So feiern Mario Adorf und Ehefrau Monique Weihnachten | Abendzeitung München
Interview

Bloß nicht traditionell: So feiern Mario Adorf und seine Ehefrau Monique Weihnachten

Mario Adorf ist eine Ikone der deutschen Filmindustrie. Im Interview mit der AZ blickt der Schauspieler auf seine Karriere zurück und verrät, wie er und Ehefrau Monique die Feiertage verbringen.
| Daniela Schwan
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Schauspieler Mario Adorf scheint nicht viel von weihnachtlichen Traditionen zu halten.
Schauspieler Mario Adorf scheint nicht viel von weihnachtlichen Traditionen zu halten. © Karl-Josef Hildenbrand/dpa

Mario Adorf begab sich während der Corona-Pandemie nicht ganz freiwillig in den Ruhestand. Langeweile herrscht bei dem Filmstar allerdings nicht. Die AZ besuchte den Santer-Darsteller in seiner Altbauwohnung in Schwabing. Hier erzählt der 93-Jährige, wie er Weihnachten feiert – und das ist alles andere als traditionell...

Mario Adorf im AZ-Interview: So feiert er Weihnachten mit Ehefrau Monique

AZ: Hallo Herr Adorf, Heiligabend steht vor der Tür. Wie wird bei Ihnen gefeiert? 
MARIO ADORF: Ehrlich gesagt: so gut wie gar nicht und schon gar nicht traditionell. Wir fahren jetzt nach Paris und verbringen dort Weihnachten. Ganz entspannt, nur meine Frau Monique und ich, so entfällt auch der ganze Kaufkonsum! Wir laden Freunde ein, statt eines Christbaums haben wir ein Gesteck, Lieder singen wir nicht, Geschenke gibt es auch keine und Kirchgänger sind wir auch nicht. Kleine Aufmerksamkeiten schenken wir uns das ganze Jahr über, dazu brauchen wir keine vorgegebenen Feiertage! In Deutschland wird der Advent und die Weihnachtszeit groß zelebriert, in Frankreich geht es an diesen Tagen weniger um Tradition, sondern eher um ein schönes Essen mit lieben Menschen, und das ist ganz in meinem Sinne. Zu Silvester geht es dann weiter nach St. Tropez, auch dort feiern wir mit Freunden.

Wie halten Sie sich so jugendlich und fit?
Na ja! Man ist körperlich nicht mehr so beweglich, große Anstrengungen kann ich nicht mehr unternehmen. Früher neigte man schon mal dazu, über die Stränge zu schlagen, da bin ich im Alter aber vernünftiger geworden. Mir ist es auch wichtig, dass ich mich gut kleide, sobald ich aus dem Haus gehe – bei Veranstaltungen und Einladungen bin ich sogar oft overdressed. Wenn ich sehe, wie andere angezogen sind, nehme ich heimlich meinen Schlips oder meine Fliege wieder ab. (Lacht herzhaft) Auch meine Frau legt großen Wert auf ihre Erscheinung.

Apropos, was schätzen Sie an Ihrer bezaubernden Ehefrau Monique?
Ihre gute Laune, ihre Lebendigkeit, ihre Fröhlichkeit, ihr Lachen, ihre positive Lebenseinstellung! Sie bringt mich zum Lachen und wir uns gegenseitig! Und im Laufe der fast 50 gemeinsamen Jahre hat sich ein großes Vertrauen und eine sehr große beiderseitige Wertschätzung entwickelt. Es sind auch die kleinen Dinge im Alltag, die einen zusammenschweißen. Wir sprechen französisch miteinander, ich habe ja jahrzehntelang nicht in Deutschland gewohnt und unter anderem in Italien gelebt, in dieser Zeit haben wir uns kennengelernt und geheiratet. Deutsch ist irgendwie nicht an Monique herangetragen worden, sie versteht ein bisschen was – ich sage immer, sie rät ganz gut. (Lacht)

Mario Adorf: "Meinen Karriereabschluss hätte ich mir anders vorgestellt"

