Ein Besuch in Kaliningrad, dem früheren Königsberg

Häuserfront, Kaliningrad
Quelle: Pixabay

Diese Stadt liegt in der russischen Oblast gleichen Namens, dem nördlichen Teil des früheren Ostpreußens. Sie ist deren attraktive Hauptstadt und hat ein lebendiges Kulturleben, in dem der bedeutende deutsche Philosoph der Aufklärung, Immanuel Kant (1724- 1804), der in Königsberg gelebt und gewirkt hat, in hohen Ehren gehalten wird. Sein 300-jähriger Geburtstag steht bevor.

Meine schon lange verstorbene Mutter stammte aus Ostpreußen. Sie hat mir in meiner Kindheit und Jugendzeit immer wieder erzählt, dass sie in den Jahren vor dem 2. Weltkrieg die schönste Zeit ihres Lebens im damaligen Königsberg verbracht hat. Auch weitere Orte und Landschaften aus Ostpreußen wie Rauschen, Cranz und die Kurische Nehrung sind mir aufgrund ihrer Erzählungen ein Begriff, waren aber viele Jahrzehnte für mich fern und unerreichbar.

Stadt der Migranten

2019 wurde ich auf die Kaliningrad-Trilogie von Gudrun Wassermann aufmerksam. Es handelt sich um drei Dokumentarfilme dieser bedeutenden Schleswig-Holsteinischen Künstlerin, die Einblicke in das Leben der Bewohner der seit 1945 russischen Stadt Kaliningrad gibt.

Der letzte Film dieser Trilogie mit dem Titel „Menschen unterwegs- Kaliningrad“ wurde von der Künstlerin 2018 fertig gestellt und 2019 im ausverkauften Kommunalen Kino „Die Pumpe“ in Kiel uraufgeführt, nachdem vorher auch ihre ersten beiden Dokumentarfilme dort und auch in Kaliningrad mehrfach von einem größeren Publikum angesehen worden sind.

Da mich dieser dritte Film besonders angesprochen hat, habe ich Gudrun Wassermann um ein Interview gebeten, das sie mir gewährt hat und das unter dem Titel „Stadt der Migranten“ 2019 im Rubikon-Magazin veröffentlicht worden ist (1). Alle drei Dokumentarfilme ihrer Kaliningrad-Trilogie können hier unter den Stichworten „Kaliningrad-Projekt 2009-2020“ aufgerufen werden (2).

In den drei Filmen kommen etwa 50 Interview-Partner der Oblast Kaliningrad zu Wort. Die deutsche Übersetzung ihrer Erzählungen in russischer Sprache sind in den Filmen mit Untertiteln eingeblendet.

Im ersten und letzten Film dieser Trilogie wird thematisiert, dass diese Region in der Geschichte immer wieder neue Menschen angezogen und aufgenommen hat, neue Umsiedler.

Im Mittelalter wurde dieses Gebiet durch den Deutschen Ritterorden „christianisiert“ und es erfolgte der erste Wechsel der Bevölkerung. Der zweite Wechsel geschah im beginnenden 18. Jahrhundert im Gefolge der Großen Pest, der ein Drittel der Bevölkerung des damaligen Ostpreußens zum Opfer fiel.

Der preußische König Friedrich Wilhelm I. lud neue Siedler ein. Es kamen Flüchtlinge aus Salzburg, Hugenotten, Holländer und andere. In dieser Zeit sind auch die Vorfahren meiner Familie mütterlicherseits aus Hessen-Nassau nach Ostpreußen eingewandert.

Der dritte Wendepunkt war nach dem 2. Weltkrieg, als der Wechsel der gesamten Bevölkerung dieser Region stattfand. Alle, die hier heute leben, sind Neuankömmlinge, zumindest ihre Eltern oder Großeltern. Diese historischen Tatsachen werden bei uns in Deutschland jedoch wenig zur Kenntnis genommen.

Weiterhin fällt beim Anschauen der Filme über die Menschen aus Kaliningrad auf, dass trotz des deutschen Vernichtungskrieges mit 27 Millionen Todesopfern auf sowjetischer Seite keiner der Interviewten sich negativ über Deutschland oder die Deutschen äußert.

Im Gegenteil: Immanuel Kant, der sein ganzes Leben in Ostpreußen verbracht hat, wird gelobt und als einer der Säulen der Aufklärung offenbar von vielen Kaliningradern auch verehrt.

Einige Reiseeindrücke

Kaliningrad ist durch eine Städtepartnerschaft mit Kiel verbunden. Die Reise in unsere Partnerstadt wurde von der Freundschaftsgesellschaft West-Ost in Schleswig-Holstein e.V. organisiert (3).

Dabei handelt es sich um einen Kulturverein, der sich seit fast 50 Jahren für die Völkerverständigung mit der Sowjetunion bzw. Russland einsetzt. Gerade in der jetzigen überaus schwierigen Zeit, die durch den uns alle bedrohenden Konflikt und Krieg in der Ukraine und durch immer schärfere Sanktionen von westlicher Seite gegenüber Russland geprägt wird, müssen die seit vielen Jahren bestehenden Gesprächskontakte in die Russische Föderation, auch die zwischen der Kieler Gruppe der Freundschaftsgesellschaft West-Ost und ihren russischen Partnern, unbedingt aufrecht erhalten werden.

Darin waren sich alle Teilnehmer unserer kleinen Reisegruppe einig und das war eine wichtige uns verbindende Motivation für unsere Reise nach Kaliningrad. Zu den Teilnehmern gehörten auch Mitglieder des Kieler Zarenvereins (4). Eine entscheidende Hilfe bei der Überwindung der Sprachbarrieren zwischen unseren Gastgebern in Kaliningrad und uns erhielten wir von zwei mitreisenden russischen Teilnehmerinnen, die seit längerer Zeit in Schleswig-Holstein leben.

Unsere Anreise erfolgte per Flug von Hamburg nach Gdansk und anschließend weiter mit dem Linienbus nach Kaliningrad und die Rückreise war entsprechend organisiert. Ein Teilnehmer war von Berlin aus angereist.

