Zeitenwende, einmal anders

Peter Wagner | Rezension |

Zeitenwende, einmal anders

Rezension zu „Unhaltbarkeit. Auf dem Weg in eine andere Moderne“ von Ingolfur Blühdorn

Abbildung Buchcover Unhaltbarkeit von Blühdorn

Ingolfur Blühdorn:
Unhaltbarkeit. Auf dem Weg in eine andere Moderne
Deutschland
Berlin 2024: Suhrkamp
320 S., 20,00 EUR
ISBN 978-3-518-12808-4

Dieses Buch könnte – und vielleicht: sollte – wie eine Bombe in die sozialwissenschaftliche und politische Diskussion in Deutschland einschlagen. Doch wenn Ingolfur Blühdorns Analyse der Unhaltbarkeit unserer Gesellschaft zutrifft, wird es wohl genau dies nicht tun. Denn der Autor will die Leser:innen aus ihrer „Komfortzone“ (S. 336) zerren, und das lässt kaum jemand gern mit sich geschehen.

Blühdorn möchte jenen den Schleier von den Augen reißen, die noch an die Realisierbarkeit des „ökoemanzipatorischen Projekts“ glauben, das in den 1970er-Jahren mit den damals so genannten neuen Sozialen Bewegungen entstand und seitdem immer weiter ausformuliert wurde. Nachhaltigkeit avancierte zum hegemonialen Leitbegriff und zumindest die europäischen Gesellschaften nahmen in ihrer Selbstsicht eine Vorreiterrolle sowohl im Kampf gegen den Klimawandel als auch in der Verteidigung von Freiheit und Demokratie ein. Für Blühdorn sind dies „Illusionen“ (S. 79), die inzwischen zerplatzt sind, und der zeitweilig vorherrschende Gedanke, dass unsere Gesellschaften – von einer Logik der „reflexiven Modernisierung“ angetrieben – quasi unaufhaltsam dabei wären, eine neue Form des ökologischen wie demokratischen Fortschritts zu entwickeln, ist nicht mehr als eine zu entzaubernde „Legende“ (S. 210). Starker Tobak, ohne Zweifel.

Der Autor geht in zwei Schritten vor. Zunächst sondiert er die Erfahrungen mit dem ökoemanzipatorischen Projekt und skizziert summarisch die Wandlungsprozesse, die westliche Gesellschaften in den letzten Jahrzehnten durchlaufen haben (Kapitel 2 und 3). An diese beobachtungsgestützten Ausführungen schließt sich eine gesellschaftstheoretische Einbettung an, die sich auf Ulrich Becks Theorie der zweiten Moderne – deren Untertitel bewusst kopiert ist – bezieht,[1] aber aufzeigen will, dass sich die von Beck erkannte Dynamik inzwischen erschöpft hat: Die „Basisprinzipien“ (Beck) der Moderne, die noch den Wandel von der ersten zur zweiten Ausprägung der Moderne leiteten, werden nunmehr unterminiert (Kapitel 4 bis 6). Diese zwei Schritte sollen zunächst kurz nachgezeichnet werden.

Das ökoemanzipatorische Projekt und die Einfachkrise

Im ersten Schritt thematisiert Blühdorn den Aufstieg ökologischen Denkens als „Grenzerfahrung“ – von den „Grenzen des Wachstums“ im Bericht des Club of Rome aus dem Jahre 1972 über die Einsicht in die Notwendigkeit der Selbstbegrenzung bis zu neu gezogenen Grenzen, die andere ausschließen. Die als neu erfahrene globale Lage provoziert sowohl Untergangsszenarien als auch „Hoffnungsnarrative“ (S. 30 und passim), wobei Letztere sich generell auf die Annahme gründen, dass die Erkenntnis des Problems auch das Potenzial zu dessen Bewältigung freisetzen werde. Zu Recht konstatiert Blühdorn, dass uns weder das Ende der Welt bevorsteht noch die Erwartung einer transformativen Wendung ins Positive wohlbegründet ist.[2] Stattdessen konzentriert er sich auf die Betrachtung rezenter Krisen, die bereits zur Verbreitung eines generell eher skeptischen, wenn nicht gar pessimistischen Blicks auf die Gegenwart geführt haben. Seit der Finanzkrise vor mehr als 15 Jahren scheint sich eine problematische Entwicklung an die andere zu reihen – Klimawandel, Pandemie, Rechtsextremismus, Desinformation, Kriege in der Ukraine und jetzt in Palästina. Inzwischen ist das Wort von der „Vielfachkrise“ populär geworden, in die die Welt oder zumindest die Gesellschaften des demokratischen Kapitalismus geraten seien. Blühdorn schließt an diese Beobachtung an, aber verschärft deren Analyse. Für ihn handelt es nicht um unzusammenhängende, nur zufällig aufeinandertreffende Probleme, sondern um eine große „Einfachkrise“ (S. 161), einen kaum aufhaltbaren Trend gesellschaftlicher Entwicklung, den er gesellschaftstheoretisch zu erfassen versucht.

