Peter Fricke: „Eifersüchtig? Ich bin doch kein Gockel!“
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Peter Fricke: „Eifersüchtig? Ich bin doch kein Gockel!“

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„Wenn ich eine Pistole sehe, schalte ich um.“
„Wenn ich eine Pistole sehe, schalte ich um.“ © WEY

Früher ein Dauergast in der Krimilandschaft des Fernsehens - Heute fester Bestandteil des Theaters: Hallo hat mit Peter Fricke über Thomas Mann und die Krimi-Epidimie gesprochen

Vom Bösewicht zum Schöngeist: Der Schauspieler war fester Bestandteil der TV-Krimilandschaft – bis er entschied, nur noch Theater zu spielen. Jetzt ist der Harlachinger als Philosoph in der Komödie zu sehen (Gewinnen Sie Karten für die Komödie im Bayerischen Hof). Hier verrät der 78-Jährige, warum ihn Thomas Mann lobte und was er macht, wenn er Pistolen im Fernsehen sieht. von INES WEINZIERL

Herr Fricke, in dem Stück „Eine Mittsommernachts-Sex-Komödie“ bandelt Ihre Verlobte mit einem alten Freund an. Sie lässt das kalt. Sind Sie privat eifersüchtig?
Nein, Eifersucht ist nur dann ein Vergnügen, wenn man sie an sich selbst erlebt, also die Ursache dafür ist. Ich bin kein Gockel, der kräht, wenn er nicht zum Zuge kommt.

Sind Sie auch so entspannt, wenn Sie kurz vor der Premiere stehen?
Nein, ich habe Schmetterlinge im Bauch. Lampenfieber kann die Leistung steigern. So eine Theateraufführung ist ein Elixier, das eine Form der Droge sein kann. Nach dem Krieg haben die Theaterdarsteller Schwerarbeiterzulage bekommen, weil sich die Leistung am Atemverlust misst.

Haben Sie ein Mittelchen gegen die Aufregung?
Ich brauche immer Tempo vor Beginn der Vorstellung. In meinen zehn Jahren am Residenztheater habe ich immer meinem Gardrobier gesagt: „Du verrätst ja nichts, wenn ich später als erlaubt, eine halbe Stunde vor dem Beginn, in der Garderobe erscheine!“ Ich brauchte die Initialzündung der Schnelligkeit am Anfang.

„Das Aufregende des Berufes ist doch sich zu verwandeln“

Und Sie sind nie zu spät erschienen?
(lacht) Doch, einmal habe ich eine Nachmittags-Vorstellung von Shakespeares Sturm fast verpasst. Damals wohnte ich oben in einem 14-stöckigen Hochhaus in der Rümanstraße in Schwabing. Ich kam von einer ersten Vorführung eines Cinerama-Kinos und traf vor dem Eingang den Verwaltungsdirektor des Theaters. Ich begrüßte ihn: „Ach, wohnen Sie auch hier?“ Er sagte: „Nein, aber auf Sie warten die Theater-Besucher. Sie haben die Vorstellung versäumt.“ Wie von der Tarantel gestochen sind wir ins Theater gefahren. Zudem hatte ich noch meinen Degen vergessen, der in einer Szene ein wichtiges Requisit war.

Angefangen hat alles mit „Der Kleine Prinz“.
Ich bin ja mit meiner bayerischen Mutter in Murnau aufgewachsen, kam dann in zwei strenge bayerische Internate und war danach, sozusagen als Erholung, für kurze Zeit in der Waldorfschule in Stuttgart. Dort habe ich das erste Mal Theater spielen dürfen. Als dann im Süddeutschen Rundfunk „Der kleine Prinz“ gesucht wurde, fiel die Wahl auf mich. Damals war ich noch sehr klein und blond, ich sah wirklich fast so aus wie ein Prinz. Nachdem das Hörspiel gesendet wurde, habe ich einen Brief von Thomas Mann bekommen. Darin war ein Bild von ihm und darunter stand: „An den hoffnungsvollen Peter Fricke“. Diesen Gruß habe ich immer noch. Ich muss aber gestehen, dass ich damals gar nicht wusste, wer Thomas Mann ist (lacht).

Trafen sich auf ein Gespräch: Hallo-Redakteurin Ines Weinzierl und Schauspieler Peter Fricke.
Trafen sich auf ein Gespräch: Hallo-Redakteurin Ines Weinzierl und Schauspieler Peter Fricke. © in

Nach dem Abitur sind Sie zur Otto Falckenberg Schule gekommen. Wie war das damals?
Das war für mich eine glückhafte Zeit: Ich wohnte in einem Zimmer in der Maximilianstraße. Wir Schüler hatten das Glück, im zweiten Jahr kleine Rollen in den Kammerspielen spielen zu dürfen und von den Schauspielern dort unterrichtet zu werden. Da waren Therese Giehse, Peter Lühr, Robert Graf und viele mehr.

Anschließend haben Sie am Residenztheater gespielt und waren unter anderem als Bösewicht in unzähligen Krimis zu sehen. Ende der 80er-Jahre haben Sie Fern- sehen und Film Servus gesagt. Warum?
Das Aufregende des Berufes ist doch sich zu verwandeln. Ich habe auf der Bühne viele Sympathieträger gespielt und war begierig nach der Kehrseite und so kam es bei mehr als 120 Fernsehrollen zu diesen unzähligen Bösewichten. Das war toll und anregend für mich in der Wandelbarkeit. 1989 gab es etwa 150 Serien und mir fehlte das Interesse daran, eine Serie anzuführen und lange nur eine Figur spielen zu müssen. Das macht zwar bekannt, hebt die Einschaltquote, aber das war kein Elixier für mich.

Schauen Sie denn heute noch den Tatort?
Der Tatort war einst Straßenfeger, da gab es ihn nur viermal im Jahr. Heute kommt der Krimi einer Epidimie gleich. Nein, wenn ich eine Pistole sehe, schalte ich um.

ZUR PERSON 

Peter Fricke wurde am 26. August 1939 in Berlin geboren. Von der Spree zog es seine bayerische Mama und ihn an den Staffelsee – dort wuchs er auf. Aus dieser Zeit hat der heutige Harlachinger sogar noch Freunde: „Mit vielen verbindet mich noch eine Brieffreundschaft und manchmal treffen wir uns“, erzählt er im Interview. Nach dem Abitur zog er nach München und ging zur Otto Falckenberg Schule. Er spielte Theater und war in „Der Kommissar“, „Der Alte“, „Derrick“ und „Tatort“ zu sehen. Seine Leidenschaft ist und bleibt das Theater. Obendrein liest er Hörbücher („Nathan der Weise“, „Michelangelo – Der Dichter“ und „Das Tagebuch – Andy Warhol“) – dafür hat er viele Preise bekommen, darunter den Hörbuchpreis der HR-Hörbuchbestenliste.

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