Meister des Groove: Der Saxofonist Pee Wee Ellis ist tot

Meister des Groove: Der Saxofonist Pee Wee Ellis ist tot

Er war der Mann hinter James Brown und lange Wegbegleiter von Van Morrison. Nun ist der Saxofonist Pee Wee Ellis im Alter von 80 Jahren gestorben.

Pee Wee Ellis (1941–2021)
Pee Wee Ellis (1941–2021)Imago

Berlin-Der Kontrast könnte größer kaum sein. Mit bescheiden-leiser, fast gebrochener Stimme spricht der Funk- und Blues-Musiker Pee Wee Ellis während eines Konzerts von 2018 im Ronnie Scott’s Jazz Club in London über die Entstehungsgeschichte eines seiner Stücke aus den 1960er-Jahren. Die fragile Anmutung aber ist restlos verflogen, als die Band in die Tasten greift und Ellis seinem Saxofon die ersten Klänge abringt. Jeder Ton sitzt, und Ellis’ voluminöser Körper setzt sich in Bewegung, als gehe es darum, die Einheit von Rhythmus und Sound unter Beweis zu stellen. Es ist der Groove, der selbst einen scheinbar unbeweglichen Körper in dynamische Schwingungen zu bringen vermag.

In der achtlos genuschelten Anmoderation fällt auch der Name James Brown, in dessen Band Ellis ab Mitte der 60er-Jahre gespielt hatte und deren musikalischer Leiter er vor allem in jener Phase war, in der Brown zum „Godfather of Soul“ aufstieg.

Die große Erfolgsgeschichte Browns verdankt sich zu nicht geringen Anteilen dessen Begabung für starke Posen sowie einem schnellen Mundwerk. Das musikalische Fundament aber stammte von Pee Wee Ellis’ Saxofonspiel, das man erst später als Funk identifizierte. Nicht wenige Stücke, mit denen James Brown reüssierte, waren von dem 1941 in Bradenton, Florida geborenen Pee Wee Ellis entwickelt worden, mit Nachweisen der Urheberschaft nahm man es dabei aber nicht so genau.

Gemeinsam mit Van Morrison

Eine wichtige Station auf dem Weg des Funk zu einer populären Stilrichtung war die Zusammenarbeit mit der vielköpfigen Band Blood, Sweat & Tears, in der vor allem der Sänger David Clayton-Thomas mit großem Erfolg unter Beweis stellte, dass man die schwere, vom Blues getriebene Musik auch zu eingängigen Songs verdichten kann.

Die intimste und haltbarste musikalische Verbindung aber ging Pee Wee Ellis mit dem nordirischen Pop-Enfant-Terrible Van Morrison ein. Nach dessen Erfolg als Sänger mit der Band Them, deren größte Hits „Gloria“ und Bob Dylans „It’s All Over Now, Baby Blue“ waren, widmete Morrison sich von Ende der 70er-Jahre an einem stark an irischen Stimmungen geprägten Blues-Jazz-Mix, auf den Pee Wee Ellis starken Einfluss nahm. Zwischen 1979 und 1997 spielte er auf insgesamt sechs Alben von Van Morrison mit, deren gemeinsames Werk „Into The Music“ auch in finanzieller Hinsicht ein gelungenes Produkt dieser fruchtbaren Zusammenarbeit war. Als Arrangeur arbeitete Pee Wee Ellis für Esther Phillips, außerdem spielte er für Roberta Flack, George Benson und andere.

Von den 80er-Jahren an war Pee Wee Ellis vor allem solo unterwegs, zu seinen langjährigen Begleitern gehörte der deutsche Schlagzeuger Guido May. Bereits am Freitag ist Pee Wee Ellis in seiner südenglischen Wahlheimat im Alter von 80 Jahren gestorben.