Tumormedizin: Die besondere Tücke des Lungenkrebses - WELT
WELTGo!
Journalismus neu erleben und produktiver werden
Ihr Assistent Journalismus neu erleben und produktiver werden
WELTGO! ENTDECKEN
  1. Home
  2. Gesundheit
  3. Tumormedizin: Die besondere Tücke des Lungenkrebses

Gesundheit Tumormedizin

Die besondere Tücke des Lungenkrebses

Der Tod des Schauspielers Dieter Pfaff offenbart es erneut: Das Haferzellkarzinom ist eine besonders heftige Lungenkrebsform: Fünf Jahre nach der Diagnose leben nur noch wenige Betroffene.

Der Tod von Dieter Pfaff kam für viele überraschend. Erst vor sechs Monaten – im Herbst 2012 – war bei dem Schauspieler Lungenkrebs diagnostiziert worden. Pfaff wurde mit mehreren Chemotherapien behandelt und zeigte sich noch im Februar optimistisch, die Krankheit besiegt zu haben.

Anfang März wollte er wieder vor der Kamera stehen, freute sich schon auf neue Dreharbeiten. Doch dann musste Dieter Pfaff noch einmal ins Krankenhaus gebracht werden. Nun hat der 65-jährige seinen Kampf gegen den Krebs verloren.

Lungenkrebs ist nach Angaben des Deutschen Krebsforschungszentrums bei Männern nach wie vor die am häufigsten zum Tod führende Krebserkrankung, bei Frauen die zweithäufigste.

Die Heilungsrate von Lungenkrebs ist dabei erheblich von der Art des Karzinoms und von seiner Ausdehnung abhängig. Beim Lungenkrebs gibt es zwei Haupttumorarten – das kleinzellige und das nicht-kleinzellige Karzinom. Im Falle des kleinzelligen Bronchialkarzinoms ist die Prognose immer noch schlecht – fünf Jahre nach der Diagnose leben nur noch weniger als zehn Prozent der Betroffenen.

Tückische Metastasen

Das kleinzellige Karzinom, auch „Haferzellkarzinom“ genannt, findet sich bei rund einem Fünftel der Patienten und wächst besonders aggressiv. Das Tückische an dieser Krebsform: Wegen des zunächst beschwerdefreien Wachstums wird es häufig zu spät entdeckt.

Lesen Sie auch

Schon im Anfangsstadium bildet der Tumor über Blutgefäße oder die Lymphabflussbahnen Metastasen – also weitere Absiedlungen in anderen Organen. Die Fähigkeit eines Tumors, Metastasen zu bilden, verschlechtert die Heilungschancen von Krebserkrankungen generell erheblich. Entwickelt ein Patient die ersten Symptome wie Bluthusten oder chronische Heiserkeit, ist es oft schon zu spät für eine erfolgreiche Therapie.

Viele Forschungsprojekte befassen sich daher mit der Früherkennung von Lungenkrebs. „Die Prognose für Patienten im Stadium 3 und 4 ist auch heute noch sehr schlecht, selbst mit modernsten Therapien kann man lediglich den Zeitpunkt des Todes hinauszögern", sagt Professor Joachim Schultze vom Life and Medical Sciences Institute der Universität Bonn.

In diesen späten Stadien der Erkrankung gilt das Karzinom als „inoperabel“, sodass die Medizin dann meist die Chemotherapie bevorzugt. Im ersten Stadium können Ärzte hingegen operieren und die Erkrankung ist dann in vielen Fällen sogar heilbar. „Allerdings erkennt man heutzutage einen Tumor selten so früh.“

Operationen und Therapien

Ein wenig besser stehen die Chancen beim nicht-kleinzelligem Bronchialkarzinom. Bei einer Operation wird meist ein Lungenlappen, selten der ganze Lungenflügel entfernt. Doch damit ist es meist nicht getan – oft folgen Strahlen- oder Chemotherapie zur Vernichtung verbliebener Krebszellen.

Anzeige

Ein besonderer Risikofaktor für die Entstehung eines Lungen-Karzinoms ist der Nikotin-Konsum. Dabei steigt das Risiko mit erhöhter Menge und Dauer des Rauchens. Ärzte berechnen diesen Zusammenhang mit Hilfe sogenannter „pack years“: Die Zahl der täglich konsumierten Zigarettenpackungen wird mit der Zahl der Raucherjahre multipliziert. Mit zwanzig pack years – also wenn jemand über 20 Jahre hinweg jeden Tag ein Päckchen Zigaretten raucht – erhöht er sein Lungenkrebs-Risiko auf das 30- bis 40-Fache.

Deshalb betonen Gesundheitsexperten die Präventionsarbeit. „Auch im höheren Alter trägt gesundheitsbewusstes Verhalten noch dazu bei, das Krebsrisiko zu senken“, sagt Otmar Wiestler, der Vorstandsvorsitzende des Deutschen Krebsforschungszentrums.

Kein allgemeines Screening

Statistisch erkranken pro Jahr allein in Deutschland deutlich mehr als 30.000 Menschen an einer Form von Lungenkrebs. Insgesamt sterben mehr Menschen an Lungenkrebs als an Brustkrebs, Prostatakrebs und Dickdarmkrebs zusammen.

Ein allgemeines Screening gibt es für Lungenkrebs bisher aber nicht: Viele Untersuchungsmethoden sind zu ungenau und übersehen bösartige Lungentumoren, andere sind zu empfindlich und lösen oft unbegründet Krebsverdacht aus.

Mehr aus dem Web
Neues aus der Redaktion
Auch interessant
Mehr zum Thema