Anzumerken ist, dass der Zugang zu Russland über Kaliningrad derzeit die preiswerteste Lösung ist, per Auto oder auch über verschiedene Buslinien. Weiterreisen ins Kernland Russland auf dem Luftweg sind von dort aus Inlandflüge.

In Kaliningrad wurden wir von unseren Partnern, den Mitgliedern des russischen Friedensfonds, herzlich begrüßt und mit viel Engagement während unseres 8-tägigen Aufenthalts sehr freundschaftlich betreut. Wie die Freundschaftsgesellschaft West-Ost in Schleswig-Holstein e. V. handelt es sich bei dem russischen Friedensfond nicht um eine staatliche, sondern um eine zivilgesellschaftliche Organisation.

Zufriedenstellend untergebracht wurden wir in einem günstigen Mittelklassehotel in einem der neugebauten Vorstädte von Kaliningrad.

Erwähnt sei an dieser Stelle, dass mir zur Vorbereitung der Reise und zur Vertiefung der gewonnenen Eindrücke ein aktueller Reiseführer zur Verfügung stand, der viele interessante Informationen, Fotografien und ein gutes Register zu bieten hat (5).

Die Oblast Kaliningrad ist flächenmäßig etwa so groß wie Schleswig-Holstein, aber mit circa 1,1 Millionen Einwohnern deutlich geringer besiedelt. Die Hauptstadt Kaliningrad ist mit etwa 500.000 Einwohnern etwa doppelt so groß wie Kiel.

Das umfangreiche Besuchsprogramm begann mit einer Stadtbesichtigung von Kaliningrad per Bus und zu Fuß und einer Hafenrundfahrt, auch durch die verschiedenen Arme der Pregel, mit einer sehr informativen deutschsprachigen Führung.

Busfahrten erfolgten in den nächsten Tagen nach Zelenogradsk (Cranz) und auf die Kurische Nehrung mit dem Besuch einer Vogelwarte mit sachkundiger Führung.

Ein weitere Bustour ging nach Sovetsk (Tilsit), der zweitgrößten Stadt der Oblast, im Grenzgebiet zu Litauen gelegen, mit einer Stadtbesichtigung und dem Blick auf die berühmte über die Memel führende Luisenbrücke, wo zu Sowjetzeiten ein reger Grenzverkehr herrschte und die derzeit nur noch mit einer Sondergenehmigung passiert werden kann (6).

Eine dritte Tagestour führte uns an die Bernsteinküste nach Jantarnyi (Palmnicken), wo Bernstein in solchem Maße gefunden und gefördert wird wie sonst nirgendwo auf der Welt und wo die Bernsteingewinnung im Tagebau in einem staatlichen Betrieb erfolgt und zu besichtigen ist. Dort gibt es auch eine private Bernsteinmanufaktur mit angeschlossenem Laden mit verlockenden, relativ günstigen Angeboten (7).

Anschließend besuchten wir Svetlogorsk (Rauschen), in Russland auch „Sotschi des Nordens“ genannt, mit seinen ausgedehnten und eindrucksvollen Villenbezirken an der Steilküste und einer Seilbahn, die hinunter zum Strand führt, von der mir schon meine Mutter erzählt hatte (8).

An den Abenden konnten wir zwei eindrucksvolle Konzerte in der ehemaligen nicht mehr für Gottesdienste genutzten Katholischen Kirche erleben, die zu einer großartigen Philharmonie umgestaltet worden ist.

In einem der Konzerte konnten wir die Lieder und Musikstücke des seit vielen Jahrzehnten in Russland überaus populären Sängers, Musikers und Schauspielers Leonid Utjossov kennenlernen, der in den 1920er Jahren auch den russischen Jazz begründet hat. Das zweite war ein Ave-Maria-Konzert mit Orgel- und Vokalwerken von Bach, Händel, Schubert und anderen europäischen Klassikern.

An einem Vormittag haben wir gemeinsam mit unseren Freunden vom russischen Friedensfond im Park des Sieges in Kaliningrad an einer Kranzniederlegung für die Opfer des 2. Weltkriegs teilgenommen.

Zwei besondere Eindrücke der Reise möchte ich noch kurz erwähnen.

Zum einen haben wir ein eindrucksvoll gestaltetes Mahnmal am Strand von Jantarnyi für Tausende im Januar 1945 von der SS ermordeter jüdischer Mädchen und Frauen besucht, die aus Arbeitslagern bei Königsberg angesichts der herannahenden sowjetischen Front im Winter ohne ausreichende Bekleidung dorthin getrieben worden waren und dort umgebracht worden sind (7).

Zum anderen hat mich besonders der Dom beeindruckt, das Wahrzeichen der Stadt (1 und 9). Der Dom wurde im August 1944 von britischen Bomben getroffen, brannte vollständig aus und erlitt 1945 weitere schwere Beschädigungen.

Seit der 750-Jahrfeier der Stadt Kaliningrad im Jahre 2005 ist er einschließlich der Barockorgel wiederhergestellt und enthält als Besonderheit an seiner Außenseite das wiederhergestellte Kantgrabmal. In seinem Inneren im Bereich der Türme ist über mehrere Stockwerke ein eindrucksvolle Kantmuseum untergebracht, das wir am 22. April zum 299. Geburtstag von Kant besuchen konnten.

300. Geburtstag von Kant

Schließlich soll noch erwähnt werden, dass sich Gespräche mit den Freunden unserer Partner-Organisation auch darum drehten, wie es gelingen könnte, trotz der verhängten Sanktionen und der gegenwärtigen Verunglimpfung russischer Menschen in Deutschland interessierte Bürger aus Schleswig-Holstein für die Teilnahme an den im nächsten Frühjahr stattfindenden Veranstaltungen zum 300. Geburtstag von Immanuel Kant in Kaliningrad zu gewinnen.

Denn das wäre sicher im Sinne von Kants berühmter Schrift „Zum ewigen Frieden“ (10) und könnte eventuell in der heutigen „verrückten“ Zeit zur Verständigung und Wiederannäherung von Menschen in Deutschland und Russland beitragen.