In Blühdorns Beschreibung setzt sich die Einfachkrise aus fünf Elementen zusammen: einer Krise des Kapitalismus, der ökologischen Krise, einer Krise der Demokratie aufgrund autokratisch-autoritärer Tendenzen, den Folgen der Künstlichen Intelligenz für die Autonomie des Subjekts und dem Aufstieg Chinas. Man mag gewichten oder andere Aspekte wie zunehmende kriegerische Auseinandersetzungen hinzufügen wollen, aber dies ist sicherlich eine plausible und akzeptable Auflistung. Um zu erkennen, wie sich die einzelnen Elemente zu einer umfassenden Einfachkrise zusammenfügen, muss man genauer hinsehen. Anders als die kritische Soziologie, die Blühdorn auch aus ihrer Komfortzone locken will, vermutet, deutet die Krise des Kapitalismus nicht auf dessen bevorstehende Überwindung hin, sondern auf seine Anpassung an neue Gegebenheiten. Den Aufstieg Chinas wiederum sieht der Autor durchaus als reales Phänomen, aber auch als eines, das der Westen selbst hervorgebracht habe. Das „Narrativ vom Systemwettbewerb“, so betont er, solle nunmehr dazu dienen, die „normative Orientierung und Sicherheit“ (S. 155), die verloren gegangen seien, wiederzubeleben. Es verbleiben also die Krisen der Ökologie, Demokratie und Autonomie im Mittelpunkt der Diagnose.

Die Basisprinzipien der Moderne und ihre Unterminierung

Diese liest Blühdorn wiederum als Anzeichen für die Verabschiedung von den Basisprinzipien der Moderne. Ulrich Beck hatte am Ende des 20. Jahrhunderts den Übergang von der ersten, industriegesellschaftlichen zu einer zweiten, reflexiven Moderne als Transformation beschrieben, in der neue Institutionen geschaffen, aber die Basisprinzipien der Moderne beibehalten, sogar klarer akzentuiert werden: ein Naturverhältnis, das die Menschheit im Angesicht der oben erwähnten Grenzerfahrungen in die Natur einbettet; kollektive Selbstbestimmung in neuen Formen deliberativer Demokratie; reichere Ausdrücke von persönlicher Autonomie im Zuge von Individualisierung. In Blühdorns Lektüre wird Beck sozusagen zum organischen Intellektuellen des ökoemanzipatorischen Projekts, das sich zu seiner Zeit mit den drei Komponenten Ökologie, kollektive und individuelle Selbstbestimmung herausbildet. Wiewohl sie nicht ohne Nuancen und Ambivalenzen ist, gilt Becks Perspektive oft und auch schon seit Langem als übermäßig optimistisch.

Dieser Aspekt ist aber für Blühdorn nicht sehr gewichtig. Er attestiert Beck, damals die Transformationstendenzen der Moderne weithin angemessen erfasst zu haben und sieht zudem für sein eigenes Anliegen die Denkfigur der Unterminierung, die Beck ausgiebig verwendet hat, als bedeutsam an. Die Ankunft der zweiten Moderne ist bei Beck ein Erfolg der ersten, keine Folge ihres Scheiterns (S. 193), aber dieser Erfolg sprengt die alten institutionellen Formen und generiert neue mittels einer Reinterpretation der Basisprinzipien der Moderne. Der Erfolg industrieller Naturbeherrschung verlangt ein neues Naturverhältnis; der Erfolg des Nationalstaats in der Gestaltung von Gesellschaft verlangt weltgesellschaftliche Organisierung; das Streben nach individueller Freiheit wächst auf der Erfahrung kollektiver Selbstbestimmung.

