Diesmal ohne Flugzeugpanne: Annalena Baerbock in Australien gelandet

Diesmal ohne Flugzeugpanne: Annalena Baerbock in Australien gelandet

Zweiter Versuch in neun Monaten: Die Reise nach Australien, Neuseeland und Fidschi war ursprünglich für August 2023 geplant. Die Themen: Strategien im Konflikt mit China und Klimaschutz.

Erfolgreiche Landung nach neunmonatigem Warten: Annalena Baerbock (r.) mit der deutschen Botschafterin Beate Grzeski (M.) und Chris Cannan (2. v. r), Leiter der Unterabteilung Europa des  australischen Außenministeriums.
Erfolgreiche Landung nach neunmonatigem Warten: Annalena Baerbock (r.) mit der deutschen Botschafterin Beate Grzeski (M.) und Chris Cannan (2. v. r), Leiter der Unterabteilung Europa des australischen Außenministeriums.Sina Schuldt/dpa

Die deutsche Außenministerin ist planmäßig gelandet – nach knapp 19 Stunden Flugzeit und zwei Stunden Tankstopp auf der indonesischen Insel Bali erreichte Annalena Baerbock am Donnerstagabend (Ortszeit) sicher und ausgeruht das südaustralische Adelaide. Was unter normalen Umständen keine Meldung wert wäre, gilt bei ihrem zweiten Versuch einer Australienreise als begrüßenswerte Neuigkeit.

Im vergangenen Sommer, ebenfalls mit dem Flugziel Australien gestartet, schaffte es der in die Jahre gekommene Airbus A340 gerade mal bis in das Golfemirat Abu Dhabi. Nach dem dortigen Tankstopp streikten die Landeklappen. Zweimal innerhalb von 24 Stunden musste die Maschine nach dem Start umkehren, dann gab Baerbock frustriert auf. „Das ist mehr als ärgerlich“, sagte sie – und flog mit der Linie wieder nach Berlin.

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 Wer den Schaden hat, braucht für den Spott nicht zu sorgen. Verständlich, dass weder die Flugbereitschaft der Bundeswehr noch die Ministerin eine weitere derartige Schlappe riskieren wollten. Dieses Mal durfte Baerbock mit dem Besten und Modernsten fliegen, was die Luftwaffe für den VIP-Transport zu bieten hat: mit dem Airbus A350 „Konrad Adenauer“, der eigentlich dem Bundeskanzler und dem Bundespräsidenten vorbehalten ist.

Bislang sieht es also danach aus, dass die Außenministerin ihre ursprünglich für August 2023 geplante einwöchige Reise nach Australien und Neuseeland sowie auf die Fidschi-Inseln absolvieren kann. Es ist eine Reise, bei der die Vielfliegerin Neuland betritt. In Fidschi mit seinen mehr 300 Inseln im Südpazifik, bis 1970 eine britische Kolonie, war noch keiner ihrer Vorgänger.

Die Innenstadt von Adelaide: Außenministerin Baerbock besucht die Stadt im Süden von Australien.
Die Innenstadt von Adelaide: Außenministerin Baerbock besucht die Stadt im Süden von Australien.Sina Schuldt/dpa

Erster Außenminister-Besuch seit 13 Jahren

Nach Australien und Neuseeland hat es zuletzt Guido Westerwelle 2011 geschafft. Kanzlerin Angela Merkel reiste 2014 kurz für den G20-Gipfel nach Australien. Der letzte bilaterale Besuch eines deutschen Regierungschefs in Australien und Neuseeland liegt fast 30 Jahre zurück: Helmut Kohl, 1997.

Insgesamt wird Annalena Baerbock 43.000 Kilometer zurücklegen und mehr als 50 Stunden im Flugzeug verbringen. Fast eine Woche lang ist die Ministerin unterwegs.  Hintergrund ist, dass die Region um den Pazifischen und den Indischen Ozean eine zunehmende strategische Bedeutung gewinnt. Dort leben 60 Prozent der Weltbevölkerung, die einen ebenso großen Teil der weltweiten Wirtschaftsleistung generieren. Geopolitische Brisanz gewinnt die Region durch die sich abzeichnende Jahrhundert-Rivalität der Großmächte USA und China.

