Political Theory - Habermas and Rawls

Monday, June 03, 2024

New book: Tobias Braun - Der politische Konsens

New book in open access:

Tobias Braun:

Der politische Konsens. Über die Suche der Demokratie nach dem verlorenen "Einen" (Bielefeld: Transcript, 2024)

On Ernest Fraenkel, John Rawls, Jürgen Habermas, Benjamin Barber, Chartal Mouffe, Claude Lefort, and Jean-Luc Nancy.



Friday, May 31, 2024

Habermas und die Genealogie nachmetaphysischen Denkens


Habermas und die Genealogie nachmetaphysischen Denkens 

von Christian Thein

(Hamburg: Felix Meiner, 2024)

322 Seiten






Kurzbeschreibung

Bis in die Gegenwart wird das Werk von Jürgen Habermas in philosophischen Kontexten vor allem durch die Brille von dessen Kommunikations- und Diskurstheorie aus den 1980er und 1990er Jahren gelesen. Christian Thein lenkt in diesem Buch die Aufmerksamkeit auf eine Bruchlinie*), die jene mittlere Werkphase von der späten trennt und auf neue Motivlagen des von Habermas als "nachmetaphysische Denkform" bezeichneten philosophischen Selbstverständnisses hindeutet. 

Diese veränderten Weichenstellungen kulminieren, so zeigt die textgenaue Darstellung von entscheidenden werkbiografischen Entwicklungsschritten, in dem Spätwerk "Auch eine Geschichte der Philosophie". Thein kritisiert die bisher vorgelegten Rezeptionslinien der von Habermas unternommenen genealogischen Rekonstruktion eines historischen "Diskurses über Glauben und Wissen" und konzentriert sich hierbei auf die neuzeitliche Philosophiegeschichte. Zugleich arbeitet er Problemstellungen heraus, die die Situierung des Projektes in aktuellen Debatten der kritischen Philosophie betreffen.

Inhalt

Einleitung

1. Der philosophische Diskurs der Moderne

2. Metaphysisches und Nachmetaphysisches Denken

3. Genealogie der postsekuläre Vernunft

4. Genealogie des nachmetaphysischen Denkens

5. Zur Genealogie der Genealogie nachmetaphysischen Denkens


Die Bruchlinie zwischen der mittleren und der späten Werkphase:

1) den soziologischen Wechsel von einem säkularen zu einem post-säkularen Gesellschaftsverständnis, 

2) die semantische und normative Erweiterung des in der mittleren Werkphase noch gänzlich diskursiv verstandenen Verständigungskonzeptes durch den Rekurs auf verkörperte Interaktionsformen, 

3) die verstärkte Bezugnahme auf außerdiskursive und existentielle Kategorien mit normativer Relevanz für die gegenwärtigen Diskurse und Praktiken, und 

4) die methodische Erweiterung des rekonstruktiven Phänomenzuganges durch genealogische Problematisierungen.

Thursday, May 30, 2024

Das unvollendete Projekt des Jürgen Habermas

Albrecht von Lucke in "Blätter für deutsche und internationale Politik" (June 2024):

"Go west", trotz alledem. Das unvollendete Projekt des Jürgen Habermas

In honor of Jürgen Habermas, who turns 95 on 18 June.


Excerpts:

Als vor 80 Jahren, im Morgengrauen des 6. Juni 1944, über 5000 Schiffe an der Küste der Normandie anlandeten, war dies nicht nur die größte militärische Aktion der Geschichte, sondern zugleich der eigentliche Schicksalstag vor allem West-Europas und der zukünftigen Bundesrepublik. (.....) Ohne diese, von der Roosevelt-Regierung politisch hart erkämpfte Bereitschaft zum "Go east", zum "Zurück nach Europa", hätte es die Verwestlichung der Bundesrepublik nie gegeben – und damit auch nicht den Philosophen Jürgen Habermas, wie die Welt ihn heute kennt, als ebenjenes "Produkt der Reeducation", als das er seine eigene politische Grund-prägung selbst bezeichnet hat. Am Anfang war Amerika: Für Habermas, der den Einzug der US-amerikanischen Soldaten in seiner Heimatstadt Gummersbach als "eine Befreiung, historisch und persönlich", erlebte, war es die demokratische Urerfahrung, lebensweltlich wie politisch, weshalb der Vorwurf des Anti-amerikanismus gegen ihn stets absurd war. "Go west" bedeutete für Habermas: Erst kam das Erlebnis Amerikas, zu Beginn in der Heimat, später auch an zahlreichen US-Universitäten, und erst dann, auch als Korrektiv irregeleiteter Vereinigter Staaten, das Engagement für Europa, aber beides stets auf Basis seiner Grundprämisse: Kommunikation und Verständigung als universalistisches, demokratisches Antidot gegen das nationalistische Freund-Feind-Denken. (.....) Dieses Jahr werden wir in seiner möglichen weltgeschichtlichen Bedeutung erst von seinem Ende her verstehen. Der 5. November 2024 könnte zum D-Day des 21. Jahrhunderts werden und damit den Vorgänger des 20. Jahrhunderts konterkarieren.

(.......) Mit dem Willen zur Entfeindung steht und fällt letztlich auch das Habermassche Kernprojekt eines möglichst herrschaftsfreien Diskurses als Grundlage der Demokratie. Dabei kommt es zentral darauf an, die wechselseitigen Geltungs-ansprüche anzuerkennen: dass die Aussage des Gegenübers aufrichtig gemeint, der Situation angemessen und wahr, also faktenbasiert ist. Was aber ist, wenn dieser Wahrheitsanspruch heute immer stärker auch technisch unterlaufen wird? Wenn wir es mit einem "neuen Strukturwandel der Öffentlichkeit" zu tun haben, bei dem die Unterscheidung zwischen wahr und falsch immer weniger möglich ist, da mittels immer "perfekter" werdender Künstlicher Intelligenz sogenannte Deepfakes geschaffen werden können, die kein Mensch mehr von der Realität unterscheiden kann? Im Vergleich zu dieser düsteren Orwell-Welt, die heute längst keine bloße Dystopie mehr ist, wirkt die Retusche der "verdienten Genossen" Kamenew und Trotzki nach Lenins Tod 1924 aus dessen bekanntem Foto tatsächlich wie eine stümperhafte Fälschung aus dem letzten Jahrtausend. Mit der zunehmenden Ununterscheidbarkeit zwischen fact and fiction, zwischen Original und Fälschung, bleibt der wechselseitige Wahrheitsanspruch auf der Strecke, der für jede gelingende Kommunikation existenziell ist – und damit auch die conditio humana, um deren Verteidigung es Habermas letztlich geht. Mit diesem dialektischen Umschlag in Lüge und Unvernunft – auf einer "vollends aufgeklärten Erde, die strahlt im Zeichen triumphalen Unheils" (Horkheimer und Adorno) – droht das universalistische Fortschrittsversprechen des Westens zu scheitern, wird aus Verständigung wieder Feindschaft und Unterwerfung. Damit aber bleibt das unvollendete Projekt des Jürgen Habermas das Projekt der Moderne selbst, aber auch ihr Problem – und damit der unabgegoltene Auftrag an uns alle.

Friday, May 17, 2024

Special issue: Rawls at 100; "Theory" at 50

Special issue of “Journal of Social Philosophy”: 

Rawls at 100; Theory at 50 (forthcoming Fall 2024)

Ed. by David Reidy


All the articles are now available online (early view):


David Reidy - "Editor's introduction"

David Reidy - "Rawls and American political traditions" [Paper]

Derrick Darby - "The fair value of voting rights"

Catherine Audard - "Addressing the rise of inequalities: How relevant is Rawls's critique of welfare state capitalism?"