Blühdorn blickt nun zurück auf ein halbes Jahrhundert Erfahrung mit der zweiten Moderne und ihrem ökoemanzipatorischen Projekt und wendet die gleiche Denkfigur der Unterminierung an. Die Erfahrungen, die mit der ökologischen Wende, der Demokratisierung der Demokratie und der Ausweitung individueller Freiheit gemacht wurden, ziehen Einsichten nach sich, die zum Umdenken bewegen. „[D]ie Selbstbeschreibung und das Selbstverständnis moderner Gesellschaften als liberaler, demokratischer, gerechter, inklusiver, ökologischer und weltgesellschaftlich orientierter offener Gesellschaften“ sind dabei, „nachjustiert“ zu werden (S. 111), weil die Nebenfolgen des Erfolgs zu bearbeiten sind. Nachjustieren klingt recht unproblematisch; dies macht man mit einem Gerät, das zwar passabel funktioniert, aber noch etwas verbessert werden kann. Aber das ist eher das Gegenteil von dem, was Blühdorn suggerieren will. In dieser Passage kritisiert er die Auffassung, dass die selbstzerstörerischen Tendenzen des Kapitalismus zu dessen Überwindung führen können.[3] Es ist seines Erachtens plausibler, anzunehmen, der Erhalt des westlichen Kapitalismus mit seiner auf Wohlstand und Sicherheit basierenden Lebensform führe zu einer Anpassung der grundlegenden Werte – „aus freier Entscheidung und im Namen der Sicherung und Verteidigung ihres eigenen Wohlstands“ (S. 156). Dies kennzeichnet den gegenwärtigen Übergang von der zweiten in die dritte Moderne: „Emanzipatorische Bemühungen um Ökologisierung, mehr Selbstbestimmung und mehr Demokratie bewirken stabilisierte Nicht-Nachhaltigkeit, die Verabschiedung des autonomen Subjekts und die Dysfunktionalität der Demokratie.“ (S. 330) Und an anderer Stelle: 

„Für die nächste Gesellschaft lässt sich entsprechend vermuten, dass sie nicht nur weiterhin kapitalistisch und gemessen an hergebrachten Nachhaltigkeitsnormen weiterhin nicht-nachhaltig sein wird, sondern drittens auch autokratisch-autoritär – und zwar nicht nur, weil das von außen erzwungen würde, sondern ebenso, weil sich von innen ein entsprechendes Verlangen herausbildet.“ (S. 136) 

Aufgrund dieses inneren Verlangens sollten wir auch den Übergang von der zweiten in die dritte Moderne als Unterminierung und nicht direkt als Scheitern verstehen.

Während sie auf ähnliche Weise entstehen, so unterscheidet sich Blühdorns „andere Moderne“ grundlegend von derjenigen, die Beck in den 1980er-Jahren skizzierte. Letzterer sah in der Reinterpretation der Basisprinzipien der Moderne sogar in gewisser Weise eine progressive Entwicklung in „reflexiver“ (Beck) Aneignung der Erfahrungen mit der industriegesellschaftlichen Variante. Die von Blühdorn heute diagnostizierte sechste, nämlich „kulturelle“ Krise (S. 161) hingegen führt zur Schwächung, wenn nicht gar Abkehr von den Basisprinzipien.[4] Seine andere Moderne geht hervor „aus den Ruinen des liberalen Denkens und Lebens“ (S. 162).

Dreifache Unhaltbarkeit und die nächste Gesellschaft

Der Titelbegriff Unhaltbarkeit versteht sich als Erweiterung und Radikalisierung des Wortes von der (Nicht-)Nachhaltigkeit. Nachhaltigkeit wird vorwiegend im ökologischen Sinne gebraucht, und in den meisten Fällen können Praktiken mehr oder weniger nachhaltig sein. Unhaltbarkeit hingegen versteht sich bei Blühdorn als Bezeichnung für eine gesamte Gesellschaftsform und betont die Unausweichlichkeit des Aufkommens einer anderen, „nächsten Gesellschaft“ (S. 49). Für Blühdorn bezeichnet Unhaltbarkeit „die Gleichzeitigkeit der tiefen Krise westlicher Gesellschaften und der Krise des ökoemanzipatorischen Projekts, das diese Gesellschaften transformieren wollte“ (S. 17). Zudem geht es ihm um die Unhaltbarkeit des Denkens in der kritischen Soziologie, der Nachhaltigkeitsforschung und der politischen Bildung, die alle vergeblich versuchen, Illusionen und Legenden aufrechtzuerhalten. Er spricht also von 

„eine[r] dreifache[n] Unhaltbarkeit: a) die der etablierten Arrangements der Gesellschaft der Nicht-Nachhaltigkeit, b) die des ÖEP [ökoemanzipatorischen Projekts] und seiner aktivistischen Narrative und c) die der kritischen Soziologie und ihrer Normativität“ (S. 52). 

