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George S. Patton, Amerikas Antwort auf Rommel

Er war cholerisch, ungerecht und starrsinnig. Dennoch stieg George S. Patton zum besten Panzerkommandeur der US-Army auf. Ende 1942 erhielt er den Auftrag, den Mythos Rommel zu zerstören.
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Er hatte das Talent, seinen Gegner zu überraschen und die eigenen Männer zu Höchstleistungen anzutreiben: US-Generals George S. Patton (1885-1945) in Nordafrika Er hatte das Talent, seinen Gegner zu überraschen und die eigenen Männer zu Höchstleistungen anzutreiben: US-Generals George S. Patton (1885-1945) in Nordafrika
Er hatte das Talent, seinen Gegner zu überraschen und die eigenen Männer zu Höchstleistungen anzutreiben: US-Generals George S. Patton (1885-1945) in Nordafrika
Quelle: picture alliance / akg-images

Der General war unzufrieden. Am 9. November 1942, dem Tag nach der Landung seiner US-Soldaten in der Nähe von Casablanca, schlug George S. Patton im Hotel „Miramar“ in Feadala sein Hauptquartier auf. „Recht hübsch“, nannte er das Luxusquartier, „aber es hatte mehrere Treffer abbekommen, so dass es weder Wasser noch Strom gab. Nur Käse oder Fisch zu essen und Champagner zu trinken.“

Für Sprüche wie diesen liebten die GIs ihren General, obwohl er alles andere als ein verständnisvoller Befehlshaber war. Im Gegenteil: Patton, geboren 1885 in eine angesehenen Familie, verlangte stets viel, meist zu viel von seinen Männern – allerdings auch von sich selbst. Er war cholerisch, urteilte ungerecht, verletzte Mitmenschen oft vorsätzlich. Zugleich aber zeichnete ihn ein ungeheurer Instinkt aus. Patton konnte Menschen begeistern.

An den Olympischen Spielen 1912 hatte der Absolvent der US-Militärakademie West Point im Modernen Fünfkampf teilgenommen und als Fünfter ein achtbares Ergebnis erzielt. Im Ersten Weltkrieg zeichnete er sich durch persönlichen Mut und Geschick bei der Ausbildung seiner Soldaten aus. Der gelernte Kavallerieoffizier gehörte zu den ersten Panzerkommandeuren der US-Army.

Vor dem Spiegel übte er Gesten

Bald darauf entwickelte er Einsatztaktiken für die neue Panzerwaffe und schlug deren verstärkten Ausbau vor. Doch bei Politikern und „Bürogenerälen“ stieß er damit auf Widerstand. Erst Hitlers Erfolge in Polen und Frankreich 1939/40 zeigten, dass er Recht gehabt hatte. George S. Patton bekam den Auftrag, die ersten US-Panzerdivisionen aufzubauen.

Im Pazifikkrieg, beim inselweisen Vorstoß Richtung Japan, spielten Panzer keine Rolle. Wohl aber auf dem europäischen Kriegsschauplatz, zu dem auch Nordafrika gehörte. Hier landete George S. Patton am 8. November 1942 mit der ersten Invasion der Alliierten. Seine Aufgabe war es, von Westen her den bereits legendären deutschen Panzergeneral Erwin Rommel zu attackieren und ihm den Nimbus der Unbesiegbarkeit zu nehmen. Patton war der amerikanische Anti-Rommel.

Mit seinen 57 Jahren war der temperamentvolle Patton für die GIs schon bald eine ebenso geliebte wie gefürchtete Gestalt. Selbstbewusst übte er vor dem Spiegel kriegerische Gesten; andererseits wurde er oft von seinen Gefühlen überwältigt und konnte sogar in Lagebesprechung in Tränen ausbrechen. Er achtete auf korrekte Uniform und konnte schon mal Soldaten auf dem Donnerbalken überraschen. Wer seinen Stahlhelm dabei nicht anständig trug, musste Geldstrafen bezahlen.

„Wir schneiden ihnen die Gedärme heraus“

Markige Sprüche wurden sein Kennzeichen: „Wir knallen die Hundesöhne nicht nur ab. Wir schneiden ihnen bei lebendigen Leib die Gedärme heraus und schmieren damit unsere Panzerketten.“ Patton hatte das Talent, seinen Gegner zu überraschen und die eigenen Männer zu Höchstleistungen anzutreiben. Es war vor allem der rücksichtslosen Führung dieses Generals zu verdanken, dass die unerfahrenen US-Soldaten es binnen weniger Wochen mit den Veteranen der Wehrmacht aufnehmen konnten.

Nach dem Sieg in Nordafrika im Mai 1943 landete er seine Truppen erfolgreich in Sizilien. Dort allerdings bekam seine Karriere einen Knick, weil er einen einfachen Soldaten geohrfeigt hatte. Patton wurde abberufen und Hauptfigur in einem Geheimdienstspiel. Als Oberbefehlshaber der nur auf dem Papier existierenden „First US Army Group“ sollte er den Deutschen vormachen, dass die eigentliche Invasion in der Nähe von Calais stattfinden würde.

Als die alliierten Truppen im Juni 1944 erfolgreich in der Normandie an Land gegangen waren, bekam Patton wieder ein Frontkommando. Mit der 3. US-Armee bestätigte er seinen Ruf als bester Panzerkommandeur der Alliierten. Im April 1945 schwenkte er auf Befehl aus Washington in Richtung München, um die angebliche „Alpenfestung“ zu erobern, statt nach Berlin durchzubrechen.

Nach dem Sieg übernahm er den Ehrenposten des Militärgouverneurs von Bayern, erwies sich aber als total ungeeignet für diese Aufgabe. Am 9. Dezember 1945, einen Tag vor seiner geplanten Rückkehr in die USA, erlitt George S. Patton einen Autounfall, bei der er sich den Hals brach und zwölf Tage später starb.

George C. Scott in seiner unnachahmlichen Darstellung des Generals in dem Film „Patton – Rebell in Uniform“ (1970) von Franklin J. Schaffner
George C. Scott in seiner unnachahmlichen Darstellung des Generals in dem Film „Patton – Rebell in Uniform“ (1970) von Franklin J. Schaffner
Quelle: picture alliance / United Archiv

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