Hannes Kuch - "Difficulties in nurturing a sense of justice"

J. Donald Moon - "Political liberalism today" [First page]

Samuel Freeman - "Ideal theory, political liberalism, and the well-ordered society" [First page]

Blain Neufeld - "Political activism, egalitarian justice, and public reason" [Paper]

Erin Kelly - "Accountability in criminal justice" [Paper]

Rex Martin - "Rawls's idea of human rights revisited" [First page]


Sunday, May 12, 2024

Thursday, May 02, 2024

Res Philosophica - Special Issue on Habermas

 A special issue of "Res Philosophica" (April 2024) featuring articles on the work of Jürgen Habermas:

* William Rehg - "Introduction" (Open access)

Jürgen Habermas - "Thoughts on Reading Kierkegaard in a Pluralist Society" (2000) (Open access)

Michael Haiden - "Jürgen Habermas: A Political Pacifist?" (Open access)

Igor Shoikhedbrod - "Still the “Last Marxist”?" (Abstract)

Fabian Freyenhagen - "Why Professor Habermas Would Fail a Class on Dialectic of Enlightenment" (Open access)

Connor Moran - "Toward A Formal-Pragmatic Theory of Communicative Memory"

Glenn Mackin  - "Meaning, Metalepsis, Time-Travel: Habermas’s Politics of Refusal and Recovery"

John Davenport  - "How Lincoln Scooped Habermas: Co-Originality and the Presuppositional Critique of Slave Constitutions"

Cristina Lafont - "Revisiting the Liberal Case against Liberal Eugenics"

Carlos José Sánchez Corrales - "The Habermasian Translation Proviso of Religious Content"

Amos Nascimento - "The Conceptual Plurality in Jürgen Habermas’s “Auch eine Geschichte der Philosophie”" (Abstract)


Friday, April 26, 2024

Habermas receives the Swedish Skytte Prize 2024

Jürgen Habermas is awarded the 2024 Johan Skytte Prize in Political Science. He is honored for having “constantly reminded us, theoretically and empirically, that the very lifeblood of democracy depends on human capacity and willingness to respect others by means of communicative action and on that basis to engage in critical argumentation and discourse.”

Among the previous prize winners are: Robert Dahl, Elinor Claire Ostrom, Brian Barry, Hanna  Pitkin, Ronald F. Inglehart, Pippa Norris, Francis Fukuyama, Amartya Sen, Jane Mansbridge & Robert E. Goodin. 

The Skytte Prize, which includes a cash award of SEK 500,000 and a medal, will be presented to Habermas at a ceremony held at Uppsala University on September 14, 2024. 


Sunday, April 21, 2024

New book by Habermas: "Es musste etwas besser werden …"

 New book by Jürgen Habermas out in September on Suhrkamp Verlag: 

"Es musste etwas besser werden …"

Gespräche mit Stefan Müller-Doohm und Roman Yos.


In diesem Buch gibt Jürgen Habermas Auskunft – über die Motive seines Denkens, die Umstände, unter denen es sich entwickelte, und die Veränderungen, die es im Lauf der Jahrzehnte erfuhr. Er erzählt vom Entstehungsprozess seines Werks, von wegweisenden Lektüren und prägenden kollegialen Begegnungen. So entsteht das Bild eines reichen Beziehungsgeflechts, das sich über große Teile der intellektuellen Landkarte des 20. Jahrhunderts bis in die Gegenwart erstreckt.

Im Rückblick auf zahlreiche Stationen seines Denkwegs spricht Habermas unter anderem über seine generationsspezifische Ausgangssituation, über Schlüsselerlebnisse mit seinen akademischen Lehrern, über zeitgeschichtliche Tendenzen und politische Überzeugungen sowie die eigenen wissenschaftlichen Arbeiten und deren Rezeption. An sein jüngstes Großwerk "Auch eine Geschichte der Philosophie" anschließend, werden außerdem zentrale Begriffe und argumentative Strategien aus dem Habermas-Kosmos aufgerufen und kritisch verhandelt. Und immer wieder wird deutlich, worum es diesem Philosophen im Grundsatz geht: um "die Begründung des Quäntchens Vernunftvertrauen und der Pflicht zum Gebrauch unserer Vernunft". 