Oder kurz: Es geht um die „Unhaltbarkeit der westlichen Moderne insgesamt“ (S. 36).

Blühdorns Diagnose ist stechend und provozierend. Aber trägt sie auch? Es ist leicht, auf Schwächen hinzuweisen. Mit den meisten gesellschaftstheoretischen Analysen zur Moderne hat Blühdorns Buch die Tendenzen gemein, den Begriff von Moderne einseitig zu akzentuieren und die komplexe Geschichte dieser Moderne in Becks Nachfolge auf zwei Perioden zu reduzieren.[5] Wenige Worte müssen hier genügen: Begrifflich neigt der Autor dazu, die Moderne mit der Autonomie des Subjekts gleichzusetzen (bes. S. 250–252). Dies erlaubt ihm, zum einen in den Grenzen, die der Planet Erde dieser Autonomie setzt, zum anderen in der Unterordnung des Subjekts unter die Algorithmen der Künstlichen Intelligenz Anzeichen für die unausweichliche Verabschiedung von diesem Basisprinzip – und damit der Moderne generell – zu sehen. Zwar verabsolutiert eine Sichtweise der „philosophischen Moderne“ (S. 300) die individuelle Autonomie, aber dies war nie die einhellige und wohl nicht einmal eine zeitweilig vorherrschende Interpretation der Moderne. Spannungen zwischen individueller und kollektiver Selbstbestimmung sowie zwischen instrumentellen und hermeneutischen Beziehungen zu anderen, sich selbst und der Natur hat es immer gegeben.

Die Geschichte der Moderne wiederum sollte als problemgetriebene Interpretation und Reinterpretation dieser Spannungen gelesen werden. Dies ist durchaus Blühdorns Ansatz und war auch der von Beck, zumindest in den Analysen der „Basisprinzipien“. Aber die Annahme, es hätte eine recht homogene erste Moderne gegeben, die sich von etwa 1800 bis in die 1970er-Jahre zieht, unterschätzt die Vielfalt von räumlich und zeitlich unterschiedlichen Ausprägungen schon in jener Periode. Dies führt zu einer Überakzentuierung und, so muss man leider sagen, Fehlinterpretation des Umbruchs in den 1970er-Jahren. Der damalige Umschlag könnte, so Becks Einschätzung Anfang der 1980er-Jahre, dazu beitragen, die „Halbierung“[6] der Moderne zu überwinden. Fünfzig Jahre später prognostiziert Blühdorn, der Versuch dieser Überwindung werde in der „Unhaltbarkeit der westlichen Moderne insgesamt“ (S. 36) enden.

Realitätstest für die kritische Soziologie und die urbane Mittelschicht

Für seine Analyse der Spannungen im Selbstverständnis der Moderne mobilisiert Blühdorn den Begriff der Dialektik, spezifisch „die Dialektik der Nachhaltigkeit, die Dialektik der Emanzipation und die Dialektik der Demokratie, die [...] unmittelbar miteinander verbunden sind“ (S. 327). Von Hegel über Marx zu Adorno und Horkheimer wohnt diesem Begriff aber eine zu starke Gerichtetheit der Geschichte inne, und dies ist auch bei Blühdorn der Fall, wenn er die genannten Dialektiken als „Totengräber“ (ebd.) des ökoemanzipatorischen Projekts und der sozialökologischen Transformation kennzeichnet. Womöglich wäre es fruchtbarer, von Paradoxien oder Ambivalenzen im Selbstverständnis der Moderne zu sprechen, da diese Begriffe keine Aufhebung erwarten lassen. Sie erlauben vielmehr, auf der Suche nach Problemlösungen interpretative Verschiebungen auszumachen und zu untersuchen.[7] Täte man dies, würde man bereits Becks Diagnose des Anbruchs der zweiten Moderne kritischer betrachten.

Zwar kann man die Ursprünge des ökoemanzipatorischen Projekts in den 1970er-Jahren verorten, aber es bestehen mehr Kontinuitäten zwischen der angeblich zweiten und dritten Moderne, als Blühdorn annimmt, und damit wohl auch weniger Bruch in der Gegenwart. Denn bereits damals gab es eine Krise der Regierbarkeit, in der sowohl autoritäre Lösungen aufkamen als auch die Deregulierung der Wirtschaft zum Thema wurde, und es gab eine Krise des Westens aufgrund der Niederlage der USA im Vietnamkrieg, der Ansprüche der „Entwicklungsländer“ auf eine neue internationale Wirtschaftsordnung und der Ölpreiserhöhung im Zusammenhang mit dem Jom-Kippur-Krieg 1973.

