Das große Ausmisten hat viele gut erhaltene Schätze zu Tage gebracht, die Sie gerne verkaufen würden – aber der Flohmarkt ist nicht Ihr Ding? Ebay Kleinanzeigen bietet eine Alternative. Keine Gebühren, große Kundschaft – das macht den Online-Marktplatz beliebt. Auch bei Betrügern: Mit gefälschten Anzeigen und E-Mails machen Abzocker dreist Kasse. COMPUTER BILD erklärt die fiesen Tricks der Betrüger.

Post-Trick: Die gefälschte Versandbestätigung

Eine Masche der Betrüger auf Ebay-Kleinanzeigen: die gefälschte Versandbestätigung. Dabei handelt es sich um zunächst echt wirkende Inserate, die nur durch ihre besonders niedrigen Preise auffallen. Bekunden Nutzer ihr Interesse an einem dieser Stücke, folgt eine SMS oder Mail mit der Bitte, künftig über eine bestimmte Mail-Adresse zu kommunizieren. Reagieren Sie darauf, verwickelt das Gegenüber Sie zunächst in eine längere Unterhaltung. Darin bietet der Betrüger an, die Ware auf Kosten seines Arbeitgebers an Sie zu versenden. Die Bezahlung soll per Nachnahme an den Paketzusteller erfolgen. Stimmen Sie dieser Art des Versands zu, kommt eine gefälschte Mitteilung der Post an. In dieser ist plötzlich die Rede von der Bezahlung per Paysafecard. Die sollen Sie einscannen und im Anhang an eine Antwort der vermeintlichen Post-Mail versenden. Die Folge: Das Geld ist unwiderruflich weg, die versprochene Ware kommt nie an und der Betrüger ist nicht mehr zu erreichen.

Dreiecksbetrug: So funktioniert die Masche

Ebay-Betrug
Zur Veranschaulichung: Der Dreiecksbetrug wirkt kompliziert, ist für den Betrüger aber simpel.
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Der Trick ist ebenso gemein wie genial: Der Betrüger spielt zwei Ebay-Nutzer gegeneinander aus. Das verhilft dem Täter nicht nur dazu, seine Spuren zu verwischen, sondern stiftet Verwirrung. Oft dauert es Tage, bis Opfer dahinter kommen, dass sie auf einen Betrug hereingefallen sind und nicht etwa die Post die Ware verschludert hat. Der Dreiecksbetrug durchläuft zwei Phasen:
  • Phase 1 – der Köder: Sie stellen zum Beispiel ein iPhone zum Verkauf. Der Betrüger entdeckt das Inserat und bietet daraufhin ebenfalls ein iPhone zum gleichen Preis bei Kleinanzeigen an. Gleichzeitig gibt er sich bei Ihnen als Interessent aus. Er verspricht, das Gerät gleich kaufen und bezahlen zu wollen und schlägt eine PayPal-Zahlung oder Banküberweisung vor. Sie geben ihm als Verkäufer natürlich die entsprechenden Kontodaten. Damit hat der Betrüger das erste Ziel seines Plans erreicht.
  • Phase 2 – die Bezahlung: Nun wartet der Betrüger darauf, dass ein Interessent das Gerät kauft, das der Kriminelle selbst annonciert hat. Dieser Käufer bekommt dann vom Betrüger Ihre Zahlungsdaten und bezahlt brav das gekaufte Gerät. Weil das Geld auf Ihrem Konto eintrifft, schöpfen Sie keinen Verdacht, senden das iPhone los – und der Betrug ist perfekt. Denn der Betrüger erhält Ihr iPhone, für das jemand anders bezahlt hat. Der eigentliche Käufer wartet aber vergeblich auf die Ware und verlangt nach einer Weile bei PayPal sein Geld zurück. Der Betrüger ist dann längst untergetaucht und nicht mehr zu erreichen, denn meist steckt hinter der Adresse eine leerstehende Wohnung mit gefälschtem Briefkastenschild.
Wer nun der Dumme ist, hängt von der Bezahlart ab. Bei Überweisung steht der „echte“ Käufer mit leeren Händen da. Er hat bezahlt, bekommt aber keine Ware. Der Verkäufer ist aus dem Schneider, wenn er den Versand nachweisen kann. Anders sieht die Lage bei PayPal-Zahlungen aus. In diesem Fall greift der Käuferschutz, der „echte“ Käufer erhält den Betrag zurück – der Verkäufer ist der Gelackmeierte. Denn nur wenn die Adresse auf dem Versandetikett mit der Adresse in der PayPal-Zahlung übereinstimmt, entscheidet die Plattform zu Ihren Gunsten. Stimmen die Daten nicht, geht PayPal davon aus, dass die Ware nicht verschickt wurde. Achten Sie daher unbedingt auf die korrekte Adresse in der Zahlung!

