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Film 65. Geburtstag

Liza Minnelli – Aufregendes Leben voller Fehler

Kein Drehbuchautor hätte gewagt, ihr Leben zu erfinden. Zu unwirklich war das Auf und Ab zwischen Alkohol, Männern und Bedeutungslosigkeit.

Es hätte ihr größter Hit werden können, aber mit „New York, New York“ verbindet jeder Frank Sinatra. Dabei war es Liza Minnelli, die den Song eigentlich sang, doch die Schauspielerin und Sängerin hatte viel Pech im Leben. Aber auch viel Glück und rauschenden Erfolg, beides beruflich wie privat.

Am 12. März wird die Diva 65 Jahre alt. Das kleine Mädchen war schon vor seiner Geburt berühmt. Hollywood erwartete sehnsüchtig das Kind von Superstar Judy Garland („Der Zauberer von Oz“) und Regisseur Vincente Minnelli („Vater der Braut“). Als die kleine Liza May dann auch noch nach einem Song von George Gershwin – immerhin der Bruder ihres Patenonkels – benannt wurde, schien eine Traumkarriere in die Wiege gelegt.

Sie traute sich nicht, mit Sammy Davis Jr. zu sprechen

Schließlich kamen die größten Stars mal eben zum Kaffee vorbei – und verschreckten die Kleine. „Ich war unglaublich scheu. Und dann waren bei uns immer so viele Erwachsene, auch noch Leute, die jeder im Land kannte“, erinnert sie sich sechs Jahrzehnte später. Einmal habe Sammy Davis Jr. sie angesprochen. „Er war sehr, sehr freundlich und wollte einfach etwas Nettes sagen. Aber ich dachte nur: Jemand spricht mit mir! Warum hilft mir denn keiner? Ich habe kein Wort rausgebracht.“

Ihren ersten Auftritt hatte sie schon mit drei Jahren. Auch in Papas Kinoklassiker „Ein Amerikaner in Paris“ war sie dabei, aber vor allem die Mutter prägte sie. Garland drängte ihre Tochter ins Showgeschäft – und war doch auch eifersüchtig auf die talentierte und zwangsläufig viel jüngere Konkurrentin.

Im Gegensatz zu ihrer Mutter Judy Garland hatte sie es schwer

Doch im Gegensatz zum Kinderstar Judy arbeitete sich Tochter Liza von ganz unten hoch – wenn auch Dank des elterlichen Schubs in rasender Geschwindigkeit. Liza wurde ein Broadwaystar und eine gefragte Nachtclubsängerin.

Mit Anfang 20 war sie schon „die Minnelli“. Und dann kam „Cabaret“. Als Sally Bowles, die amerikanische Nachtclubsängerin im frivolen, aber von den Nazis überschatteten Berlin des Jahres 1931, feierte sie Welterfolge und schuf eine immer wieder kopierte Ikone. Natürlich bekam sie den Oscar und natürlich kann sie seitdem kein Konzert beenden, ohne „Mein Herr“ oder „Money“ gesungen zu haben.

Der Welterfolg war zugleich ihr Fluch. Als Sängerin blieb sie zwar erfolgreich, doch alles wurde jetzt an „Cabaret“ gemessen. Die Rollen blieben aus; zudem fehlte ein Partner, der hätte Halt geben können. Ihr Leben lang suchte Minnelli nach dem passenden Mann.

Ihr erster Mann war schwul

Den ersten, Peter Allen, hatte sie mit 21 geheiratet, fünf Jahre später folgte die Scheidung, dann Allens Offenbarung, dass er schwul sei. Zwei Jahre später heiratete sie Regisseur Jack Haley, doch auch diese Ehe hielt nur fünf Jahre.

Noch im Scheidungsjahr heiratete sie den Künstler Mark Gero und obwohl auch diese Beziehung nur etwa fünf Jahre hielt, reichte das, um sie in den Abgrund zu ziehen. Alkohol, Drogen und Übergewicht bestimmten das Leben des einstigen Weltstars, eine Fehlgeburt machte die Tragödie komplett.

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Die Minnelli schien am Ende – mit noch nicht einmal 40. Doch so schwach Minnelli oft war, so kämpferisch war sie ebenso oft. Als 1986 der 100. Geburtstag der Freiheitsstatue gefeiert wurde, lieferte sie eine perfekte Show ab. Ihre Platten stiegen in der Käufergunst, die Diva war wieder gefragt. Mit Frank Sinatra und Sammy Davis Jr. ging sie auf Welttournee, und selbst im Pop („Losing My Mind“) war sie erfolgreich. Doch als wäre es ein Musical, folgte ein neuer Abgrund.

Ein Scheidungskrieg beendet eine weitere Beziehung

Im Herbst 2000 war das Comeback gestoppt, eine Hirnentzündung kostete sie fast das Leben. Eineinhalb Jahre später heiratete sie den Konzertveranstalter David Gest und hatte wieder kein Glück: Nach nur 16 Monaten gemeinsamen Lebens folgte ein jahrelanger Scheidungskrieg mit gegenseitigen Vorwürfen und Millionenklagen.

Aber Liza wäre nicht Liza, würde sie aufgeben. Langsam arbeitete sie sich wieder nach oben, trat vor ausgesuchtem Publikum auf und brachte Ende vorigen Jahres ihre neueste Platte auf den Markt. Die Minnelli wirkt gebrechlich, ihr romanhaftes Leben hat Spuren hinterlassen.

Kaum gehen die Scheinwerfer an, ist davon aber nichts mehr zu spüren und sie fegt über die Bühne. So nachdenklich sie oft wird, zu bereuen habe sie nichts: „Das Leben ist nun mal wie ein Kabarett: Man weiß nie genau, was kommt und ob es gut sein wird“, sagt sie. Und: „Ich glaube, ich würde meine Fehler alle wieder machen.“

DW

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