Dies ist aber nicht der Ort, eine alternative Analyse jüngeren historischen Wandels zu entwickeln.[8] Ingolfur Blühdorns Buch leistet einen überaus wichtigen Beitrag zur Diagnose unserer Gegenwart. Mit seiner fundierten Kritik der Hoffnungsnarrative sowie des Katastrophendenkens und seiner beobachtungsgestützten Synthese der Elemente der Vielfachkrise – die sehr viel reichhaltiger ist, als hier dargelegt werden konnte – nimmt er einen Realitätstest vor: für die kritische Soziologie und Gesellschaftstheorie, wie auch für das urbane Milieu, das das ökoemanzipatorische Projekt diskursiv am Leben erhält, aber in der Praxis unterminiert. Das Verharren weiter Teile westlicher Gesellschaften in der Komfortzone macht mich seit Langem nervös. In diesem Sinne wünsche ich dem Buch, dass es wie eine Bombe einschlägt, und ich wünsche uns als Gesellschaft, dass nach dem Einschlag konstruktive (selbst-)kritische Diskussionen einsetzen.

  1. Ulrich Beck, Risikogesellschaft. Auf dem Weg in eine andere Moderne, Frankfurt am Main 1986.
  2. Wobei er allerdings die berechtigte Kritik an dem oft allzu schnellen Rückgriff auf Karl Polanyis Begriff der „großen Transformation“ mit einer seinerseits problematischen Unterschätzung von Polanyis Analyse verknüpft. Ders., The Great Transformation. Politische und ökonomische Ursprünge von Gesellschaften und Wirtschaftssystemen, übers. von Heinrich Jelinek, Frankfurt am Main 1973.
  3. Etwa bei Rahel Jaeggi und Nancy Fraser, vgl. Nancy Fraser, Der Allesfresser. Wie der Kapitalismus seine eigenen Grundlagen verschlingt, übers. von Andreas Wirthensohn, Berlin 2023; dies. / Rahel Jaeggi, Kapitalismus. Ein Gespräch über Kritische Theorie, hrsg. von Brian Milstein, übers. von Jürgen Schröder, Berlin 2020.
  4. Man mag sich durchaus fragen, warum Blühdorn die „nächste Gesellschaft“ dennoch weiterhin als Moderne bezeichnet.
  5. Wie sich an einigen Stellen zeigt, ist er sich dieser Verengungen bewusst.
  6. In lockerem Anschluss an den Begriff vom „positivistisch halbierten Rationalismus“ in der Kritischen Theorie spricht Beck von der ersten Moderne als „halbiert“, um auf eine einseitige Akzentuierung von Instrumentalität und Effizienz hinzuweisen.
  7. Vgl. zu Ersterem jüngst Axel Honneth / Kai-Olaf Maiwald / Sarah Speck / Felix Trautmann (Hg.), Normative Paradoxien. Verkehrungen des gesellschaftlichen Fortschritts, Frankfurt am Main / New York 2022; zu Letzterem Rahel Jaeggi, Fortschritt und Regression, Berlin 2023; siehe auch den Vorabdruck und die Rezension auf Soziopolis. Die Frage nach der Gerichtetheit der Geschichte verschwindet damit natürlich nicht.
  8. Das habe ich zunächst zu Zeiten der Beck’schen zweiten Moderne versucht in Peter Wagner, Soziologie der Moderne. Freiheit und Disziplin, Frankfurt am Main / New York 1995; und für die Gegenwart in ders., Carbon Societies. The Social Logic of Fossil Fuels, Cambridge 2024 (im Erscheinen).

Dieser Beitrag wurde redaktionell betreut von Wibke Liebhart.

Kategorien: Demokratie Kapitalismus / Postkapitalismus Lebensformen Moderne / Postmoderne Ökologie / Nachhaltigkeit Sozialer Wandel Zeit / Zukunft

Peter Wagner

Peter Wagner ist Forschungsprofessor für Sozialwissenschaften am Katalanischen Institut für Forschung und höhere Studien (ICREA) und an der Universität Barcelona sowie gegenwärtig ein Leiter des Research Clusters „Modernity in Central Asia: Identity, Society, Environment“ an der University of Central Asia. Seine Forschungsschwerpunkte liegen in den Bereichen der Gesellschaftstheorie, der historisch-vergleichenden Soziologie, der politischen Soziologie und der politischen Philosophie.

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