Rezension zu "Ein Ort für immer" von Graham Norton
Mein Hör-Eindruck
Carol ist knapp 50 Jahre alt, als sie das Haus verlassen muss, in dem sie mit ihrem Lebensgefährten gelebt hat. Ihre betuchten Eltern kaufen es zurück und entdecken die sprichwörtliche Leiche im Keller.
Damit ist der Plot in etwa umrissen. Der Genremix aus Familienroman und Krimi stört weniger als die Art und Weise, wie er umgesetzt wird. Es dauert lange, bis Spannung aufkommt, und die verpufft auch wieder sehr schnell. Die Handlung wird künstlich gelängt durch Wiederholungen und Nebensächliches wie z. B. wer neben wem steht oder wer wo warum parkt.
Das Verhalten der Figuren bleibt zu häufig unklar. Wieso zwingt Declan seine Partnerin dazu, ihre Kontakte abzubrechen? Wieso lehnen seine Kinder die neue Frau an der Seite ihres Vaters ab? Wieso wird die neue Beziehung in der Kleinstadt nicht akzeptiert? Im Unterschied zur Homo-Ehe des Sohnes? Die Liste ließe sich verlängern. Das Verhalten der meisten Figuren ist schlecht nachvollziehbar und wirkt unglaubwürdig konstruiert. Vor allem bleibt völlig unklar, wieso die totgeglaubte Ehefrau plötzlich auftaucht.
Carol, die Protagonistin, ist eine passive Frau, die andere Menschen über sich bestimmen lässt. Ist es zunächst Declan, so ist es jetzt ihre temperamentvolle und überaus übergriffige Mutter Moira, die das Heft in der Hand hält und Carol bevormundet, erst recht, weil Carol wieder in ihr altes Kinderzimmer gezogen ist. Das alles führt zu witzigen Dialogen, wobei das Komödiantische aber nur streckenweise anhält. Carol erkennt zwar die Dominanz ihrer Mutter, aber sie erkennt ihr eigenes Lebensmuster nur ansatzweise. Daher geht sie ihr Problem nicht an und entwickelt sich nicht.
Die komödiantischen Elemente verdichten sich am Schluss der Geschichte, aber dieser Schwenk ins Lustige passt nicht zum Plot.
Die Sprecherin Cathlen Galwich macht ihre Sache hervorragend. Ab und zu blitzt ihr thüringischer (?) Zungenschlag durch; sehr charmant!