Welche Schwierigkeiten dabei zu überwinden sind, wird einem klar, wenn man sich mit dem Essay des Philosophen Reinhard Hesse beschäftigt, der mit eindringlichen Worten unter dem Titel „Philosophie und Wissenschaft als Fortsetzung des Krieges mit anderen Mitteln“ vor einigen Monaten in den Nachdenkseiten veröffentlicht worden ist (11).

Der Autor, der vor kurzem auch die Stiftung „Freiheit der Wissenschaft“ gegründet hat (12), berichtet, dass er Mitte September letzten Jahres als Tourist in Kaliningrad das Grab Kants besucht und einen Abstecher zum Kant-Institut an der „Baltischen Kant-Universität Kaliningrad“ gemacht habe, um sich dort für den Kant-Kongress im April 2024 zum 300. Geburtstag von Kant registrieren zu lassen.

Zwei längere Passagen aus dem Essay von Reinhard Hesse seien im Folgenden zitiert (11):

„In diesem Zusammenhang erfuhr ich, dass deutscherseits als Reaktion auf den russischen Einmarsch in die Ukraine die Mitwirkung bei der Vorbereitung des Kongresses eingestellt worden sei. Es herrsche Funkstille.

Ich muss gestehen, ich war bestürzt.

Was hat Kants Philosophie mit dem Ukrainekonflikt zu tun?, fragte ich mich.

Und auch: Wie sollen sich diejenigen russischen Philosophen fühlen, die die gegenwärtige russische Politik selbst ablehnen? Warum bricht man den Kontakt mit ihnen ab?

Erst in diesem Moment, in der persönlichen Begegnung mit den Betroffenen, wurde mir wirklich klar, was der Kontaktabbruch konkret bedeutet.

Wurden die philosophischen Kontakte mit anderen Ländern ebenfalls eingestellt, wenn deren Regierungen gegen das Völkerrecht verstießen? Hat man Yale und Harvard boykottiert, weil Amerika Jugoslawien oder den Irak (und etliche andere Staaten) völkerrechtswidrig angegriffen und dort hunderttausende ziviler Opfer verursacht hat?

Wäre es nicht vernünftiger, gerade jetzt das Gegenteil zu machen: Intensivierung des Kontakts, Verbreiterung des Austausches, Vertiefung des Gesprächs?

Ist denn die Wissenschaft- um das bekannte Clausewitz-Wort zu variieren- eine Art Fortsetzung des Krieges mit anderen Mitteln?

Eine „Gegenseite“, einen „Feind“, gibt es in ihr nicht. Es gibt nur Diskussionspartner. Diese können verschiedener Meinung sein und gegeneinander argumentieren. Aber indem sie gegeneinander argumentieren, anerkennen sie notwendigerweise ihre Argumentationspartner als Gleiche.

Sollte man nicht diese „Friedenslogik“ der „Kriegslogik“ entgegensetzen?

Gibt es denn etwas Wichtigeres als das Gespräch, als die gemeinsame, auf Gegenargumente hörende Suche nach der Wahrheit und nach dem richtigen Weg. Und gilt das nicht g e r a d e in Kriegszeiten?

Wie kann man sich noch auf Kant berufen, wenn man das vergisst?

Aber nicht nur die deutsche Kantgesellschaft, auch die großen deutschen Wissenschaftsorganisationen haben es für richtig befunden, den Austausch mit ihren russischen Gegenübern einzustellen. Sie folgen damit den politischen und medialen Vorgaben.

Sie hängen ihr Fähnchen in den Wind.

Dieser Kontaktabbruch geschieht einfach so, er wird einfach verkündet. Fertig.

Danach geschieht- nichts. Es gibt so gut wie keinen artikulierten Widerstand. Wie kann das sein?

Es kann doch nicht ohne Belang sein, wenn- wie ich jedenfalls meine- das allerelementarste, nicht nur wissenschaftliche, sondern auch allgemein menschliche Grundprinzip zivilisierten Lebens- nämlich, DASS MAN MITEINANDER REDET- missachtet wird. Ja, wenn offen dazu aufgerufen wird, es zu missachten!

Denn wenn man sich zu diesem Niedrigsten hinreißen lässt, bleibt konsequenterweise am Ende wirklich nur noch die Gewalt, der Krieg.

Der Kontaktabbruch ist dann der erste Schritt dazu.“

Weiter unten heißt es dann in dem Essay von Reinhard Hesse (11):

„Wenn ich als junger Mensch- aber leider Russe- an der Universität Konstanz studieren will, so darf ich das nicht.

Warum nicht? Weil ich Russe bin! Nannte man so etwas früher nicht Sippenhaft?

Mir wird jedoch die Gnade gewährt, beim Rektorat vorzusprechen, um vielleicht eine Ausnahmegenehmigung zu erwirken, obwohl ich Russe bin. Das Rektorat beurteilt das. Nach welchen Kriterien es urteilt, ist ihm überlassen. Nannte man früher so etwas nicht Willkür?

Der Verfasser dieser Zeilen hat an dieser Universität studiert und promoviert. Ihm fällt es nicht leicht, das Obige zu berichten.

Gegen seinen Willen an die Front geschickt werden kann Reinhard Hesse von Leuten, die so denken, nicht mehr, weil er zu alt dazu ist und weil Deutschland vorläufig ukrainische Soldaten vorlässt.

Aber das wieder neu einsetzende hochtrabende Gerede führender deutscher Intellektueller muss er sich natürlich trotzdem anhören.

Wie kann man sich selbst als Wissenschaftler, wie kann man sich als Mensch noch ernst nehmen, wenn man so etwas durchgehen lässt?

Ich weiß nicht, wie das möglich wäre.

Es handelt sich m.E. beim Thema Gesprächsabbruch- egal mit wem- keineswegs um eine Petitesse.

Es handelt sich ums Eingemachte, um den Kern unseres wissenschaftlichen und menschlichen Seriositätsanspruchs.“ (Anmerkung KDK: Dieser Satz ist im Original fettgedruckt, hier im Kursivdruck.)