Friday, April 19, 2024

Rainer Forst: 300 Jahre Kant

Rainer Forst in Frankfurter Rundschau (online April 19, 2024):

"300 Jahre Kant – Kritik als Methode"


Saturday, April 13, 2024

Die Frankfurter Seminare Theodor W. Adornos

Four volumes containing the minutes of all the lectures delivered by Theodor W. Adorno at Goethe University Frankfurt from 1949 to 1969 have been published in German, edited by Dirk Braunstein under the title 

"Die Frankfurter Seminare Theodor W. Adornos. Gesammelte Sitzungsprotokolle 1949–1969(De Gruyter, 2021). 

These volumes comprise 478 minutes, written by students, from 57 lecture series. See the preview of vol. I and II here & here.

Jürgen Habermas served as Adorno's assistant from 1955 to 1959, and volumes I and II include minutes of his participation in seven lecture series. 

Below is a list of Jürgen Habermas' comments found in volumes I and II (volume, pages):

Seminar: Begriff der Ideologie (I) (1956/57) 

I/468: Referat: "Bemerkungen zum Ideologiebegriff bei Marx" 

I/482: Referat: "Pareto: Idealtypen menschlicher Handlungsabläufe"

I/537f: I/548: Ideologie

I/574: I/578: Kulturindustrie


Seminar: Wirtschaft und Gesellschaft (I) (1957/58)

II/68f: Karl Marx, Klassenbewußtsein

II/90: Die Neoliberalen

II/138: Ökonomische Theorie


Seminar: Wirtschaft und Gesellschaft (II) (1958)

II/146: Friedrich Julius Stahl & Talcott Parsons

II/148-152: Referat: "Arnold Gehlen"


Seminar: Kunstsoziologie (1958/59)

II/262: Arnold Hauser

II/262: Die Ministerialen

II/275: Georg Lukács


Seminar: Ausgewählte Texte zum Verhältnis von Philosophie und Soziologie (1960)

II/488: Kants Ethik

II/488: Die Antinomien der reinen Vernunft


Seminar: Schelling, Die Weltalter (1960/61)

II/540-546: Referat: "Absolutum und Geschichte"


Seminar: Probleme der Bildungssoziologie (1960/61)

II/624-625: Helmutt Becker


Sunday, March 24, 2024

New book: "Normative Konstituenzien der Demokratie"

New book:

Normative Konstituenzien der Demokratie

Ed. by Julian Nida-Rümelin , Timo Greger and Andreas Oldenbourg

(Berlin: De Gruyter, 2024), Open access.


Articles by Julian Nida-Rümelin, Regina Kreide, Eva Helene Odzuck, Elif Özmen, Rainer Forst, Eva Buddeberg, Peter Niesen, Michael Zürn, Wolfgang Merkel, Véronique Zanetti, Mattias Kumm, Philip Manow, Laura Münkler, Dietmar von der Pfordten et al.


Thursday, March 21, 2024

Habermas against the Schmittians (video)

Professor Sebastian Huhnholz (Erlangen) talks with Christian Demand and Ekkehard Knörer ("Merkur") about an review article by Jürgen Habermas in the German magazine "Merkur" (1960):

"Verrufener Fortschritt – verkanntes Jahrhundert. Zur Kritik an der Geschichtsphilosophie" (video, 36 minutes)


Habermas's review article discusses three books: 

* Peter F. Drucker, Das Fundament für Morgen (1958) [The Landmarks of Tomorrow]

* Reinhart Koselleck, Kritik und Krise. Ein Beitrag zur Pathogenese der bürgerlichen Welt (1959)

* Hanno Kesting, Geschichtsphilosophie und Weltbürgerkrieg (1959) 

An abridged version of the review is available in Habermas's "Philosophisch-politische Profile" (Suhrkamp, 1981), pp. 435-444.