Schlossfestspiele Ettlingen mit „The Rocky Horror Show“ eröffnet - Kultur - Pforzheimer-Zeitung
Netzstrümpfe, gewagte Korsagen und deftiger Humor: nur einige der Zutaten für den Erfolg von „The Rocky Horror Show“. Foto: Schlossfestspiele
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Schlossfestspiele Ettlingen mit „The Rocky Horror Show“ eröffnet
  • Rainer Wolff

Ettlingen. Ein barockes Ambiente für „The Rocky Horror Show“ – das schenkt der Musical-Produktion zur Eröffnung der diesjährigen Schlossfestspiele Ettlingen zumindest einen Kalauer. Darüber hinaus aber stiftet die schöne Prunkfassade des prächtigen Gebäudes für die Aufführung des Stückes in der Inszenierung durch den Intendanten Udo Schürmer keine Impulse und ist deshalb mit einer großen, grauen, wandelbaren Wand verdeckt.

Auf dem dadurch weitgehend neutralisierten Spielort (Bühnenbild: Steven Koop) entfaltet das berühmte Rockmusical von Richard O’Brien auch bei den Ettlinger Theaterfreunden unwiderstehliche Wirkung. Freilich kann das grandiose Stück, egal wo oder wie es gespielt wird, kaum schiefgehen, weil sein Kult-Charakter jede Aufführung zu einer Feier für die gut gelaunte Gemeinde werden lässt, die diesem „Klassiker“ generationenübergreifend die Treue hält und jede Vorstellung mit obligatorischer Mitwirkung – geworfenem Konfetti, geschwenkten Lichtern, Spritzwasser, Klopapier und ritualisierten Zwischenrufen – zu einem kollektiven Event macht.

So auch in Ettlingen, wo die engagierte aktive Teilhabe der Zuschauer am großen Erfolg des Abends stark beteiligt ist. Da springen die animierten Besucher beim elektrisierenden „Time Warp“ begeistert von den Sitzen auf, buhen, wie es sich gehört, den Erzähler aus („boring!“), lassen jeder Erwähnung des garstigen Dr. Scott ein kräftiges „Uh!“ folgen, kommentieren die spektakulären Auftritte der schrillen Chef-Transe Frank „N“ Furter aus dem transsexuellen Transsylvanien mit launigen Einwürfen und lassen sich willig hineinziehen in den abstrusen Wirbel aus Gruselei und Science-Fiction, Sex and Crime, Kitsch und Splatter, in dem alles möglich – und vor allem vergnüglich ist.

Wüstes Treiben

Wie da das kreuzbiedere Pärchen Janet und Brad nächtens in das unheimliche Spukschloss gerät, in den sexuellen Orgien um den außeridischen Lustmolch Frank und sein überaus kopulationsfreudiges Gefolge alle seine Verklemmtheiten loswird und am Ende, wenn sich das wüste Treiben per Laserkanone und Zeitmaschine erledigt hat, entgeistert vor den Trümmern seiner spießigen Wohlanständigkeit steht – das wird in dem Schauerstück zu der fetzigen Musik O’Briens mit ansteckender Verrücktheit erzählt und findet bei einer furiosen Floorshow der Mitwirkenden mit Netzstrümpfen, High Heels und gewagten Korsagen (Kostüme: Stephanie Krey) ein mitreißendes Finale.

Kleinere Schwächen

Regisseur Schürmer macht aus dem unkaputtbaren Rock-Schocker ein lärmendes, buntes Spektakel, das durch die furios aufspielende Band unter Jürgen Voigt immer wieder neu befeuert wird. Zwar hat die hochtourige Aufführung kleinere Schwächen und bleibt häufig hinter dem Standard früherer Musical-Produktionen in Ettlingen zurück. Aber immer wieder triumphiert das Stück über seine Umsetzung und zünden vor allem die musikalischen Nummern, in denen die acht „Phantoms“ der Truppe besser singen als tanzen und die allesamt versierten Musical-Solisten nicht selten beeindruckende, freilich auch elektronisch beförderte Stimmgewalt beweisen.

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