Hessen: Rätsel um vermisste Geschwisterkinder aus dem Kreis Offenbach
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Kuriose Vermisstenfälle: Rätsel um verschwundene Geschwister aus Hessen

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Verschwunden aus der Inobhutnahme: Angeblich gehen die Kinder freiwillig mit dem Vater mit. © Peter Kneffel/dpa/Archivbild

Drei Kinder einer Familie aus dem Kreis Offenbach verschwinden nach und nach aus der Obhut des Jugendamts. Polizei und Behörde wirken ratlos.

Stadt und Kreis Offenbach – In diesem Drama dreht sich alles um die Kinder der Familie D. Vor gut zwei Jahren werden Abdul, Mahmud und Fatima (Namen geändert) vom Jugendamt des Kreises Offenbach in Obhut genommen. Um die Kinder vor den Zuständen im Elternhaus zu schützen Einen Aufwärtstrend bei der Zahl der Inobhutnahmen in Offenbach beobachtet das Jugendamt schon länger, schreibt op-online.de.

Wer die Akte lese, „dem würde es anders werden“, sagt ein Mitarbeiter, der nicht genannt werden will. Genaueres will er nicht preisgeben. Und das Geschilderte auch nur widerwillig.

Vermisste Geschwisterkinder aus dem Kreis Offenbach geben Rätsel auf

Gesichert ist, dass der Kreis Offenbach bei der Inobhutnahme Probleme mit der Familie befürchtet. Die Polizei wird deshalb ins Boot geholt. Ein entsprechender Einsatz „im Rahmen eines Amtshilfeersuchens“ ist im Polizeipräsidium Südosthessen aktenkundig.

Die drei Kinder werden in Inobhutnahme-Einrichtungen in Norddeutschland untergebracht. Die zwei Jungs in einer, das Mädchen dem Vernehmen nach in einer anderen. Wochen vergehen. Und es gibt in dieser Zeit wohl auch Zusammenkünfte, bei denen die Kinder ihre Eltern in Begleitung treffen dürfen. So ist es zumindest aus den Reihen des Jugendamts zu vernehmen.

Dann verschwindet im März 2022 plötzlich der älteste Sohn Abdul aus der Einrichtung. Die Kriminalpolizei in Offenbach sucht nach dem Elfjährigen und bittet die Bevölkerung um Mithilfe. Felix Geiß, Sprecher des Polizeipräsidiums Südosthessen, sagt: „Damals gab es seitens der Kriminalpolizei eine Anzeige wegen einer möglichen Kindesentziehung.“

Man ging also bei den Ermittlern davon aus, dass die Familie ihr eigenes Kind entführt hatte. Später sei das Verfahren seitens der Staatsanwaltschaft eingestellt worden. Wohl auch, weil die Familie plötzlich gemeldet habe, dass Abdul wieder aufgetaucht sei. Mittlerweile soll der Junge wieder bei der Familie leben, heißt es.

Drei Vermisstenfälle innerhalb einer Familie: Nutzt Vater Rechtslage aus?

Mitte 2023 ist die damals elfjährige Fatima ebenfalls ganz plötzlich aus der Jugendhilfeeinrichtung verschwunden. Auch hier ermittelt die Kripo wegen Kindesentziehung gegen den Vater, bestätigt die zuständige Staatsanwaltschaft. Aber auch dieses Verfahren wird eingestellt. „Eine Täterschaft war nicht nachweisbar“, heißt es in den Akten. Ob Fatima jemals wieder aufgetaucht ist, wollen aber weder Staatsanwaltschaft noch Jugendamt bestätigen oder dementieren – obwohl das Verfahren abgeschlossen ist.

Vor wenigen Wochen kommt es zum dritten Vermisstenfall innerhalb der Familie D. Der mittlerweile ebenfalls elfjährige Mahmud verschwindet aus einer Inobhutnahme-Einrichtung in Norddeutschland. Die Polizei fahndet erfolglos nach ihm. Dann entscheidet man sich erneut, die Öffentlichkeit einzubeziehen.

Die Kripo schließe aufgrund der familiären Bezüge nicht aus, dass sich der Junge derzeit in Offenbach und Umgebung aufhalte, heißt es. Gefunden wurde Mahmud bislang allerdings nicht. Und wieder ist laut Polizei ein Verfahren wegen möglicher Kindesentziehung anhängig. Die Ermittlungen dauern an.

Warum Jugendamt und Polizei überhaupt zugelassen haben, dass die drei Kinder nach und nach unter ähnlichen Umständen verschwinden können, scheint auf den ersten Blick ein Behördenversagen auf ganzer Linie. Spricht man vertraulich mit am Verfahren Beteiligten, erscheint die Sache in einem anderen Licht: Der Vater soll angeblich die bestehende Rechtslage kontinuierlich ausnutzen. Weil seine Kinder jedes Mal freiwillig mit ihm mitgehen und das auch so in Befragungen schildern würden, handele es sich faktisch nicht um eine strafrechtlich erfolgte Kindesentziehung.

Dazu komme, dass die Familie sage, dass die Kinder verschwunden seien, sie aber wüssten, dass es ihnen gut gehe. Dazu zwingen, den Aufenthaltsort zu verraten, könne man sie nicht, heißt es bei den Behörden.

Dass immer wieder Minderjährige vermisst werden, ist leider kein Einzelfall. So war ein Mädchen aus Offenbach für mehrere Tage vermisst worden.

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