Ebay-Kleinanzeigen: Der Abholtrick

Dieselbe Plattform, eine ähnliche Masche: Beim Abholtrick will der Betrüger unbedingt per PayPal bezahlen. Er überweist die fällige Summe und schlägt vor, dass „ein Bekannter” die Ware abholt. Geht die Übergabe wie verabredet über die Bühne, schnappt die Falle zu. Denn der Betrüger behauptet später, die Ware nie erhalten zu haben. So bekommt er das Geld von PayPal zurück und hat sowohl die Ware als auch das Geld. Der Verkäufer hat schlechte Karten, denn er kann nicht beweisen, den Artikel wirklich übergeben zu haben. Anders wäre es bei einem versicherten Paketversand, da hat der Verkäufer den Beleg samt Sendungsnummer als Beweis. Akzeptieren Sie bei Abholung am Besten nur Bargeld oder eine vorab ausgeführte Überweisung!

PayPal-Trick mit Friends und Family

PayPal Friends & Family
Unter Umständen missbrauchen Betrüger den Käuferschutz für ihre Masche!
Foto: PayPal
Der Verkäufer gibt sich besonders nett und vertrauenswürdig, um sich die Sympathie des Käufers zu erschleichen. Gelingt ihm das, hebelt er den Käuferschutz des Bezahldienstes PayPal aus. Dort gibt es regulär zwei Bezahloptionen: Mit der Variante „Freunde und Familie“ überweisen Sie Geld an Ihnen bekannte private Personen. Das kostet keine Gebühren, dafür entfällt der von PayPal angebotene Käuferschutz, der Ihnen im Betrugsfall das Geld erstattet. Wollen Sie auf den Käuferschutz nicht verzichten, entscheiden Sie sich für die Option „Waren und Dienstleistungen“. Die kommt zum Einsatz, wenn Sie etwa im Internet einkaufen und auf Nummer sicher gehen wollen. Im Gegenzug sackt PayPal allerdings 1,9 Prozent des überwiesenen Betrags zu Lasten des Verkäufers ein. Hier setzt der Trickbetrüger an. Im persönlichen Kontakt gaukelt er Käufern seiner angebotenen Ware vor, dass er gern die PayPal-Gebühren sparen würde und bitten um Bezahlung via „Freunde und Familie“-Option. Lassen sich gutgläubige Kunden darauf ein, sind sie ihr Geld los, ohne jemals etwas dafür zu erhalten. Die Betrüger verschicken die Ware einfach nicht und sind nach der Transaktion nicht mehr auffindbar. Da der Käuferschutz nicht greift, rührt auch PayPal keinen Finger – das Geld ist futsch. Verzichten Sie daher bei Überweisungen an Ihnen unbekannte Personen unbedingt auf gut gemeinte Gesten und zahlen Sie stets über die dafür vorgesehene Option „Waren und Dienstleistungen“.

Geisterkonten: So funktioniert der Ebay-Betrug

Meist locken die Betrüger mit stark reduzierten Geräten, die im freien Verkauf deutlich teurer sind – etwa mit Objektiven für Kameras. Die Neupreise solcher Geräte liegen nicht selten bei über 1.000 Euro. Auf die Anfragen der Opfer reagieren die Betrüger schnell, täuschen so Seriosität vor. Dabei geben sie an, kein PayPal-Konto zu besitzen, um so den Verkauf per Banküberweisung abzuwickeln. Das Fiese: Die Betrüger verfügen über Konten deutscher Banken, um die Opfer in Sicherheit zu wägen. Doch das ist leider ein Irrglaube, denn die Konten eröffneten die Kriminellen mit gestohlenen Identitäten aus dem Darknet. Nach der Überweisung bricht der Kontakt ab und das ergaunerte Geld ist weg.
Jugendschutz
Diese Angebote sind bei Ebay verboten!
Die Betrüger erwerben im Darknet gestohlene Personalausweis-Daten. Damit eröffnen sie Bankkonten, häufig mit Hilfe von Komplizen in Postfilialen. Sie nutzen das „Post-Ident-Verfahren“ dabei rechtswidrig aus. Eigentlich prüfen Mitarbeiter der Postfilialen, ob die Daten der Person des Kontoinhabers mit den Daten auf dem Ausweis übereinstimmen. Ist das der Fall, steht dem Konto mit der geklauten Identität nichts entgegen. Beliebig oft funktioniert das natürlich, wenn der Post-Mitarbeiter in den Betrug eingeweiht ist. Ein 29-Jähriger eröffnete so über 100 Konten bei unterschiedlichen Banken und ergaunerte anschließend über 1 Million Euro.

Ebay-Betrug – was nun?

Sind Sie Opfer einer dieser Maschen geworden? Dann stellen Sie auf jeden Fall Strafanzeige bei der Polizei. Auch wenn Sie Geld und/oder Ware vermutlich so schnell nicht wiedersehen.