Seit Beginn des 21. Jahrhunderts zeigt die kommunistische Volksrepublik wachsendes außenpolitisches Selbstbewusstsein. Im Südchinesischen Meer schwelt ein regelmäßig aufflackernder Konflikt zwischen China und den übrigen Anrainerländern, vor allem Vietnam, Malaysia und den Philippinen, um maritime Hoheitsrechte. Die vor ihrer Ostküste gelegene Inselrepublik Taiwan wird von Peking als Teil des chinesischen Territoriums angesehen. Immer wieder betont die chinesische Regierung das Politikziel einer Wiedervereinigung mit der Insel und ihren mehr als 20 Millionen Einwohnern – notfalls auch mit Gewalt.

Baerbock will die Kooperation mit demokratischen „Wertepartnern“ in der Region wie Australien und Neuseeland stärken, um im Wettstreit mit China bestehen zu können. Diese beiden Länder bekämen „noch viel direkter als wir die heftigen Windstöße ab, die durch Chinas zunehmend offensiveres Auftreten in die Welt geschickt werden“, sagte die Grünen-Politikerin vor ihrer Abreise.

In den Kontext gehört auch das anstehende „Indo-Pazifik Deployment 2024“ der deutschen See- und Luftstreitkräfte. In Anwesenheit von Verteidigungsminister Boris Pistorius sticht am kommenden Dienstag von Wilhelmshaven aus die Fregatte „Baden-Württemberg“ Richtung Stiller Ozean in See, begleitet von dem im spanischen Rota startenden Einsatzgruppenversorger „Frankfurt am Main“.

Mit den seit 2021 jährlichen „Indo-Pazifik Deployments“ demonstrieren die deutschen Streitkräfte ihr Abschreckungspotenzial auch jenseits des Nato-Einsatzgebiets. Die „Baden-Württemberg“ läuft mit rund 180 Soldatinnen und Soldaten aus, die „Frankfurt am Main“ mit rund 200. Zusätzlich werden zwei Hubschrauber Sea Lynx MK 88A des Marinefliegergeschwaders 5 aus Nordholz und taktische Einsatzkräfte des Seebatallions an Bord sein.

Australien ist Mitglied der G20-Gruppe führender Wirtschaftsmächte, nimmt regelmäßig an G7-Treffen der wirtschaftsstarken Demokratien und an Nato-Gipfeln teil und unterstützt auch die Ukraine im Krieg gegen Russland. Bei Baerbocks Besuch wird es darum gehen, die Zusammenarbeit im Sicherheitsbereich zu stärken. So wird sie in Adelaide die Osborne-Werft besuchen, wo das Bremer Unternehmen Lürssen Patrouillenboote für die australische Marine baut.

Australien: Das „Adelaide Oval“-Stadion in der Innenstadt von Adelaide.
Australien: Das „Adelaide Oval“-Stadion in der Innenstadt von Adelaide.Sina Schuldt/dpa

Klimathemen bei Besuchen in Neuseeland und Fidschi

In Baerbocks Flieger reist auch Markus Rex vom Alfred-Wegener-Institut für Polar- und Meeresforschung (AWI) mit, das eine Forschungspartnerschaft mit dem Antarktis-Institut Neuseelands abschließen will, bei der es vor allem um den Klimawandel und seine Folgen geht. Das AWI will dazu ein Forschungsschiff in die Antarktis schicken. Neuseeland gehört zu den zwölf Erstunterzeichnern des Antarktisvertrags von 1959, der unter anderem die friedliche Nutzung des Südpolargebiets und den Verzicht auf Gebietsansprüche vorsieht.

Es dürfte in Auckland, der bevölkerungsreichsten Stadt des Landes, aber auch um die wirtschaftliche Zusammenarbeit gehen. Am Mittwoch trat das Freihandelsabkommen der Europäischen Union mit Neuseeland in Kraft. „Es ist der neue Goldstandard bei den Freihandelsabkommen“, sagte Baerbock vor der Abreise. Außerdem auf dem Programm Baerbocks: der Besuch des Weltraumzentrums der Universität von Auckland.

Die letzte Station ihrer Reise nimmt mit zwei Tagen zeitlich den größten Raum ein. Der Fokus ist eindeutig: Fidschi zählt zu den Ländern, die vom Klimawandel am stärksten betroffen sind. Der steigende Meeresspiegel bedroht Küstenorte, die Umsiedlung ihrer Bewohner hat stellenweise bereits begonnen. Baerbock will sich an zweien dieser Orte ein Bild der Lage machen.