Auch die übrigen Teile des bemerkenswerten Essays von Reinhard Hesse, der in den Nachdenkseiten veröffentlicht wurde (10), sind sehr erhellend und höchst lesenswert, so dass die vollständige Lektüre unbedingt zu empfehlen ist.

Freunde Kants und Königsbergs

Während sich die Kritik von Reinhard Hesse an die deutsche Kant-Gesellschaft, eine akademische Fachgesellschaft, richtet, gibt es noch den Verein „Freunde Kants und Königsbergs e. V.“. Diese internationale Organisation hat den Kontakt nach Kaliningrad nicht abgebrochen (13).

Auf der Website dieses Vereins findet man viele Informationen über das Kant`sche Denken und dessen weltweite Rezeption und auch über geplante Aktivitäten zum 300. Geburtstag des Gelehrten am 22. April 2024.

Geplant ist die Durchführung eines großen Internationalen Kant-Kongresses, der vom 21. bis 26. April 2024 in Kaliningrad stattfinden soll und an dem viele Vertreter von Wissenschafts- und Bildungsorganisationen, Wissenschaftler aus verschiedenen Ländern sowie Einwohner und Gäste der Region teilnehmen sollen (14).

Die geplanten Veranstaltungen haben das Ziel, möglichst viele Menschen auf der ganzen Welt einbeziehen, die sich für das Erbe Kants, die Geschichte der Wissenschaft und die aktuellen wissenschaftlichen Erkenntnisse interessieren.

Schlussbetrachtung

Wenn ich meine Eindrücke von der Reise nach Kaliningrad in einigen wenigen Sätzen zusammenfassen soll, dann kann ich als Erstes sagen: Kaliningrad ist gerade in dieser Zeit, in der unser aller Leben wieder durch  einen großen Krieg bedroht ist, mehr als eine Reise wert.

Ich habe Kaliningrad als eine attraktive russische Großstadt kennengelernt, die sich beim Vergleich mit Städten dieser Größenordnung in Deutschland nicht verstecken muss.

So gibt es dort heute viele eindrucksvolle neu errichtete Bauwerke zu besichtigen, wie z. B. die orthodoxe Erlöserkathedrale am neugestalteten Siegesplatz im Stadtzentrum oder das Stadion als jüngsten Großbau. Darüber hinaus ist die Pflege der Geschichte Kaliningrads durch Russland höchst bemerkenswert.

Das kommt zum Ausdruck durch viele wiederhergestellte eindrucksvolle Bauwerke und Gebäude wie z. B. den Dom auf der Dominsel, die in der Nähe befindliche jüdische Synagoge, das Hauptgebäude der Kant-Universität mit dem Kant-Denkmal, die wieder aufgebauten historischen Stadttore und historisierende Neubauten am Leninskij Prospekt oder das sogenannte Fischdorf (15 und 16).

Außerdem haben wir bei unserem Besuch in Kaliningrad ein lebendiges Kulturleben kenngelernt, in dem der 1724 geborene ostpreußische Philosoph der Aufklärung eine herausragende Rolle spielt.

Und schließlich kann uns Kants Wirken Denkanstöße im Sinne der Völkerverständigung geben, damit wir lernen, wie eine hoffentlich friedliche Zukunft für uns alle zu erreichen und erhalten ist, denn bekanntlich ist der Frieden nicht alles, aber ohne Frieden ist alles nichts (Willy Brandt).

 

Fußnoten:
  1. Kolenda KD. Stadt der Migranten. Rubikon 05.09.2019
    https://www.rubikon.news/artikel/stadt-der-migranten
  2. Kaliningrad-Trilogie von Gudrun Wassermann
    https://www.gudrun-wassermann-kaliningrad.de/impressum-dsgvo/
  3. Kulturportal Russland- Deutsch-Russische Gesellschaft Kiel
    https://kulturportal-russland.de/deutsch-russische-gesellschaft-kiel/
  4. http://www.zarpeteriii.de/
  5. Strunz G. Kaliningrad Königsberg. Das Kaliningrader Gebiet mit Memelland und Kurischer Nehrung. 4. vollkommen überarbeitete Auflage, 500 Seiten, Trescher Verlag 2022
  6. Strunz G. Kaliningrad Königsberg. Das Kaliningrader Gebiet mit Memelland und Kurischer Nehrung. 4. vollkommen überarbeitete Auflage, Trescher Verlag 2022, S. 238 ff.
  7. Strunz G. Kaliningrad Königsberg. Das Kaliningrader Gebiet mit Memelland und Kurischer Nehrung. 4. vollkommen überarbeitete Auflage, Trescher Verlag 2022, S. 190 ff.
  8. Strunz G. Kaliningrad Königsberg. Das Kaliningrader Gebiet mit Memelland und Kurischer Nehrung. 4. vollkommen überarbeitete Auflage, Trescher Verlag 2022, S. 185 ff.
  9. Waldemar Biss. Königsberger Dom. Kurzer Reiseführer. Kaliningrad 2019
  10. Immanuel Kant. Zum ewigen Frieden. Ein philosophischer Entwurf. Original und sprachliche Neufassung von Jost-Dietrich Busch. Quellen zur Verfassungs- und Verwaltungsgeschichte Nr. 26 an der Christian-Albrechts-Universität zu Kiel, Kiel 2018
  11. Hesse R. Philosophie und Wissenschaft als Fortsetzung des Krieges mit anderen Mitteln? Nachdenkseiten 17.01.2023
    https://www.nachdenkseiten.de/?p=92578
  12. Reinhard Hesse Stiftung „Freiheit der Wissenschaft“
    https://www.stiftung-freiheit-der-wissenschaft.de/
  13. Freunde Kants und Königsbergs e. V.. Kant und Königsberg in Kaliningrad
    https://www.freunde-kants.com/
  14. https://www.freunde-kants.com/fedorov-kant-geburtstag
  15. Strunz G. Kaliningrad Königsberg. Das Kaliningrader Gebiet mit Memelland und Kurischer Nehrung. 4. vollkommen überarbeitete Auflage, Trescher Verlag 2022, S. 108 ff.
  16. https://tourism.com.de/was-sie-in-kaliningrad-an-einem-tag-auf-eigene-faust-sehen-koennen-route-foto-beschreibung-karte/

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31 Kommentare

    1. Man erspare sich auf alle Fälle die Lektüre der Kommentare im erwähnten (identischen) TP-Artikel; meist die üblichen Giftsprüher.

