Vor 250 Jahren wurde Georges Danton geboren

Spielball der Geschichte

Georg Büchners "Dantons Tod" machte seinen Protagonisten unsterblich: Georges Jacques Danton. Die Französische Revolution hob ihn zuvor auf die Bühne der Weltgeschichte - das Drama nahm seinen Lauf, ein Leben nicht als Beherrscher, sondern Spielball der Geschichte.

Autor/in:
Guido Bee
 (DR)

"Die Revolution ist wie Saturn, sie frisst ihre eigenen Kinder." Dieses bittere Resümee ging durch Georg Büchners "Dantons Tod" in den allgemeinen Sprachgebrauch ein. Es ist der Titelheld des Theaterstücks persönlich, der mit dem Ausspruch seinen Unglauben an die positive Durchsetzungskraft revolutionärer Ideale unterstreicht.

Und wenn der Satz auch in Wirklichkeit nicht von ihm, sondern von dem wesentlich unbekannteren Pierre Vergniaud stammt - er passt sehr gut zum Schicksal des französischen Politikers und Revolutionärs Georges Jacques Danton, der vor 250 Jahren, am 26. Oktober 1759, geboren wurde.

Das Volk auf seine Seite
Danton war schon einige Jahre als Anwalt erfolgreich gewesen, als ihn die Französische Revolution auf die Bühne der Weltgeschichte hob. 1790 gründete er mit Camille Desmoulins und Jean-Paul Marat den radikalen Klub der Cordeliers; später trat er auch den einflussreichen Jakobinern bei. Als Kämpfer für die Presse- und Vereinigungsfreiheit attackierte er Behörden und Amtsträger. Zugleich war Danton ein brillanter Redner, der das Volk auf seine Seite zu ziehen wusste.

Das zeigte sich bereits bei der Versammlung auf dem Marsfeld, bei der er am 17. Juli 1791 den Sturz von König Ludwig XVI. und die Einführung der Republik forderte. Noch wirkungsvoller war seine rhetorische Kraft im Vorfeld der Erstürmung der Tuilerien, die zum Ende der Monarchie und zur Inhaftierung der königlichen Familie führte.

Justizminister und Verräter an der Revolution
Anschließend folgte die wohl dunkelste Phase in seiner politischen Biographie. In der provisorischen Regierung bekleidete Danton das Amt des Justizministers. Und duldete in dieser Funktion die Massenermordung politischer Gefangener bei den berüchtigten "Septembrisades" des Jahres 1792. Als er wenig später mit der höchsten Stimmenzahl in den neu gegründeten Nationalkonvent gewählt wurde, legte er sein Ministeramt nieder. Im Konvent beteiligte er sich maßgeblich an der Einrichtung des Revolutionstribunals - jenes höchsten Gerichts, dem er selbst zum Opfer fallen sollte.

Zum Verhängnis wurde dem impulsiven Machtmenschen, dass er zu einer gemäßigten politischen Auffassung fand, die auf eine Beendigung des Terrors im Innern und auf einen Friedensschluss mit den äußeren Feinden zielte. Diese Haltung, die ihm und seinen Anhängern den Beinamen "die Nachsichtigen" einbrachte, galt vielen seiner ehemaligen Verbündeten als Verrat an der Revolution und führte zu seinem Sturz durch seinen Intimfeind Maximilien de Robespierre. Die Möglichkeit, ins Ausland zu flüchten, verschmähte Danton.

"Mein Name wird leuchten im Pantheon der Geschichte"
In der Nacht des 30. März 1794 wurde er verhaftet und vor das Revolutionstribunal gestellt. Hier machte er gleich zu Beginn klar, dass er nicht mit einem Freispruch rechnete: "Ich heiße Danton, bin fünfunddreißig Jahre alt. Meine Wohnung wird bald das Nichts sein, aber mein Name wird leuchten im Pantheon der Geschichte." Zum Tode verurteilt, starb Danton am 5. April unter der Guillotine. Zuletzt soll er noch ein paar Worte für seinen Henker übrig gehabt haben: "Du wirst meinen Kopf dem Volk zeigen. Er ist dessen würdig."

Es ist vor allem dem Drama von Georg Büchner zu verdanken, dass das Interesse an gerade diesem Revolutionär so groß ist wie an keinem seiner Zeitgenossen. Es war Büchner, der Danton als faszinierend vielschichtige Existenz porträtierte: als Genussmenschen und lebenssatten Fatalisten, als Demagogen und analytisch brillanten Politiker zugleich. Die Erkenntnis, nicht Beherrscher, sondern Spielball der Geschichte zu sein - nie wird sie klarer zum Ausdruck gebracht als von dieser Dramenfigur, die zu dem Urteil kommt: "Nicht wir haben die Revolution, sondern die Revolution hat uns gemacht."