Mal aus Ihrer ganz persönlichen Sicht: Was waren die TV- und Kinohighlights von Mario Adorf? 
In 70 Jahren kommt einiges zusammen und so ist es wirklich schwer zu sagen. Ich war bei allen Produktionen mit vollem Einsatz dabei! Es gibt wichtige Filme, die aber nicht unbedingt zu meinen Lieblingsfilmen zählen. Und es gibt Filme, die ich sehr liebe, die aber so gut wie vergessen sind. Sehr präsent, auch für mich, ist noch immer meine Figur in "Kir Royal" als Generaldirektor Heinrich Haffenloher. Irgendwie ist die Dietl-Serie erstaunlich frisch geblieben, auch nach 38 Jahren noch. In meinem Alter ist es ja so, dass man sagen kann, man darf sich langsam zur Ruhe setzen. Nur das abrupte Ende durch die Pandemie vor drei Jahren – ich hatte drei Filme schon ganz sicher, die leider nicht gedreht werden konnten –, also meinen Karriereabschluss hätte ich mir anders vorgestellt, nämlich als einen freiwilligen Abschied mit einer letzten schönen Rolle. Aber das kommt ja vielleicht noch! Text behalten kann ich übrigens noch, Gott sei Dank ist mein Kopf noch in Ordnung. Nur Reit- oder Stuntszenen, wie ich sie früher gemacht habe, gehen natürlich nicht mehr. 

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Wie sieht Ihr Tagesablauf hier in München aus?
Wir haben viele Freunde hier und natürlich gesellschaftliche Verpflichtungen, München ist ja unser Hauptwohnsitz, wenn auch ich eher kein Wintertyp bin. Ich wäre aber gern ein guter Skifahrer geworden, ich konnte es nur zweimal probieren, war ja meistens unter Vertrag mit einer Klausel, die das verboten hat – zu gefährlich! Ansonsten gehen wir gern in Museen, öfter zum Essen, hauptsächlich zu Italienern hier in der Umgebung. Wegen meines schlechten Gehörs kann ich leider Konzerte nicht mehr so genießen wie früher. Und seit ich denken kann, lese ich immer, bis ich einschlafe, ohne geht es gar nicht. Sie sehen also: Ich führe ein ganz normales Leben! Manchmal werde ich auf der Straße erkannt und gebe Autogramme. Bodyguard brauche ich aber keinen, wenn ich aus dem Haus gehe. Lacht. 

"Winnetou I": Das findet Santer-Darsteller Adorf heute unheimlich

Der Beruf hält jung?
Das kann ich so nicht sagen! Ich habe schon früh Rollen gespielt, in denen ich älter war als in Wirklichkeit. Ich hatte das Gefühl, dass die älteren Rollen für mich wichtiger waren als die ganz jungen. Viele fangen als jugendliche Liebhaber an und wollen es lange bleiben. Ich habe auch immer schon reifere Schauspieler bewundert. Daher hatte ich nie diesen beruflichen Einbruch in mittleren Jahren, hatte nie eine Midlifecrisis, bei mir ging es immer nahtlos weiter, da hatte ich großes Glück! Kürzlich habe ich mich seit langem mal wieder selbst auf der Leinwand gesehen, der Film "Winnetou 1" wurde nach 60 Jahren neu restauriert und im Arri gefeiert. Als ich mich da auf der Leinwand gesehen habe dachte ich mir: Erstaunlich, habe ich echt mal so viel Text auswendig gekonnt? Das ist mir heute fast ein bisschen unheimlich …

Haben Sie ein Lebensmotto?
Es gab mal Zeiten, da lautete es: "Weiter so!" Das ist nicht mehr aktuell für mich, denn wohin denn weiter so? Gegen das Ende? Mit 93 sieht man das anders, man genießt jeden einzelnen Tag intensiver. Bei unseren Reisen zum Beispiel schaue ich inzwischen viel genauer hin und präge mir alles ein. So, als wäre es das letzte Mal – was mich aber nicht traurig stimmt, sondern irgendwie reich.

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  • mautz am 22.12.2023 11:22 Uhr / Bewertung:

    Er hat noch nichts von Merz‘ Leitkultur gehört?