    2. Ich hatte den Artikel ebenfalls bereits bei Telepolis gelesen. Da ich dort keinen Account habe, möchte ich mich hier bei Herrn Kolenda für seine Telepolis-Artikel bedanken; ich fand sie alle sehr fundiert und interessant.

      Und Dank für sein Engagement gegen Atomwaffen und für Abrüstung.

  1. Danke, sehr lesenswerter Artikel. Übrigens ein guter Tip, wie man ohne Umsteigen in Istanbul nach Russland kommt. Einfach mit dem Bus aus Polen, vorausgesetzt, man hat ein Visum für Kaliningrad und Russland.

    1. Es gibt noch andere Wege nach Russland.Zu empfehlen ist der Flug nach Helsinki und dann mit dem Bus nach Sankt Petersburg.Bisher waren die finnischen Grenzer sehr entspannt.
      Nicht zu empfehlen ist der Flug nach Tallin.Und dann mit Bus nach Sankt Petersburg.Die estnischen Beamten sind ziemlich rabiat gegenüber Westeuropäern,die nach Russland wollen.
      Auch der Flug nach Riga und dann mit dem Zug nach Moskau ist kritisch.Die lettischen Beamten sind für ihren lockeren Umgang mit dem Gummiknüppel und ihre Lust an Schikanen berüchtigt.

  2. @Klaus-Dieter Kolenda

    Ein guter Artikel in diesen unsäglichen Zeiten wo immer klarer wird auch schon der Krieg 1941 – 1945 war, ganz entgegen der NS-Propaganda, kein Krieg gegen den autoritären Kommunismus, oder Stalin, sondern gegen das gesamte „russische Volk“.

    Was hat sich da für ein uralter Haß – durch „Putins Angriffskrieg“ – in der Ukraine, und deren Allierten, entladen?

    Es ging immer schon darum die „slawischen Untermenschen“ (=Nazi-Sprech für „Russen“) zu vernichten, und dies galt für alle westlichen Länder – es gab damals schon eine Art „NATO“, die gegen Russland in den Krieg zog.

    Übrigens, Polen hat Königsberg wieder in die polnische Version von „Köningsberg“ umbenannt – Begründung die Stadt wäre nach einem „Russen“ namens Kalinin benannt…..ja, kein Witz, aber es gibt auch in Polen, wie ich heute erfuhr sogar mit Lech Walese durchaus Friedensbewegte – nur eben nicht in der aktuellen PIS-Regierung.

    Zynischer Weise muss man sagen „Danke, Putin jetzt verstehen wir endlich.“

    Es ging früher schon nie um obige Themen sondern immer schon darum „Russland zu ruinieren“, wenigstens das wird in diesen verrückten Zeiten immer klarer.

    Im 1. Weltkrieg kämpfte übrigens auch die katholische Kirche, und die evangelische, mit ideologischem „Stahlhelm“ gegen die russisch-orthodoxe Kirche – siehe z.B. „Abermals krähte der Hahn“, des Kirchenkritikers Karlheinz Deschner.

    Wenigstens das ist heute anders, muss man sogar als religionsferner Mensch sagen, der Papst Franziskus will ein „Friedensengel“ sein…..ein guter Mensch eben, der Papst aus der multipolaren Welt von Mittel- und Südamerika.

    Gruß
    Bernie

    PS:: Apropo Deutscher Ritterorden – ging es damals nicht schon gegen Alexander Newskis „Slawen“ – auch damals schon „Russen“ genannt?

    Uralter russophober Hass eben, der hier ausgebrochen ist, und von dem nur die Native American-Schlächter der USA profitieren.

    Apropo First Nations:

    Ein sarkastischer Vorschlag meinerseits:

    Wie wäre es mal zur Abwechselung die USA zu entkolonisieren?

    Den Lakota, Navajo, Apache, bzw. sämtlichen First Nations des Amerikanischen Kontinents Waffen in die Hand geben, und sie wieder, wie früher gegen die US-Truppen in den Krieg zu schicken – auf das der Ruf „Geronimo!“ wieder seine alte, „indianische“, Bedeutung zurückerlang, und das neue Selbstvertrauen dieser unterdrückten „Völker“ bzw. „Stämme“ auch kriegerisch wieder zurückkehrt 😉

    1. Lech Walesa und Friedensbewegt?Haben sie da eine Quelle?Mir ist noch ein Interviw von ihm im letzen Jahr in Erinnerung.Dort sagte er einer französischen Zeitung,das Ziel des Westens und Polens sei die Zerstörung des russischen Staates durch „Dekolonisation“ und die Reduzierung der Bevölkerung auf unter 50 Mill. Diese sollten zwecks „Erziehung zur Kultur“ unter polnische Aufsicht gestellt werden…Damals klang das nicht „Friedensbewegt“,sondern nach dem tradierten Polnisch-katholischen Rassismus…

      1. @Ronald

        Ihre Quelle für die Aussage wäre gut zu nennen. Ich habe die Quelle von Thomas Röpper und dem Schweizer Magazin auf YouTube „Weltwoche Daily Deutschland“ heute morgen – Wegen Walesa – Vielleicht hat er seine Meinung die sie hier wiedergegeben zwischenzeitlich geändert – Könnte doch möglich sein? Oder?🤔

        1. Oops…sorry, ich hab den Namen verwechselt, der Mann heißt anders, aber die Aussage die er so getätigt hat ist wahr – hab den mit jemand anders verwechselt, sorry – Er heißt Roger Köppel – hier der aktuelle Youtube-Film von heute:

          „[…]Lech Walesa: Würde mit Putin verhandeln – Weltwoche Daily DE, 16.05.2023[…]“

          Link:

          https://www.youtube.com/watch?v=3OvGuPxvBRI

          Übrigens ist mir ja zu Ohren gekommen, dass sogar die russische Opposition – ergo es geht eben gegen „die Russen“ insgesamt, und das ist ein uraltes Feindbild:

          „[…]History Special #4 — Der Deutsche Orden: Die Schlacht am Peipussee[…]“

          Link:

          https://www.youtube.com/watch?v=B6PxlmmwQog

          …auch die Wehrmacht sprach ja – in Anlehung an ihrer Vorvorvor….Urgroßväter im Deutschen Orden vom „Ritt nach Osten“…..oder dem „Kreuzzug….“….

