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Deutschland Begräbnis in Speyer

Kohl-Sohn kommt nicht zur privaten Beisetzung

Lammert kritisiert die Witwe Maike Kohl-Richter

Bundestagspräsident Lammert hat an das Lebenswerk des verstorbenen Altkanzlers Helmut Kohl erinnert. Gleichwohl äußerte er Kritik an Kohls Witwe Maike Kohl-Richter, die einen deutschen Staatsakt verweigert.

Quelle: N24/ Achim Unser

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Walter Kohl wird nicht an der privaten Trauerfeier in Speyer teilnehmen. Der Sohn des Altkanzlers hat zudem Vorschläge für einen alternativen Trauerakt in Berlin – den Stand der Dinge findet er „unwürdig“.

Die Vorbereitungen für die Trauerfeierlichkeiten für den verstorbenen Altkanzler Helmut Kohl sind im vollen Gange. Am Donnerstag war ein Sarg von seinem Haus in Ludwigshafen-Oggersheim abgeholt worden. Doch der Leichnam war nicht darin enthalten, er befindet sich nach Informationen der Nachrichtenagentur dpa noch immer im Haus des früheren Bundeskanzlers in Ludwigshafen-Oggersheim.

Am Donnerstag soll es lediglich darum gegangen sein, Abläufe zu klären für die spätere Abholung des Sargs mit Kohls Leichnam vor den Trauerfeierlichkeiten in Straßburg und Speyer.

Vertraute der Familie hatten am Wochenende nach Kohls Tod erklärt, der Leichnam werde voraussichtlich bis zu den Trauerfeierlichkeiten im Haus in Oggersheim bleiben. Den Informationen nach ist das derzeit weiter so vorgesehen. Helmut Kohl war am vergangenen Freitag im Alter von 87 Jahren in Ludwigshafen gestorben und anschließend zu Hause aufgebahrt worden.

Requiem wird im Fernsehen übertragen

Der europäische Trauerakt ist für den 1. Juli geplant, anschließend soll Kohl auf einem Friedhof in Speyer beigesetzt werden. Walter Kohl kündigte im Interview mit „Zeit Online“ an, nicht an der privaten Beisetzung in Speyer teilnehmen zu wollen. Er bedauerte die Entscheidung, seinen Vater auf dem Friedhof am Dom zu Speyer beizusetzen. Mit der Entscheidung für ein Begräbnis in Speyer solle sein politisches Lebenswerk von seiner Frau Hannelore getrennt werden, sagte der Sohn des Altkanzlers.

„Er selbst hat immer betont, dass sein Lebenswerk ohne seine Frau Hannelore nicht möglich gewesen wäre. Deshalb finde ich es richtig, wenn er neben ihr seine letzte Ruhe findet. Für mich ist klar: Hannelore Kohl darf nicht einfach weggekürzt werden“, sagte er. Er werde an der privaten Beisetzung nicht teilnehmen, „auch um jeden Eindruck zu vermeiden, ich würde dies gutheißen“. Dennoch liege ihm „eine angemessene Würdigung des politischen Lebenswerkes meines Vaters am Herzen“.

Walter Kohl fordert zudem einen Staatsakt am Brandenburger Tor. „Ich möchte als Familienmitglied einen Diskussionsvorschlag unterbreiten, der sowohl die europäische als auch die deutsche Dimension verbindet. Am 1. Juli wird morgens in Straßburg der europäische Trauerakt für meinen Vater stattfinden. Und ich denke, dass danach in Berlin, am Brandenburger Tor, die deutsche Verabschiedung mit drei verbundenen Elementen stattfinden sollte: einem Staatsakt, bei dem sich Deutschland verabschiedet, einem ökumenischen Requiem, das die Konfessionen vereint, und schließlich militärischen Ehren, dem Großen Zapfenstreich.“

Seit einer Woche gebe es Diskussionen über die Trauerfeier, die er bisher schweigend verfolgt habe. „Ich finde die bisherige Entwicklung unwürdig für meinen Vater, für Deutschland und für Europa“, sagte Walter Kohl.

Walter Kohl und zwei Enkelkinder vor dem Haus des Altkanzlers
Walter Kohl und zwei Enkelkinder vor dem Haus des Altkanzlers
Quelle: dpa

Wegen der Vorbereitungen des Requiems wird der Speyerer Dom ab kommenden Mittwoch geschlossen. Das Bistum teilte mit, die Sperrung sei notwendig für die Organisation der Messe, die technischen Prüfungen und Proben des Ablaufs. Auch würden Sicherheitsvorkehrungen getroffen. Das Requiem am späten Nachmittag des 1. Juli wird live im ZDF übertragen. Im Anschluss an die Totenmesse ist ein „militärisches Abschiedszeremoniell mit Ehrenformation“ vor dem Dom vorgesehen.

Die Gestaltung der Gedenkfeiern gilt wegen der Wünsche von Kohls zweiter Ehefrau Maike Kohl-Richter als nicht einfach. Die frühere Bundestagspräsidentin Rita Süssmuth (CDU) bedauerte, dass es keinen deutschen Staatsakt geben wird. Sie sagte dem Nachrichtenradio MDR Aktuell: „Das hätte sich anders regeln lassen.“ Auch die Bürger in Deutschland hätten ein Recht darauf, Abschied zu nehmen.

Auch Totenmesse für Kohl in Berlin

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Bundestagspräsident Norbert Lammert (CDU) sagte in einer Gedenkfeier des Bundestags am Donnerstag, Art und Ort der Würdigung einer solch herausragenden politischen Lebensleistung in und für Deutschland seien „bei allem Respekt nicht nur eine Familienangelegenheit“. Der Bundestag sei dafür der bestmögliche Ort. Neben Kanzlerin Angela Merkel (CDU) und zahlreichen Mitgliedern ihres schwarz-roten Kabinetts nahmen auch Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier sowie dessen Amtsvorgänger Joachim Gauck und Horst Köhler an der Gedenkfeier teil.

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Am kommenden Dienstag werden viele Bundestagsabgeordnete zu einer Totenmesse für Kohl in Berlin zusammenkommen. In einem Brief an die Parlamentsmitglieder schrieb Unionsfraktionschef Volker Kauder: „Viele Kolleginnen und Kollegen haben das Bedürfnis, auch hier in Berlin, in der Hauptstadt des wiedervereinigten Deutschlands und am Sitz des Deutschen Bundestages, dem Helmut Kohl von 1976 bis 2002 angehörte, an ihn zu erinnern und seiner zu gedenken.“

Dem Vernehmen nach ist die Totenmesse in der St.-Hedwigs-Kathedrale in Berlin auf Einladung von Prälat Karl Jüsten mit Maike Kohl-Richter abgestimmt.

Kein Bundeskanzler war bisher länger im Amt als Kohl, der Deutschland von 1982 bis 1998 regierte. 25 Jahre war er CDU-Vorsitzender.

dpa/nidi/nago

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