Rügenwalde (Darłowo)
Wer kennt sie nicht aus der Fernsehwerbung: die Rügenwalder Teewurst. Ihren Ursprung hat sie in der heute polnischen Kleinstadt Darłowo, dem früheren Rügenwalde. Doch das nur am Rande. Die Stadt am Fluss Wieprza kann auf eine wechselvolle Geschichte zurückblicken, die eng mit dem dänischen Königshaus verknüpft ist.
Erik VII. war wahrlich kein Schwerenöter.
1382 auf dem Rügenwalder Schloss geboren, wurde er bereits mit sechs Jahren von seiner königlichen Großtante Margarethe auf den dänischen Hof geholt. Fünfzehn Jahre später wurde er zum König von Dänemark, Norwegen und Schweden gekrönt. Seine Regierung war geprägt von Konflikten mit der Hanse und dem Deutschen Orden. Nach der Niederlage im Krieg gegen die Hanse und dem für Dänemark nachteiligen Friedensvertrag von Vordingborg von 1435 wurde Erik von den Reichsräten des Tripelreichs abgesetzt und aus Dänemark verjagt. Daraufhin sattelte der Entthronte um und wurde zum gefürchteten Seeräuber, der es besonders auf Hansekoggen und Handelsschiffe seiner ehemaligen Untertanen abgesehen hatte. Die Schätze, die er als Pirat erbeutet hatte, ermöglichten ihm in den letzten zehn Jahren seines Lebens (1449-1459 ) den Ausbau seines Heimatschlosses in Rügenwalde nach dem Vorbild der Festung Kronborg, die ihre Bekanntheit dadurch erlangte, dass William Shakespeare hier die Handlung seines Schauspiels Hamlet ansiedelte.
2001: Dänisches Königshaus verzichtet auf Besitz
Seit 1773 befand sich das Schloss in preußischer Hand (und wurde in dieser Zeit als Kaserne und Gefängnis genutzt), jedoch gelang es dem dänischen Königshaus, Ende des 19. Jahrhunderts erneut in dessen Besitz zu kommen. Im Jahr 1930 richtete der dänische König Christian X. hier ein Regionalmuseum ein, das den Zweiten Weltkrieg fast unbeschadet überdauerte. Nach dem Krieg mussten die Dänen das Schloss an Polen übergeben. Offiziell hat das dänische Königshaus jedoch erst 2001 auf seine Besitzansprüche an den Bauwerk verzichtet. In dem Schloss der Herzöge von Pommern können heute die Innenräume in ihrer ursprünglichen Form, darunter ein Ballsaal, ein Rittersaal und eine Schlosskapelle, besichtigt werden. Im Schlosshof ist eine lebensgroße Figur des berühmtesten Schlossbewohners - Erik VII. - aufgestellt.
Rügenwalder Teewurst
Den meisten Deutschen wird weniger der Wikingerkönig, als vielmehr die Rügenwalder Teewurst ein Begriff sein. Seit 1874 wurde die kulinarische Spezialität in der Fleischwarenfabrik von Georg Wilhelm Heinrich Schmidthals (1837–1927) hergestellt. Nach dem Zweiten Weltkrieg nahmen die aus Rügenwalde geflohenen Wurstfabrikanten die Produktion der traditionellen Teewurst in der Bundesrepublik Deutschland wieder auf. Übrigens war in der Wurt nie Tee enthalten. Die Bezeichnung geht vermutlich darauf zurück, dass die streichfähige Teewurst (heute ein geschützter Markenname) ursprünglich gern am Nachmittag, zur „Teezeit“, als Häppchenaufstrich gegessen wurde.
Der historische Stadtkern von Rügenwalde wurde von den Zerstörungen des Zweiten Weltkriegs weitgehend verschont – und das, obwohl die Stadt und das Umland während des Krieges als Truppenübungsplatz und Versuchsgelände genutzt wurden. Hier wurden sowohl die gigantischen deutschen Eisenbahngeschütze Dora und Gustav wie auch die „Wunderwaffen“, die V1- und V2-Raketen, getestet. Rügenwalde ist eine typische pommersche Kleinstadt mit einem weitläufigen quadratischen Rathausplatz, schmalen Gassen, einem großen Tor und einer wuchtigen gotischen Pfarrkirche. In der Fürstengruft der dreischiffigen Marienkirche (Kościół Matki Bożej Częstochowskiej) aus der zweiten Hälfte des 14. Jahrhunderts befinden sich die Sarkophage der von Elisabeth von Schleswig-Holstein (1580-1653), der Gemahlin des letzten Greifenherzogs Bogislav XIV. (1580-1637), und unseres alten Bekannten, Erik VII. (1382-1459).
Spätgotische Kirche mit Zeltdach
Eine weitere Sehenswürdigkeit von Rügenwalde ist die leicht abseits, unweit der Ausfallstraße nach Ustka (Stolpmünde) gelegene St.-Gertrud-Kirche (Kościół św. Gertrudy). Der spätgotischer Zentralbau mit Zeltdach und polygonaler Bauform ist vermutlich in der Regierungszeit von Erik VII. entstanden. In Pommern wurden seit dem Ende des 14. Jahrhunderts die St.-Gertrud-Hospitäler errichtet. Zu ihnen gehörte auch das in Rügenwalde errichtete Gebäude, das im Sinne der Namenspatronin, der Wohltäterin Gertrud von Nivelles († 659) in Brabant, ursprünglich der Fürsorge für Arme und Kranke gewidmet war. Erst später wurde das Bauwerk als Kirche genutzt.
Bei Touristen beliebt ist der hübsche Ort allerdings nicht ausschließlich wegen seiner kulturhistorischen Schätze. Nur knapp 3 km westlich von Rügenwalde, dort wo der Fluss Wieprza (Wipper) in der Ostsee mündet, befindet sich der Vorort Darłówko (Rügenwaldermünde), ein beliebter Badeort mit zahlreichen Hotels, Pensionen und Ferienheimen. (fh)
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Rügenwalde (Darłowo), Polen22.05.2024 – 22:14 Uhr
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Sehenswürdigkeit
Schloss der Pommerschen Herzoge - Museum Darlowo
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