          Zynischer Gruß
          Bernie

    2. Ich bin selbst 2017 mit dem Fahrrad in K-Grad gewesen. War eigentlich gar nicht so geplant, aber als wir erfuhren, dass es eine Art Passierschein gibt, nur für drei Tage und für die Exclave, war klar: das machen wir. Viele Eindrücke das Autors kann ich bestätigen. Mit dieser altertümel’nden Architektur kann ich allerdings wenig anfangen, analog Berliner Schlossattrappe.

  3. Meine Familie stammt aus Ostpreussen und wurde von den Kommunisten nicht nur vertrieben, sondern es wurden auch Kriegsverbrechen gegen flüchtende Zivilisten von der roten Armee verübt.
    Wir wurden auch enteignet. Solange diese (russischen) Verbrechen nicht mit wissenschaftlicher Logik anstatt mit politischer Gesinnung aufgearbeitet wurden und wir entsprechend Entschädigt werden, hat Russland nicht das Recht, die Annektierung mit angeblichen Verbrechen von Deutschen zu rechtfertigen.

    Abgesehen davon finde ich es widerlich, wenn russophile Schleimscheisserei mit Behauptungen über angebliche Verbrechen von „Nazis“ unbelegt garniert wird um den Angriffskrieg Russlands auf die Ukraine oder die Annektierung der Krim zu rechtfertigen.
    -Denn die Angelegenheiten haben direkt nichts miteinander zu tun und sollten erstmal getrennt voneinander betrachtet werden.
    Die Annektierung der Krim korreliert eher mit der Befreiung Sudeten-Deutschlands und der „Angriff“ auf die Ukraine mit dem „Angriff“ auf Polen.

    Ich finde diesen Artikel widerlich anbiedernd und das Gerede von „Frieden“ zwischen Russland und Deutschland abstossend, da ein echter Frieden nicht auf Lügen und Ungerechtigkeit basieren kann, sondern erstmal ohne wenn und aber reiner Tisch gemacht werden muss.
    Ich könnte mir vorstellen, dass das auch in Russlands Interesse wäre, aber solange Deutschland nicht souverein ist, ist das unmöglich.

    1. „Ich finde diesen Artikel widerlich anbiedernd und das Gerede von „Frieden“ zwischen Russland und Deutschland abstossend“

      Also lieber Krieg.

      1. Wen sie richtig gelesen hätten, würden sie vielleicht verstanden haben, dass ich nicht Frieden abstossend finde, sondern das leere Gerede über eben solchen, der sich nicht einstellen kann, wenn keine faire Aufarbeitung der Geschichte gemacht wird.

    2. „Meine Familie stammt aus Ostpreussen und wurde von den Kommunisten nicht nur vertrieben, sondern es wurden auch Kriegsverbrechen gegen flüchtende Zivilisten von der roten Armee verübt.“
      Oh nein, ein Täter beschwert sich über die ungerechte Behandlung durch seine Opfer. Ganz was Neues.
      Nun, ehrlich gesagt, finde ich es zum Kotzen, dass es den Deutschen gegenüber nie eine echte Bestrafung gegeben hat.
      Frieden zwischen Russland und Deutschland halte ich auch für unsinnig, nach all den Erfahrungen den die Russen mit den europäischen Angriffskriegen und dem Mord von 27 Millionen gemacht haben. Wer mit den Europäern Geschäfte macht, der sollte besser eine große Waffe im Schrank haben.

      1. Wirklich neu ist es auch nicht, dass einfältige Leute glauben, dass Menschen die zufällig dem einen oder anderen Volk angehören, für irgendwelche „Taten“ verantwortlich wären.
        Solche einfältigen Leute gibt es anscheinend in besonderen Masse in Deutschland. In Russland scheint man kein Problem mit einem Deutschen zu haben, zumal wenn er Kant heisst. Ich Wette die Russen hätten auch kein Problem mit Kant, wenn er während des 3. Reiches zufällig in Königsberg gelebt hätte.

        – Ich bin mir aber fast sicher, dass die Kommunisten ihn mindestens in ein Gulag gesteckt hätten und er sicher aber nicht alle Russen dafür Kollektiv schuldig gesprochen hätte.

    3. Meine Familie, mütterlichseits, kommt auch aus Ostpreußen. Sie sind geflüchtet, wurden also nicht vertrrieben. Ich käme allerdings nie, wirklich nie, auf die Idee deswegen die damalige SU anzuklagen, angesichts der Greueltaten die die deutsche Nazi-Armee dort angerichtet hat.
      Was soll die Aussage „Solange diese (russischen) Verbrechen“, es war die SU, dazu gehörte auch die Ukraine. Verbrechen waren es auch nicht, es war Krieg.

      1. Nun ja, hier kommen offenbar persönliche Geschichte und ein typisch deutscher, exakt exerzierter Schuldkomplex, einander in die Quere.

        Aber gerade „der Deutsche“, ist nach 1945 absolut gelähmt, um die Historie eiskalt, objektiv zu sezieren – ohne Vorurteil, Schönfärberei, oder anderen Störgeräuschen, die einen klaren Blick in die Ursachen und Vorgänge, zu ermöglichen.

        Bleiben wir bei dem – von einigen britischen Historikern widerlegten – „Deutschen Angriffskrieg gegen die SU“. Heute wissen wir, dass die SU bereits selbst einen, sagen wir „Waffengang“, gegen Deutschland geplant hatte – und die Wehrmacht schneller darauf reagiert hatte, als Stalin lieb war.

