Die Vielfalt der Figuren | Götz von Berlichingen
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Die Vielfalt der Figuren

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Die verschiedenen Stände

Die traditionelle Unterscheidung zwischen Tragödie und Komödie etablierte über einen langen Zeitraum eine soziale Trennung innerhalb des Theaters. Die klassische Tragödie nutzte für die Handlung ausschließlich Figuren der Oberschicht und verzichtete lange auf die Integration von Menschen der unteren Gesellschaftsschichten. Die Komödie war dagegen für die Darstellung der unteren Gesellschaftsschichten zuständig.

Goethe bildet in seinem Drama das gesamte Spektrum der damaligen mittelalterlichen Gesellschaft zu Beginn des 16. Jahrhunderts ab: Dieses reicht vom Kaiser über den Klerus, den Adel, das Rittertum, das aufstrebende Bürgertum der Städte und die Kaufleute bis hin zu den Bauern und schließlich den Zigeunern, die außerhalb der Gesellschaft leben.

Einige von ihnen gehen auf historische Figuren zurück, ihre Darstellung ist aber nicht auf historische Korrektheit aus, sondern ist an die dramatische Darstellung angepasst. Darüber hinaus gibt es weitere Figuren, die fiktiv sind. Anhand von Beispielen werden nachfolgend die verschiedenen Gesellschaftsschichten der Erzählung: Adel, Rittertum, Klerus und niederes Volk verbildlicht.

Adel und Rittertum

Kaiser Maximilian I. (1459-1519)

Der Kaiser ist zu dem Zeitpunkt der Handlung durch die Unruhen in seinem Land sehr beschäftigt. Er will vorerst auf Anraten seiner Territorialfürsten das Reich beruhigen, die Fehden abschaffen und das Ansehen der Gerichte festigen (S. 29). Dies stellt er seinem Kampf gegen die Türken voran, die sein Reich ab 1453, nach dem Untergang von Byzanz, bedrohen. Er hat viele Landfrieden bereits ausgerufen, aber er kann die aufrührerischen Ritter nicht beruhigen (S. 29). Auf der anderen Seite wird er von den immer mächtiger werdenden Territorialfürsten bedrängt. Am Ende des Dramas steht sein Tod kurz bevor (S. 97) (siehe dazu auch Charakterisierung „Kaiser Maximilian“).

Die Kompositionsfigur Götz von Berlichingen (circa 1480-1562)

Die zentrale Figur und der Held des Dramas ist Götz von Berlichingen. Die historische Gestalt Götz gehört als Ritter dem niederen Adel der mittelalterlichen Gesellschaft an. Goethe stilisiert ihn aufgrund seiner vielen Auseinandersetzungen mit den Reichsfürsten zu einem aktiven Kämpfer gegen die Ungerechtigkeit des Feudalismus. Da er 1517 die Burg Hornberg kaufte und dort mit seiner Familie lebte, betitelte er sich fortan mit dem Namen Götz von Berlichingen zu Hornberg. Im Drama befindet sich die Burg Jagsthausen seit zweihundert Jahren im Besitz der Familie von Berlichingen (S. 20).

Die Hauptfigur des Dramas zeichnet sich dadurch aus, dass sie teilweise widersprüchlich erscheint und ihr kein gleichwertiger Gegner gegenübersteht. Sie ist für den Zuschauer keine Leitfigur wie die des k...

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