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Meteore im Juni Wann Sternschnuppen funkeln

Für Wünschewünscher hat der Juni leider nicht allzu viel zu bieten. Zwar "jagt" ein Sternschnuppen-Schauer den nächsten, doch die meisten sind sehr schwach. Wir verraten Ihnen, wann sich die Suche trotzdem lohnen könnte!

Von: Heike Westram

Stand: 28.05.2024

Sommernächte voller Sternschnuppen? Diesem Ruf wird der Juni leider nicht gerecht. Die Erde trifft zwar in diesem Monat auf rund ein Dutzend Meteorströme, davon merken wir allerdings wenig: Die beiden stärksten, die Arietiden und Beta Tauriden, lassen zwar zig Sternschnuppen pro Stunde regnen, aber im hellen Tageslicht. Die nachtaktiven Sternschnuppen-Schwärme bringen dagegen meist nur eine Handvoll Meteore in der Stunde. Und einer ist ganz verschwunden: Die Juni-Lyriden wurden seit vielen Jahren nicht mehr gesichtet - und den Juni-Bootiden könnte es bald genauso gehen.

Manchmal hat der Juni zum Monatsende hin etwas für Sternschnuppen-Sucher zu bieten: das Maximum der Juni-Bootiden (auch: Juni-Boötiden). Leider ist dieser Meteorschauer nur sehr selten wahrnehmbar. Von 1927 bis 1998 wurde er überhaupt nicht gesichtet, seither nur wenige Male - dann jedoch meist mit einem regelrechten Ausbruch: fünfzig bis hundert Sternschnuppen pro Stunde!

Höhepunkt des Meteorstroms

Sternschnuppen-Radiant

In "schlechten" Jahren - und das sind leider die allermeisten - fallen aber selbst zum Höhepunkt der Sternschnuppen in der Nacht vom 27. auf den 28. Juni nur ein bis zwei hellere Meteore pro Stunde. Ab elf Uhr abends ist es dunkel genug, um nach den Sternschnuppen Ausschau zu halten. Und in diesem Jahr müssen Sie schnell sein, denn knapp zwei Stunden später geht der abnehmende Mond auf und stört mit seinem Licht, das Sie aber gut mit einer Hauswand oder Ähnlichem abblenden können. Denn der Mond steht zunächst tief im Osten, während die Sternschnuppen zu der Zeit eher vom Nordwesten zu kommen scheinen.

Sternschnuppen-Infos

Wie viel Sie sehen

Die maximalen Fallraten, in der Fachliteratur als ZHR (Zenithal Hourly Rate) angegeben, sind eine theoretische Größe. Die könnten Sie dann sehen, wenn der Radiant eines Meteorschauers senkrecht über Ihnen im Zenit wäre. Ist er tiefer, sinkt die Zahl deutlich. 
Und: Etwa ein Drittel des Himmels können Sie mit dem Blick umfassen. Sternschnuppen außerhalb dieses Drittels entgehen Ihnen.

Was sind Sternschnuppen?

Kreuzt die Erde eine alte Schweifspur eines Kometen, bringen deren winzige Staubteilchen beim Eintritt die Erdatmosphäre zum Glühen: Aufgrund ihrer hohen Geschwindigkeit regen die Teilchen die Atome unserer Atmosphäre zum Leuchten an. Was Sie am Nachthimmel aufblitzen sehen, ist also meist nicht das Teilchen selbst, sondern nur ein "Leuchtkanal" - die Bewegungsspur der Sternschnuppe. Auf ihrer Umlaufbahn um die Sonne begegnet die Erde immer wieder den gleichen Kometenspuren, daher treten viele Meteor-Schwärme periodisch zum gleichen Datum auf.

Meteor oder Meteorit?

Ein Meteor ist der Lichtstrahl, der entsteht, wenn ein Himmelskörper in die Erdatmosphäre eintritt und mit seiner kinetischen Energie deren Atome zum Leuchten anregt. Das Wort stammt vom griechischen metéōron ab, der "Himmelserscheinung". Den eintretenden Körper, der diese Leuchterscheinung verursacht, nennt man Meteoroid (gelegentlich auch Meteorid). Als Meteoriten werden die Bruchstücke bezeichnet, die tatsächlich am Erdboden anlangen.
Sternschnuppen werden von Körpern verursacht, die so klein sind (zwischen einem Millimeter und einem Zentimeter), dass sie vollständig in der Erdatmosphäre verglühen. Wir nehmen nur deren Lichtstrahl wahr: Meteore.

