So kämpfen die Nafo-Aktivisten gegen russische Propaganda - ZDFheute

    So kämpfen die Nafo-Aktivisten gegen russische Propaganda

    Nafo gegen russische Propaganda:Zwischen Engagement und Geschmacklosigkeit

    von Thomas Dudek
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    Die Nafo wurde berühmt durch ihren Kampf gegen russische Propaganda im Internet. Doch einige ihrer Aktionen sind nicht nur fragwürdig, sondern auch ein Geschenk für den Kreml.

    Zwei Männer sitzen auf Sesseln auf einer Bühne und unterhalten sich mit Mikros in der Hand. Im Hintergrund ist ein buntes Bild zu sehen, auf dem animierte Hunde im Himmel schweben.
    Kurz vor dem Nato-Treffen war auch das Nafo-Treffen Anfang Juli. Die Nafo-Mitglieder Sarunas Skyrius (l.) und Paul Peterson unterhalten sich bei dem Treffen.
    Quelle: AFP/Petras Malukas

    Nur wenige Tage, bevor am 11. Juli in Vilnius die Regierungschefs der Nato-Staaten zu ihrem zweitägigen Gipfel zusammentrafen, fand in der litauischen Hauptstadt eine andere Veranstaltung statt, die man mit dem Gipfel des transatlantischen Verteidigungsbündnisses durchaus hätte verwechseln können. Die Mitglieder und Anhänger der "North Atlantic Fellas Organisation" feierten in Vilnius ihre erste große Veranstaltung.
    Der Ort und Zeitpunkt des Nafo-Gipfels waren nicht zufällig. Denn entstanden ist die Nafo als Reaktion auf den russischen Einmarsch in die Ukraine im Februar vergangenen Jahres. Derzeit rund 30.000 Freiwillige aus aller Welt haben es sich zur Aufgabe gemacht, in den sozialen Netzwerken russische Propaganda und Fake News mit Memes bloßzustellen und so die Ukraine in den sozialen Netzwerken zu unterstützen.
    Auch die Verantwortlichen einiger populärer Accounts, die auf Twitter russische Propaganda verbreiteten, wurden von "Nafo-Fellas" enttarnt.  

    Nafo unterstützt auch Kämpfer und Sabotageakte

    Die Unterstützung der "Fellas" beschränkt sich jedoch nicht nur auf die sozialen Netzwerke. Mit Spenden unterstützte die Nafo unter anderem die Georgische Legion, die aufseiten der Ukraine kämpft. Laut eigener Aussage sollen einige Mitglieder der Gruppe auch in der Lage sein, Sabotageakte innerhalb Russlands zu unterstützen.
    Welche Popularität die Nafo mittlerweile genießt, offenbart die Unterstützung einiger bekannter Politiker. "Ich bedauere es sehr, nicht persönlich an dem ersten Nafo-Gipfel in Vilnius teilnehmen zu können. Aber ich werde in einigen Tagen in eure Fußstapfen treten, wenn sich die Nato-Führer treffen werden", erklärte die estnische Ministerpräsidentin Kaja Kallas, die Ehrenmitglied der Nafo ist, in einer auf Twitter veröffentlichten und in der Nafo-Community gefeierten Videobotschaft.
    Die estnische Ministerpräsidentin Kaja Kallas unterstützt die Nafo
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    Der litauische Außenminister Gabrielius Landsbergis ließ es sich wiederum nicht nehmen, den Nafo-Gipfel zu eröffnen.

    Schlägt die Nafo mit ihrem Engagement über die Stränge?

    Nach dem Treffen in Vilnius muss sich die Nafo aber auch die Frage gefallen lassen, ob sie in ihrem Engagement nicht nur manchmal auch die Grenzen des guten Geschmacks überschreitet, sondern auch undifferenziert auf die Russen generell schaut.
    "Feiert der 'Nafo-Gipfel' in Vilnius auf der Bühne tatsächlich den Tod eines von einem Hai gefressenen Touristen? Moskau mit Humor bekämpfen? Bin ich die Einzige, die nicht weiß, was daran lustig sein soll, dass ein Mann lebendig gefressen wird?", twitterte Maria Pewtschich, die seit März dieses Jahres Vorsitzende der Anti-Korruptions-Stiftung von Alexej Nawalny ist.
    Kritik an der Nafo-Aktion
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    Pewtschich irrte nicht. Mit einem Plüschhai auf der Bühne spielte man bei dem Nafo-Gipfel auf eine Hai-Attacke an, die sich Mitte Juni im ägyptischen Hurghada ereignete und bei der ein 23 Jahre alter Tourist aus Russland ums Leben kam.

    Wollt ihr, dass alle Russen einen so qualvollen Tod erleiden?

    Maria Pewtschich, Vorsitzende der Anti-Korruptions-Stiftung von Nawalny

    Dabei erinnerte sie nicht nur an Nawalny oder den zu 25 Jahren Haft verurteilten Kreml-Kritiker Wladimir Kara-Mursa, sondern generell an russische Aktivisten und unabhängige Journalisten. "Es sieht so aus, liebe Nafo-Fellas, als ob ihr euch mit Putin eine Todesliste teilt", fasste Pewtschich provokativ zusammen.

    Kreml macht sich die Nafo-Aktionen zunutze

    Was folgte, war ein regelrechter Shitstorm der Nafo-Fellas, den Pewtschich sowie andere Nawalny-Mitstreiter und Oppositionelle, die ihre Kritik aufgriffen, über sich ergehen lassen mussten. Und der Grundton der Reaktionen lässt sich kurz zusammenfassen: Zwischen der russischen Opposition und dem Kreml gibt es keinen Unterschied.
    Es ist eine Sichtweise, die undifferenziert und auch ungerecht ist, wie die Repressionen des Kremls gegen Kriegsgegner zeigen. Obwohl es durchaus manche berechtigte Kritikpunkte an der russischen Opposition bezüglich des Krieges in der Ukraine gibt.
    Ein Geschenk ist sie dagegen für die russische Propaganda. Diese redet den Russen seit Jahren ein, dass der Westen die Russen hasse und Russland zerstören wolle. Maria Sacharowa, die berühmt-berüchtigte Sprecherin des russischen Außenministeriums, griff die Hai-Vorlage vom Nafo-Gipfel jedenfalls schnell dankend auf.
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