Luisa Maurer über das Sonntagsevangelium

"Euch schickt der Himmel!"

Veröffentlicht am 20.04.2024 um 12:15 Uhr – Lesedauer: 
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Trier ‐ Das heutige Sonntagsevangelium verbindet Luisa Maurer mit der 72-Stunden-Aktion des BDKJ, die an diesem Wochenende stattfindet. Trotz der Herausforderungen in der Welt glaubt sie, dass genau solche gemeinschaftlichen Projekte einen wichtigen Beitrag leisten – und sogar etwas Himmlisches bewirken.

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Mit rund 20 anderen Jugendlichen übernachtete ich drei Tage in einem Zelt und renovierte einen Platz für die Freiwillige Feuerwehr. Wir tüftelten einen Plan aus, schraubten Paletten-Möbel zusammen, verlegten Pflastersteine und organisierten zum Abschluss auf dem fertigen Platz ein Grillfest. Dass wir es gemeinsam am Ende tatsächlich schafften, darauf bin ich heute noch stolz. Das war der Beitrag der Katholischen Jugend Quierschied vor fünf Jahren bei der 72-Stunden Aktion, der Jugend-Sozialaktion des BDKJ (Bund der Deutschen Katholischen Jugend). "Euch schickt der Himmel" – heißt es an diesem Wochenende fünf Jahre später für die nächste Generation mehrerer tausend Jugendgruppen deutschlandweit.

Von Gemeinschaft, nämlich von einer Schafsherde, spricht Jesus auch im Evangelium. Zu seiner Herde zählt er nicht nur jüdische Personen, nicht nur den Inner-Circle (vgl. Joh 10,16a). Jesus macht deutlich: Wir gehören alle zur selben Herde. Aus Liebe zu dieser Schafsherde, gibt er alles, sogar sich selbst. Als Hirte unterstreicht Jesus, dass er jedes Schäfchen kennt (vgl. Joh 10,14).

In der Bibel finden sich viele Bilder, die beschreiben, wie Gott und seine Beziehung zu den Menschen sind. Vielleicht ist dieses Bild eines Hirten und seiner Herde eines der gemeinschaftlichsten. Nicht nur innerhalb der Herde und zwischen Hirten und Herde kommt es auf die Gemeinschaft an. Denn der gute Hirt Jesus beschreibt auch seine Beziehung zu seinem Vater und wie eng er mit ihm im Austausch steht (vgl. Joh 10,15). Er betont, dass er in seinem Sinne handelt (vgl. Joh 10,18b). Damit deutet er auf die Beziehung hin, die Gott in sich trägt. Vater, Sohn und Heiliger Geist sind in sich Kommunikation und haben Gemeinschaft schon untereinander. Das macht Gott für mich zu einem kommunikativen, gemeinschaftlichen Wesen. Wenn der Mensch also Abbild Gottes ist, ist er genau darauf ausgerichtet: In Gemeinschaft zu leben. Mit anderen Menschen und mit diesem Gott. Sich für diese Gemeinschaft einzusetzen, entspricht also im tiefsten Sinne der menschlichen Würde. Die 72-Stunden Aktion ist eine gute Gelegenheit dafür.

In unserer Welt scheint mir diese Gemeinschaft gerade sehr gefährdet. Kriege spitzen sich weltweit zu. Und auch in Deutschland machen sich demokratiefeindliche Strömungen breit. Natürlich können die tollsten Projekte, die dabei entstehen, keine Kriege beenden oder Rechtsextremismus von heute auf morgen aus der Welt räumen. Vielleicht sind solche Aktionen aber genau das, worauf es in diesen Tagen ankommt.

"Euch schickt der Himmel." Ja, ich glaube wo Menschen als Gemeinschaft unterwegs sind und sich in diesem Sinne füreinander und für eine Gemeinschaft mit diesem guten Hirten einsetzen, da ist vielleicht wirklich etwas Himmlisches am Werk.

Evangelium nach Johannes (Joh 10,11-18)

In jener Zeit sprach Jesus:
Ich bin der gute Hirt. Der gute Hirt gibt sein Leben hin für die Schafe.
Der bezahlte Knecht aber, der nicht Hirt ist und dem die Schafe nicht gehören, sieht den Wolf kommen, lässt die Schafe im Stich und flieht; und der Wolf reißt sie und zerstreut sie.
Er flieht, weil er nur ein bezahlter Knecht ist und ihm an den Schafen nichts liegt.
Ich bin der gute Hirt; ich kenne die Meinen und die Meinen kennen mich, wie mich der Vater kennt und ich den Vater kenne; und ich gebe mein Leben hin für die Schafe. Ich habe noch andere Schafe, die nicht aus diesem Stall sind; auch sie muss ich führen und sie werden auf meine Stimme hören; dann wird es nur eine Herde geben und einen Hirten. Deshalb liebt mich der Vater, weil ich mein Leben hingebe, um es wieder zu nehmen. Niemand entreißt es mir, sondern ich gebe es von mir aus hin. Ich habe Macht, es hinzugeben, und ich habe Macht, es wieder zu nehmen.
Diesen Auftrag habe ich von meinem Vater empfangen.

Die Autorin

Luisa Maurer arbeitet als Pastoralreferentin im Bistum Trier und ist Rundfunkbeauftragte des Bistums für den Saarländischen Rundfunk und das Deutschlandradio.

Ausgelegt!

Als Vorbereitung auf die Sonntagsmesse oder als anschließender Impuls: Unser Format "Ausgelegt!" versorgt Sie mit dem jeweiligen Evangelium und Denkanstößen von ausgewählten Theologen.