang 3, hinter Schleswig-Holstein (19,2) und Niedersachsen (12,8).

Michael Rothmeyer verkauft viele Wohnmobile an Einheimische – und an Kunden in Österreich oder sogar im Oman. Nicht immer kann er den Interessenten sofort ein Fahrzeug mitgeben. „Wir Händler müssen etwa zwei Jahre im Voraus bestellen, das liegt an den langen Vorlaufzeiten der Produktion.“ Wer nicht ab Hof kaufen möchte, sondern spezielle Wünsche hat, muss manchmal ein Dreivierteljahr warten. Die meisten seiner Kunden sind aber ohnehin schon mobil – er schätzt, dass etwa 70 Prozent ein älteres oder kleineres Modell haben. Der Rest sind Neueinsteiger. mit dpa

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