        Und das ist der Punkt, den ich, als einer, der in Volksschulzeiten beim Mittagstisch mit meinem Vater aufgewachsen ist, immer schon kritisch betrachtet habe: Geschichte, egal ob 30-jähriger Krieg, Burenkrieg oder eben WK II, wurde immer von einem archimedischen Punkt aus gesehen. Ohne Schuldzuweisungen und den heute doktrinierten Verblendungen.

        Auch meine Familie hatte „territoriale Verluste“, sowohl nach dem ersten, wie dem zweiten Weltkrieg zu beklagen, wir haben uns aber dagegen entschieden, nach dem Fall des Kommunismus wieder unsere Besitzungen in Mähren, Siebenbürgen zu übernehmen.

        Aber heute eine generelle „Reinwaschung“ der Roten Armee vorzunehmen, halte ich für ebenso ahistorisch, wie die totale Verdammung der Wehrmacht.

        Denn vergessen wir nicht: Woraus bildete sich der Widerstandinnerhalb der WEhrmacht, wie kam ein Henning v. Treskow auf die Idee, Hitler müsse beseitigt werden? Es war vor allem das Vorgehen der ukrainischen Hiwis, die durch ihre grausamen Massenerschießungen ganzer jüdischer Dörfer, ein Umdenken einleitete.

        Also sollten gerade wir uns bemühen, die unsägliche Geschichte, abgekühlt zu betrachten. Und nicht nur auf den schrecklichen Taten der Wehrmacht sitzen bleiben, sondern auch die Vergewaltigungen der Russen in den befreiten Gebieten anerkennen.

        Und wer immer noch in den Tiefen der Jahrhunderte wühlt, um sich einen historischen Wohlfühlmythos vorzugaukeln, sollte sich von objektiver Geschichtsaufbereitung, fernhalten.

        D.h: die Russen haben enorme Verluste zu beklagen, aber schuld daran, war die Staatsführung, die glaubte selbst einen Angriffskrieg führen zu müssen – den sie aber in Folge gewonnen hatte.

        Wer also immer noch 1812 hervorkramt, um den „Westen=Napoleon“ für alles verantwortlich machen möchte, hat nicht verstanden, dass die Geschichte ein Kontinuum ist, dass ständig einer Neubewertung unterliegt. Und das versteht eben der „Westen“ auch heute nicht: Der Krieg Russlands gegen die Ukraine, war selbstverständlich das Ergebnis, andauernder Provokation der NATO-Staaten. Die Demütigungen Russlands, in den letzten 30 Jahren, bieten genügend bewertbaren Stoff, wir brauchen uns nicht ins Jahr 1945 zurück träumen, um von „armen Russen“ zu schwadronieren.

      2. Und ich käme nie auf die Idee Verbrechen zu relativieren mit Verbrechen, die andere verbrochen haben.
        Hat ihre Familie sich an Verbrechen beteiligt.? Und wenn ja hoffentlich nicht alle Familienmitglieder.
        -Und selbst wenn das so wäre, würden sie unschuldige in Sippenhaft nehmen, so wie man das den Nazis unterstellt.

        Eine Nazi-Armee gab es nicht, sondern Wehrmacht und Waffen-SS. Letztere bestand grösstenteils aus Ausländern.

    4. Die Verbrechen der Nazis mußte das deutsche Volk, das mehrheitlich die Nazis unterstützte, mit der Umsiedlung bezahlen. Diese Umsiedlung war ein Akt des Völkerrechtes und hat nicht das geringste mit einer Vertreibung zu tun. Wenn es bei dieser vom Postdamer Abkommen festgelegten Umsiedelungsaktion zu Härten kam, so ist das bedauerlich. So unschön es ist, wenn ein paar Deutsche ein wenig durch diese Umsiedelungsaktion leiden mußten, so muß man doch das unzählige Leid, das die Deutschen den Völkern der Sowjetunion antaten, gegenrechnen. Da können sich doch die Deutschen glücklich schätzen, daß sie nur ein bisschen leiden mußten.
      In Westdeutschland wurden doch diese Umsiedler gut aufgenommen und konnten eine „Vertriebenenindustrie“ aufbauen.
      Den Deutschen ging es doch nach den Krieg sehr rasch ziemlich gut! Die britischen Sieger mußten noch für länger mit Lebensmittelkarten leben als deutsche Nazianhänger.
      Da ist doch ein wenig Leid gegenüber der deutschen Zivilbevölkerung zu vernachlässigen.
      Das deutsche Volk sollte die Lehren aus der Geschichte ziehen und nie mehr Krieg gegen Russland führen, sonst wird das künftige deutsche Leid größer werden, als das Leid, daß die Umsiedler ertragen mußten…

      1. Ich bin in Dritter Generation Flüchtling und lebe hier in der Diaspora in der Scheiss-BRD, wo es uns auch wirtschaftlich wesentlich schlechter geht, da uns alles was wir als hugenottische Flüchtlinge über Jahrhunderte in Ostpreussen aufgebaut haben (Dank dem Alten Fritz) gestohlen wurde.

        Mit dem Völkerrecht zu argumentieren ist jawohl der totale Hohn:

        Russland argumentiert mit dem Selbstbestimmungsrecht der Völker in Bezug auf die Krim, aber die Deutschen wurden nicht gefragt ob sie unter sowjetischer
        Besatzung leben wollten, genausowenig die Balten, Slowaken, Ukrainer, etc.

        Irgendwelche Konferenzen von Siegerparteien als Grundlage für sogenanntes Völkerrecht zu bezeichnen ist jawohl auch ein Witz.

        Genauso

  4. Danke für ihren Bericht.
    Kanzler Scholz sagte in Aachen, „Ruhm der Ukraine“, das in Deutschland bei einer Preisverleihung für besondere Feinheiten im EU Prozess der Vereinigung.
    Nun gut, ‚man bevorzugt das aussitzen‘, aber die Aussage mit all der Prominenz war da!

