Three Women – Drei Frauen

Ein wirklich gutes Buch, welches ich immer wieder weiterempfehlen würde. Es hat mich gefesselt und mir oft gezeigt, dass man nicht immer den Schein der Menschheit trauen sollte. Die Detailtiefe lassen einen, das ganze Buch lang, mitfühlen. ...weiterlesen

Three Women beschreibt ein Portrait von drei Frauen, deren Leben unterschiedliche nicht sein könnte und die doch eine Sache verbindet: alle drei berichten von den verschiedensten Formen ihrer Begierde. Maggie erzählt, wie sie sich langsam, aber stetig in ihren Lehrer verliebt, sich ihm anvertraut wie noch keinem Menschen zuvor und feststellen muss, dass ihre Zuneigung auf einem Lügengerüst steht. Sloane berichtet von ihrer Ehe und welche ungewöhnlichen Verlauf sie nimmt, als an einem Abend “eins zum anderen” kommt. Lina sehnt sich nach Zuneigung, die ihr Mann ihr nicht geben will und so sucht sie sich einen Ausweg, um ihre Bedürfnisse zu teilen. Der Schreibstil ist etwas gewöhnungsbedürftig und ich hatte zu Beginn Schwierigkeiten, die verschiedenen Perspektiven nachzuvollziehen, da die einzelnen Erzählstränge nicht linear verlaufen. Die Darstellung der Frauen ist ehrlich, Ernst und ohne Perfektionismus. Je mehr die einzelnen Handlungsstränge sich ausdifferenzieren, desto verständlicher und nachvollziehbarer wurden auch die Perspektiven. Das Buch baut keinen literarischen Spannungsbogen auf, sondern wirkt wie aus dem Leben gegriffen, mit irreführenden Passagen, Deutungsoffenheit und ohne abgeschlossene Enden. Die Geschichten sind krass, anders kann ich es nicht beschreiben. Die Erzählungen scheinen ungewöhnlich und doch hautnah. Sie lassen einen innehalten und reflektieren. Man muss sich überwinden und darauf einlassen, sich eigenen Vorurteilen stellen und Erwartungen und Haltungen reflektieren. Wer weiß schon, was hinter Nachbars*Nachbarins Tür geschieht? Es geht um feministische Themen, um Normalisierung von weiblicher Begierde, um widersprüchliche Anforderungen an Frauen*, um Patriarchalisierung der Sexualität, um das Wolle, Brauchen, Möchten, Tun – und die Differenz dazwischen. Das Buch ist ein Werk der Enttabuisierung und freien Sexualität, das mit Verboten und Grenzüberschreitungen bricht, psychologische Themen wie Magersucht und Selbsthass anschneidet und gleichzeitig soziale Regeln in Frage stellt. Und – natürlich – geht es um Liebe und um Sex! Aus dem Nachwort geht hervor, dass es sich um Geschichten mit stark autobiografischen Elementen aus Befragungen handelt, was der Geschichte einen besonderen bitteren Beigeschmack gibt. Es muss die Frauen viel Mut gekostet haben, so einen intimen Einblick in ihr – nicht so normatives – Leben zu gewähren! ...weiterlesen