Juni-Bootiden: Sternschnuppen aus dem Bärenhüter

Juni-Bootiden aus dem Bärenhüter

Der Radiant der Juni-Bootiden, von dem die Sternschnuppen auszugehen scheinen, liegt für Deutschland günstig: Er befindet sich beim Bärenhüter, der gegen Mitternacht fast im Zenit steht, senkrecht über Ihnen. Dann wandert er langsam nach Nordwesten, wo er morgens untergeht. Ein so hoch stehender Radiant sorgt dafür, dass wir hier in Deutschland die meisten der Sternschnuppen, die unterwegs sind, auch wirklich sehen können.

Tipps zum Fotografieren von Sternschnuppen

Zeit, Geduld & Übung

Sternschnuppen

Sternschnuppen sind mit 35 bis 70 km/s ausgesprochen schnelle Objekte und daher schwer zu fotografieren. Bringen Sie Zeit und Geduld mit, um sich mit der Kamera erst einmal auf die Nachtfotografie "einzuschießen". Hier ein paar Tipps, falls Sie die Jagd mit der Kamera versuchen wollen.

Ausrüstung

Nachtfotografien müssen Sie so lange belichten, dass Sie die Bilder nicht mehr aus der Hand machen können.

  • Verwenden Sie Stativ und Fernauslöser (oder den Selbstauslöser), um die Bilder nicht zu verwackeln.
  • Sie benötigen eine Kamera, bei der Sie den Blitz ausschalten und Belichtungszeiten manuell einstellen können.
  • Benutzen Sie ein Objektiv mit möglichst kurzer Brennweite (Weitwinkel).

... und dann Licht, Licht, Licht

Sternschnuppen sind ausgesprochen lichtschwach. Um sie überhaupt abzulichten, hilft nur eins: so viel Licht wie möglich! Die übrigen Objekte wie Bäume, Sterne etc. werden Sie damit überbelichten, allerdings sollte der Himmel dabei nicht allzu hell werden.

  • lange Belichtungszeiten wählen (bis zu 3 Minuten und mehr!)
  • Blende weit öffnen (kleine Blendenzahl)
  • hohe ISO-Werte einstellen

Alte Schweifspuren eines Kometen

Ob die Juni-Bootiden in diesem Jahr überhaupt auftreten, lässt sich allerdings nicht vorhersagen. Die Sternschnuppen entstammen Schweifresten vom Kometen 7P/Pons-Winnecke, der alle sechseinhalb Jahre einmal der Sonne nahe kommt. Bei jeder Runde hinterlässt er eine Staubspur. Das war zuletzt im Mai 2021 der Fall. Doch offenbar hat er dabei diesmal die Erdumlaufbahn nicht gekreuzt. Denn während der Komet früher weit innerhalb der Erdbahn seinen sonnennächsten Punkt erreichte, hat ihn Jupiters Schwerkraft inzwischen so stark beeinflusst, dass der sonnennächste Punkt von 7P/Pons-Winnecke außerhalb der Erdumlaufbahn liegt. Seinen neueren Schweifspuren begegnet die Erde daher gar nicht mehr.

Ob wir in diesem Juni eine oder gar gleich mehrere Schweifspuren von 7P/Pons-Winnecke aus der "guten alten Zeit" passieren, ist nicht bekannt. Die Juni-Bootiden bleiben also spannend: Vielleicht funkelt's, vielleicht nicht.

Ein Monat voller Mini-Schwärme

Daneben treffen im Juni noch zehn weitere Meteorströme ein. Allerdings ist deren Aktivität so gering, dass pro Stunde meist nur ein oder zwei Sternschnuppen auftauchen - doch das fast den ganzen Monat lang. Also halten Sie die Augen offen, Sie werden bestimmt die eine oder andere Sternschnuppe sichten. Der Blick zum Nachthimmel lohnt sich doppelt, denn im Juni besteht die Chance, auch einmal die seltenen leuchtenden Nachtwolken zu sehen.

Zeitangaben im "Sternenhimmel"

Auf- und Untergangszeiten für München

Alle Zeitangaben sind für den Standort München berechnet. Insbesondere bei Auf- und Untergangszeiten müssen Sie für andere Orte in Deutschland einige Minuten hinzuzählen oder abziehen.
Faustregel: Pro Längengrad ostwärts ziehen Sie vier Minuten ab, westwärts zählen Sie pro Grad vier Minuten dazu.
Die Abweichung pro Breitengrad ist dagegen abhängig von Jahreszeiten und Himmelsrichtung des beobachteten Objekts. Im extremsten Fall - etwa dem Sonnenaufgang im Winter - weichen die Zeiten im äußersten Norden Deutschlands um etwa eine halbe Stunde ab.


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