    1. @Pro1

      Kanzler Scholz sagte in Aachen „Heil Hitler“ meinst du doch? Oder? Das ist doch wie wahre Bedeutung des Grußes der OUM, und der Bandera-Leute – auf ukrainisch eben „Ruhm der Ukraine“….von der Bedeutung her aber ncihts anderes als das „Heil Hitler“ der NS-Wehrmacht mit der Bandera & Konsorten kollaboriert haben….

      Wer hätte fast 100 Jahre nach Noskes Mord- und Schandtat an Rosa & Karl gedacht, dass ein deutscher SPD-Bundeskanzler wieder einen auf Noske macht – frei nach dem Motto „Einer muss ja der Bluthund sein“ (Zitat: Noske, SPD, Ermordung von Liebknecht & Luxemburg im Auftrag der SPD)…

      Zynischer Gruß
      Bernie

  5. Genauso wenig wie man als Ausländer auf die Idee kommen würde, sich nach Sachsen, wo hinter jedem Baum ein Nazi sitzt, zum kulturellen Austausch zu begeben, wird sich wohl kaum ein Deutscher „wegen Kant“ auf den Weg in ein Gebilde machen, dessen Bewohner glauben, sich im Krieg mit uns zu befinden. Ab einem gewissen Punkt gab es auch keinen Reiseverkehr mehr nach Nazideutschland und zu den Wagnerfestspielen, wenn man von ein paar unbelehrbare Nazi-Verehrern wie Charles Lindbergh einmal absieht. In jedem Fall hat der Durchnittsdeutsche im Gegensatz zu ein paar arbeitsscheuen Rentnern alles andere mit seinen kostbaren Urlaubstagen vor, als seine Zeit in Karaļauči (unter der zusätzlichen Gefahr der Geiselnahme) zu verschwenden. Was hat der Autor nur geraucht?

    phz

    1. Bin ziemlich oft in Sachsen.Hab da viele Ausländer getroffen.Auch welche,die sich für deutsche Kultur interessieren.Die Ausländer,die glauben,in Sachsen genauso ungestraft morden und vergewaltigen zu können wie im Westen der BRD,die sind allerdings nicht willkommen!
      Was den Aufenthalt in Kaliningrad betrifft,so fährt einer meiner Brüder regelmäßig dort hin.Dort lebt die Verwandschaft seiner aus der Ukraine stammenden Frau.Diese sind allerdings schon vor dem Nazi-Putsch 2014 aus Iwano-Frankowsk weg,weil sie den seit 2004 immer dreister werdenden Bandera-Faschisten schon damals nichts Gutes zutrauten…Von Geiselnahmen hat er mir nichts berichtet.
      Wenn ich in Sachsen meine Enkel besuche,bin ich im Haus ihrer Mutter,einer Polin, herzlich willkommen.Auf dem Rückweg besuche ich alte Freunde in der sächsischen Schweiz.Diese erzählen begeistert von den eigenen Enkeln und ihrer Schwiegertochter.Diese stammt aus Indonesien und fühlt sich unter den Sachsen sichtlich wohl.Nazis habe ich bisher hinter keinem Baum gefunden.Kann es sein,dass sie den westdeutsch sozialisierten Berufslügnern in den Mainstream-Medien auf den Leim gegangen sind?Fahren sie doch einfach mal hin und machen sie sich selber ein Bild…

    2. Dessen Bewohner glauben nicht, sich mit uns im Krieg zu befinden. Das ist das, was man solchen Menschen wie Dir glaubhaft machen will….

      Auch haben die Menschen da kein Problem mit dem Namen Königsberg. Im Gegensatz zu den Polen, die sich für alte deutsche Namen ihrer Städte in Grund und Boden schämen.

  6. Lieber Autor, es tut mir Leid, ihren Bericht zu ‚versauen‘.
    Ihre Intension mit den alten deutschen ‚Grenzen’sind berechtigt, aber wie sollen die Menschen in den Regionen danach handeln?
    Wie sollen Menschen eine ‚mutmässige‘ journalistische Arbeit im Wust der Journalisten aufnehmen?
    Das ist und bleibt der „demokratischen Institutionen“ vorbehalten.
    Alles hat ein Ende, nur das Resultat ist nicht klar!

  7. Ein schön zu lesender Artikel überaus geprägt von einem rührenden Humanismus. Der hat leider gegen die von den Medien geschürte Kriegshysterie keine Chance die Mehrheit der Bevölkerung zu erreichen. Die westlichen Medien haben es verstanden durch eine Art Interaktion mit den interessierten relevanten Kreisen, die alleinigen Taktgeber in den Beziehungen zu Russland zu sein.
    Mit Dollars bzw. Euro werden Regierung manipuliert oder mit Drohungen und Nötigungen eingeschüchtert. Es scheint auch, dass der größte Teil der Wissenschaft vor lauter Angst die Hosen voll hat. Oder die Eggheads haben selbst korrumpiert.

    Wenn die Amerikaner nicht bald ein Machtwort sprechen, werden diesen der Taktstock entgleiten.
    Dann werden die Gutmenschen dafür sorgen, dass für eine vernünftige Lösung zu spät sein wird.
    Die wertegeleiteten Instutionen der Westeuropäer bereiten schon die nächste Steigerung der Hysterie vor. Der Weg zu einem Frieden wird immer schmäler.
    Die Eingabe der CSU in der Westeuropäischen Union wird ein Rohrkrepierer. Das Scholz das nicht bemerkt und munter drauflos in die gleiche Kerbe haut, grenzt an eine Art Selbstüberschätzung und übersteigertem Selbstbewustsein.
    Ab wann werden Kriegsverbrechen etc. geahndet? Ab wann die unbeschränkten Reparationen?
    Ab wann müssen zerbomdte Länder von den Feinden wieder aufgebaut werden? Die Antwort sollten sich hauptsächlich deutsche Regierungsstellen überlegen. Die BRD mit einem Beschluss auch zur Kasse gebeten werden.
    Scholz und mit dem die deutsche Bevölkerung kann von Glück sagen, dass nicht alle unterschrieben haben.

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