Im Zwielicht (1998)

Der neue Film von Robert Benton steht unter der Last einer schweren, selbstgeschaffenen B�rde. Die hei�t "Nobody's Fool" und war vor drei Jahren eines der sch�nsten Hollywoodprodukte der 90er Jahre. Der Regisseur mu� sich also eigen gesetzten Ma�st�ben messen lassen. Nun erreicht "Im Zwielicht" zwar nicht ganz die Klasse des Vorg�nger, ist aber in Zeiten des schnellebigen und jugendbesessenen Krawumm-Kinos immer noch ein leuchtendes Juwel.
Erneut hat sich der Altmeister mit Paul Newman zusammengetan, und erneut hat sein Film neben der eigentlichen Geschichte einen expliziten Subtext. Und der beleuchtet im Falle von "Zwielicht" die Probleme des Alters, verpa�ter Chancen und den Umgang damit. Benton geht diese gewichtigen Fragen mit gro�er Souver�nit�t, tiefer Weisheit und einer geh�rigen Portion Humor an.

In erster Linie ist "Im Zwielicht" freilich ein Detektivfilm, ein wunderbar altmodischer film noir, der durchaus die Topoi des Genre bedient, jedoch die Variation sucht. So ist z.B. die Hauptfigur, der Ex-Detektiv Harry Ross (Paul Newman), hier nicht der zynische S�ufer, sondern ein melancholischer Verlierer, dem im reifen Rentenalter die Illusionen g�nzlich abhanden gekommen sind. Immerhin genie�t er die angenehmen Seiten des Wohlstandes an der Seite eines befreundeten Schauspielerehepaars (Susan Sarandon, Gene Hackman), denen er bei freier Kost und Logis gelegentlicht zur Hand geht. Eines Tages wird dann aber das in die Jahre gekommene Trio mit der d�steren Seite der Vergangenheit konfrontiert. Harry sieht sich gen�tigt, seine Schn�fflerqualit�ten zu reaktivieren. Bald schon ist er selbst im Fadenkreuz polizeilicher Ermittlungen und mu� aus purer Selbsterhaltung eigene Recherchen anstellen. Er st��t auf das erwartete Wespennest aus Mord und Erpressung. Soweit nichts Neues. Was ihm weniger gef�llt, ist, da� sich in ihm die Erkenntnis verdichtet, da� die F�den des betr�blichen Geschehens ausgerechnet bei seinen Freunden zusammenzulaufen scheinen.
Sowohl bei der Entwicklung der Charaktere wie auch bei der der Geschichte l��t sich Beton Zeit. Ruhige an exquisiten Schauspl�tzen gedrehte Bilder, eine elegante Inszenierung, ein gem�chlicher Schnitt und wunderbare Dialoge bestimmen den Rhythmus eines Filmtyps, der leider viel zu selten geworden ist. Nach hinten mag dem Ganzen ein wenig die Luft ausgehen, und vielleicht wird der Kriminalfall auch ein wenig zugequasselt. Aber was soll's, f�r jede noch so kleine Schwachstelle eines ansonsten gro�artigen Films entsch�digen auf jeden Fall die drei grandiosen Hauptdarsteller.

Eine der herausragendsten Sequenzen von "Zwielicht" wird allerdings von einer Nebendarstellerin getragen. Ihre unter die Haut gehende Sterbeszene geh�rt zu den ergreifendsten der letzten Jahre.